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2020er Dekade des „short tech, long commodities“

Veröffentlicht am 06.03.2022, 11:44
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Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Das ist mal ein Statement: Der Rockefeller Analyst Ruchir Sharma sieht in den 2020ern eine Dekade, in der Anleger Technologiewerte shorten und Rohstoffe kaufen sollten. Er führt dafür Superzyklen an, die nun für Rohstoffe sprächen.

In den vergangenen Jahren war die Marschrichtung an den Märkten klar: Technologiewerte (NYSE:XLK) sind die Zukunft versprechen die höchsten Renditen. Nun könnte ein neues Zeitalter vor uns liegen. Davon ist jedenfalls der Rockefeller Chair Ruchir Sharma überzeugt.

Sharma weist einen Beitrag für die Financial Times darauf hin, dass Technologiewerte im noch jungen Jahr 2022 mit am schlechtesten abgeschnitten hätten. Am besten hätten sich dagegen „altmodische“ physische Rohstoffe wie Metall und Energie entwickelt.

Sharma wer sich nicht der Vielzahl der Ökonomen anschließen, die diese Entwicklung mit einem steigenden Zinsniveau begründen. Zwar schade ein steigendes Zinsniveau Wachstumswerten tendenziell. Auch trage der Krieg in der Ukraine zu einem Anstieg der Rohstoffpreise bei. Die Ursachen sieht er jedoch woanders.

Technologie und Rohstoffe folgen entgegengesetzten Zyklen

Sharma weist auf ein Zyklusmuster hin, das sich über sehr lange Zeiträume erstrecke. Seiner Auffassung nach folgen Technologie und Rohstoffe entgegengesetzten Zyklen. Boomen Rohstoffe für Jahre oder Jahrzehnte, entwickeln sich Technologiewerte im selben Zeitraum schlecht et vice versa. 2001 habe die letzte Wende stattgefunden.

Sharma verweist auf langfristige Daten bis zurück in die 1920er Jahre. Diesen Daten zufolge entwickelten sich Rohstoffaktien in den 1950er und 1970er Jahren ausgesprochen gut. 1980 hätten diese Aktien etwa 60 % der gesamten Marktkapitalisierung des US Aktienmarktes ausgemacht. Technologiewerte lagen damals bei etwa 20 %.

Nach 1980 kam es zu einer Trendwende. Im Jahr 2000 lag der Anteil von Technologieaktien an Marktkapitalisierung bei 50 %. Rohstoffaktien machten lediglich noch 10 % aus.

Zur Jahrtausendwende ereignete sich Sharma zufolge die nächste zyklische Trendwende. Zunächst kam es durch den Zusammenbruch der Dotcomblase zu einem deutlichen Rückgang der Marktkapitalisierung im Technologiebereich. Aktuell machen Aktien aus diesem Sektor jedoch bereits wieder 40 % aus. Der Rohstoffsektor (NYSE:XLB) mache dagegen derzeit gerade einmal 5 % der US Marktkapitalisierung aus – ein Rekordtief und in der Lesart von Sharma der Hinweis auf erhebliches Potenzial nach oben.

Marktkapitalisierung bei Rohstoffen historisch niedrig – bei Technologie historisch hoch

Der Analyst sieht eine „Tech Manie“. Diese verliere an Fahrt, sobald bei Investoren die dämmere, Geld in unrentable Bereiche investiert zu haben. Sharma beziffert die Marktkapitalisierung unrentabler Unternehmen auf 2,6 Billionen USD. 85 % davon sind seiner Analyse nach auf den Technologiebereich zurückzuführen.

Gewissermaßen als Kronzeugen für die Tech Manie führt Sharma den Begriff Metaversum (der die zukünftige Version des Internets beschreibt) an. Bis Mitte 2021 hätten Unternehmen das Wort einhundertmal in Berichten verwendet – rund zehnmal so häufig wie ein Jahr zuvor.

Facebook (NASDAQ:FB) habe sich nicht zuletzt in Metaverse umbenannt, um davon zu profitieren. Die Metaverse Aktie erlitt im vergangenen Monat bekanntlich einen erheblichen Rückschlag. Auch bei anderen Technologieaktien habe bereits ein Rückgang der Kurse eingesetzt. Im Gegenzug seien Preise für physische Dinge wie Häuser, Autos, Energie, Baumaterialien etc. deutlich gestiegen.

Sharma bringt seine Vermutung von einer überbewerteten Entwicklung hin zu Technologie und Digitalisierung auf den Punkt: Auch die Generation der „Digital Natives“ benötige eine physische Unterkunft und wolle anders als oft angenommen nicht nur für Erlebnisse, sondern auch für greifbare Gegenstände leben.

In diesem Kontext erlaubt sich Sharma dann einen Seitenhieb auf die Politik. Deren oft grüne Ausrichtung habe es geradezu unzeitgemäß erscheinen lassen, in neue Ölfelder, Minen oder Aluminiumhütten zu investieren.

Im vergangenen Jahrzehnt seien die Investitionen in die Rohstoffproduktion ausgesprochen schwach gewesen. So hätten Energieunternehmen zum ersten Mal seit 1988 mehr Kapazitäten abgeschrieben als neu aufgebaut. Gleichzeitig verstärke der politisch gewollte Umbau der Wirtschaft die Nachfrage nach bestimmten Metallen wie Kupfer und Aluminium.

Der Rockefeller Chair merkt an, dass es im vergangenen Jahr kurzzeitig eine Besonderheit gegeben habe. Damals seien Rohstoff- und Technologie Aktien gleichzeitig gestiegen. Diese Entwicklung endete im November: Rohstoffaktien entwickelten sich gut, Technologieaktien brachen ein.

Das Fazit des Analysten: Die Welt investiert zu wenig in Rohstoffe und zu viel in Technologie. Das über 100 Jahre zu beobachtende Zyklusmuster setze sich nun wieder durch.

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