Sie wissen, bereits seit dem Jahr 2003 vergleiche ich die aktuelle Entwicklung mit der großen Seitwärtsbewegung in den 1960 bis 1980er Jahren in den USA. Dieser Vergleich hat in den vergangenen Jahren viele zuverlässige Prognosen ermöglicht. Die letzte längerfristige Prognose, die sich aus diesem Vergleich abgeleitet hat, stammt aus dem Jahr 2008. Kurz nach dem ersten großen Crash-Tief des Finanzmarktcrashs schrieb ich, dass der DAX auf 10.000 Punkte steigt.
Falls es Sie interessiert: Ich habe Ihnen diese Prognose, die am 14.Okt.2008 auf Börse-Online veröffentlicht wurde, im Anschluss an diesen Text angehängt. Es ist nämlich ganz lustig solche Prognosen nach so langer Zeit noch mal zu lesen. Eben weil einiges doch auch etwas anders gekommen ist als gedacht und man heute weiß, wie es sich tatsächlich entwickelt hat.
Ein erneuter Vergleich mit den 1960 bis 1980er Jahren
Heute zeige ich Ihnen dazu einen altbekannten Chart in etwas anderer Art und Weise. Denn mittlerweile geht es nicht mehr, wie in dem oben genannten Text, um die Seitwärtsbewegung, sondern darum, was dieser folgte:
Sie sehen hier, wie der Dow Jones mehr als 20 Jahre lang mit der 1.000-Punkte-Marke kämpfte. Durch die Darstellung der folgenden Rally erscheint die Seitwärtsbewegung etwas mickrig. Anhand der Zahlen an den oberen und unteren Begrenzungslinien des blauen Rechtecks können Sie erkennen, dass es in den 1970ern um Crashs ging, die den Index mal eben um knapp 50 Prozent einbrechen ließen. Und auch in der aktuellen großen Seitwärtsbewegung ist der Dow Jones von knapp 14.000 Punkten auf im Tief 7.000 Punkte und damit um 50 Prozent eingebrochen. Lassen Sie sich also von der Verzerrung durch den nachfolgenden Anstieg also nicht verunsichern.
Der Seitwärtsbewegung folgt eine grandiose Rally
Für uns heute interessanter ist, wie es im Anschluss an die Seitwärtsbewegung weiterging. Der Dow Jones schoss nach einem Retest der 1.000-Punkte-Marke in nur zwei Jahren auf 2.746 Punkten nach oben, bis dieser Anstieg durch den 1987er Crash gestoppt wurde. Auf diesen Crash komme ich gleich noch einmal zurück. Zunächst ist entscheidend, dass dieser Anstieg im Dow Jones etwas mehr als die dreifache Spanne der Seitwärtsbewegung betrug (dargestellt mit den gelben Rechtecken).
Der S&P500 als Vergleichsindex
Im aktuellen Dow Jones ist die Seitwärtsbewegung der vergangenen Jahre nicht klar begrenzt. Deswegen greife ich auf den S&P500 zurück, da hier ein Vergleich einfacher ist:
Sie erkennen, dass im S&P500 aktuell nach ca. 16 Jahren Seitwärtsbewegung ein Ausbruch stattfindet. Normalerweise kommt es nach einem Ausbruchsversuch aus einem solchen Rechteck zu einem Test der oberen Rechteckkante von oben. Das habe ich hier mit der rot gestrichelten Prognoselinie eingezeichnet. In den 1980er Jahren hat dieser Retest ein Jahr gedauert! Und so ist auch in der aktuellen Situation ersteinmal mit eine Konsolidierung zu rechnen!
Nehmen wir an, es kommt zu dieser Konsolidierung, die obere Begrenzung der alten Seitwärtsbewegung wird regelkonform getestet und danach steigen die Kurse dynamisch an. Dann müssen Sie damit rechnen, dass auch im S&P500 eine zu den 1980er Jahren vergleichbare Rally startet. Aber selbst wenn die Kurse ohne eine solche Konsolidierung ansteigen, kann es zu einer solchen Rally kommen.
Nimmt man auch hier die Spanne des Rechtecks als Grundlage für den weiteren Verlauf ergibt sich ein Kursziel bei 4.300 Punkten (siehe gelbe Rechtecke).
Zwischenfazit:
Wenn sich die Märkte weiterhin ähnlich der großen Seitwärtsbewegung in den 1960 bis 1980er-Jahren entwickeln, dann könnte uns nach dem gerade stattfinden Ausbruch eine explosive Rally erwarten, die alles, was die meisten Menschen sich vorstellen können, übertrifft. Auf den DAX übertragen würde das geschätzt einem Zielkurs von ca. 25.000 oder sogar 30.000 Punkten entsprechen und das (im Anschluss einer möglichen Konsolidierung) innerhalb von nur zwei Jahren! Was glauben Sie, was dann los ist? Wahrscheinlich wird dann ein großer Teil der auch nur entfernt aktienaffinen Menschen in Deutschland wieder Aktien im Depot haben!
Doch nach dieser potenziellen Rally oder besser nach dieser Blase lauert die Dunkelheit! Denn es könnte uns ähnlich wie 1987, im Anschluss an eine solche Blase, wieder ein heftiger Crash ereilen. Ein Crash, der wieder einmal die gerade eingestiegenen und sehr gierigen, aber schlussendlich doch unerfahrenen Anleger kalt erwischt. Der Auslöser dafür wäre wahrscheinlich, dass die Notenbanken aufgrund der Blasenbildung am Aktienmarkt die Zinsen anheben müssen.
Kein Einzelfall
Jetzt werden Sie sich fragen, ob das nicht maßlos überinterpretiert ist. Schließlich muss das ja nicht wieder so kommen wie in den 1980er Jahren.
Doch genau dieser Verlauf ist kein Einzelfall. Was wenige Menschen wissen: Der wohl größte Crash aller Zeiten, der 1929er-Crash, entstand ebenfalls nach einem Ausbruch aus einer mehr als 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung. Sehen Sie sich dazu folgenden Chart an:
Bevor wir zu dem Vergleich kommen, zunächst Folgendes: Damals ging es um die 100-Punkte-Marke, die den Dow Jones 20 Jahre lang begrenzte. In den 1970er war es die 1.000er Marke und die letzte Rally im Dow Jones endete im weiteren Bereich um die 10.000-Punkte-Marke. Ein interessanter Aspekt bei dieser Analyse.
Aber schauen Sie sich an, wie sich der Index zwischen 1900 und 1930 entwickelt hat. Nach einer langen Seitwärtsbewegung kam es zu einem Ausbruch. Auch hier wurde so ungefähr das Dreifache der Spanne der Seitwärtsbewegung nach oben draufgelegt. Und auch hier folgte ein Crash, der sicherlich weitaus dramatischer war als der 1987er-Crash, denn er führte die Kurse wieder an das Tief der vorherigen Seitwärtsbewegung. Festzuhalten bleibt jedoch, dass ein grundlegendes Muster zu erkennen ist.
Wiederholt sich die Geschichte ein drittes Mal?
Wir müssen uns also fragen, ob sich die Geschichte gerade ein drittes Mal wiederholt. Folgt der Seitwärtsbewegung der vergangenen 16 Jahre eine massive Rally? Und wird dieser Rally wieder Grundlage für einen Crash? Wiederholt sich die Geschichte damit ein drittes Mal?
Es gibt einige Punkte, die dafür sprechen. So zum Beispiel die weltweit niedrigen Zinsen, die in der Lage sind, eine solche Hausse zu initiieren. Aber es gibt andererseits natürlich keine Garantie dafür, dass es wieder so kommen wird. Sie wissen, an den Börsen kann immer alles geschehen, auch das Gegenteil. Doch mit dieser Analyse im Hinterkopf, die Sie heute hier gelesen haben, werden Sie frühzeitig die Zeichen erkennen. Und dann hoffen wir, dass Sie in der Rally verdienen und rechtzeitig aussteigen, bevor es zu zum Crash kommt.
Jochen Steffens
GmbH Stockstreet