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Aktienrückkäufe und das Ende des Wirtschaftsbooms

Veröffentlicht am 20.02.2019, 09:47
Aktualisiert 14.05.2017, 12:45

Vor etwa einem Monat hatte ich über rekordhohe Aktienrückkäufe berichtet und über die Gefahren, die damit einhergehen. Insbesondere schaffen einige Unternehmen damit keinen Mehrwert für die Aktionäre, sondern sie vernichten sogar Wert (siehe „Aktienrückkäufe auf Rekordniveau – Gefahren in den Bilanzen“). Jüngst hat das Handelsblatt dieses Thema auch noch einmal aufgegriffen und weitere sehr interessante Zahlen geliefert.

75 % der US-Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück
Demnach kaufte im vergangenen Jahr nur noch jede vierte börsennotierte US-Firma keine eigenen Aktien zurück. Und Experten sind sich sicher, dass 2018 rund ein Drittel des Anstiegs der Konzerngewinne auf diesen Effekt zurückging. So weit ist das erst einmal unproblematisch. Denn durch den Rückkauf von Aktien wird natürlich die Nachfrage erhöht und somit der Aktienkurs gestützt. Zudem wird die Aktienanzahl reduziert, womit sich der Gewinn auf wenige Anteile verteilt und die fundamentale Bewertung attraktiver wird. Beides ist vorteilhaft für die Aktionäre.

So hat Apple (NASDAQ:AAPL) mit Aktienrückkäufen Geld verbrannt
Doch bei manchen Unternehmen führten die Rückkäufe zu grotesken Entwicklungen. So zog zum Beispiel Apple in nur vier Jahren 20 % seiner Aktien ein. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten kaufte der iPhone-Konzern für umgerechnet 61 Milliarden Euro eigene Aktien - mehr als jedes andere Unternehmen auf der Welt. Zudem wurden 11,5 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet. Zusammengenommen waren das allerdings rund 17,8 Milliarden Euro mehr, als Apple im selben Zeitraum an Cashflow erwirtschaftete. Für die Rückkäufe musste also auf das Cash-Polster zurückgegriffen werden.

Auch das wäre noch nicht problematisch, wenn die Aktien zu sehr günstigen Kursen zurückgekauft worden wären. Doch Apple kaufte im vergangenen Jahr zu einem Durchschnittskurs von knapp über 180 Dollar zurück. In der Spitze wurden sogar 200 Dollar pro Aktie bezahlt. Und bei einem aktuellen Kurs von 170 Dollar je Aktie hat Apple mit den Rückkäufen Geld verbrannt. Und das ist ein klarer Nachteil für die Aktionäre.

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Wenn die weiteren Perspektiven so rosig wären wie in den vergangenen Jahren und es klare Anzeichen dafür gäbe, dass der Aktienkurs bald wieder deutlich nach oben durchstartet, hätten sich die Käufe vielleicht doch noch gelohnt. Doch aktuell scheint der Markt für Apple-Produkte etwas gesättigt. Zumal auch der Handelsstreit mit China derzeit weiteres Wachstum verhindert. Und neue große Innovationssprünge hat es schon länger nicht gegeben. Daher wäre das Geld bei der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Apple vielleicht besser aufgehoben gewesen.

Apple ist kein Einzelfall
Apple ist aber kein Einzelfall. Auch der Chiphersteller Qualcomm (NASDAQ:QCOM) griff für seine Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen auf Cash-Bestände zurück. In den vergangenen zwölf Monaten flossen 22 Milliarden Dollar in Aktienrückkäufe und weitere 3,3 Milliarden Dollar in Dividenden. Dem stand ein Liquiditätszufluss von gerade mal drei Milliarden Dollar gegenüber.

Man könnte diese Liste von wenig kreativer Mittelverwendung unendlich weiterführen. Und am Ende käme man zu dem Ergebnis, dass bei den 500 größten US-Konzernen die gesamten Aktienrückkäufe (511 Milliarden Euro) und Dividendenzahlungen (306 Milliarden Euro) der ersten drei Quartale des vergangenen Jahres den von den Firmen im selben Zeitraum erzielten Überschuss beim Cashflow (804 Milliarden Euro) überstiegen. Es handelt sich also um ein Massenphänomen.

Auch europäische und deutsche Unternehmen haben Wert vernichtet
Um derartige Mittelverwendungen und zum Teil Vermögensverschwendungen zu finden, muss man aber gar nicht erst über den großen Teich schauen. Denn auch europäische und deutsche Konzerne folgten den US-Beispielen. Deutsche Konzerne haben im abgelaufenen Jahr immerhin für 8,6 Milliarden Euro eigene Aktien zurückgekauft. Das ist zwar bei weitem nicht so viel wie bei ihren US-Pendants, aber so viel wie zuletzt vor der Finanzkrise.

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Covestro (F:1COV) hat dabei vielleicht am weitesten danebengegriffen. Der Chemiekonzern kaufte seit November 2017 eigene Aktien im Wert von fast 1,5 Milliarden Euro zurück – knapp 10 % des Grundkapitals. „Ziel des Aktienrückkaufprogramms war es, Wert für unsere Aktionäre zu schaffen“, stellte Finanzvorstand Thomas Toepfer klar. Tatsächlich kosten Covestro-Aktien heute (rund 50 Euro) allerdings 40 % weniger als Anfang November 2017 (rund 83 Euro).

Aber auch Siemens (DE:SIEGn) hat mit seinen „kursstützenden“ Maßnahmen keinen Mehrwert für seine Aktionäre geschaffen. Das Unternehmen kaufte in den vergangenen drei Jahren für drei Milliarden Euro Aktien zu einem Durchschnittspreis von 111 Euro zurück. Aktuell kostet eine Aktie 94 Euro.

Nestlé: Aktionärsgeschenke auf Pump
Bei Nestlé (SIX:NESN) führte der Irrsinn am Ende laut Handelsblatt sogar zu einer höheren Verschuldung. In den vier Quartalen bis Juni 2018 kaufte der Nahrungsmittelkonzern demnach eigene Aktien im Wert von 6,1 Milliarden Euro zurück. Noch mal so viel floss in Form von Dividende an die Aktionäre. Insgesamt wurden also 12,2 Milliarden Euro ausgegeben. Der Cashflow betrug aber nur 9,4 Milliarden Euro. Die Nettoverschuldung stieg binnen eines Jahres von 20,8 auf 25,3 Milliarden Euro. Immerhin konnte der Aktienkurs dennoch zulegen.

Rückkauf eigener Aktien für Firmenübernahmen?
In der Analyse vom 22. Januar schrieb ich, dass viele Konzerne auch deshalb eigene Aktien zurückgekauft haben, um damit Firmenübernahmen zu finanzieren. Dazu erreichte mich eine Leser-Mail: „Für mich bedeutet Rückkauf eigener Aktien eine Geldausgabe, Geld welches dann für Firmenübernahmen nicht mehr zur Verfügung steht“, schrieb die Leserin und bat um Aufklärung.

Sehr oft werden bei Firmenübernahmen in der heutigen Zeit keine Geldzahlungen mehr geleistet, sondern der Kaufpreis durch einen Aktientausch geleistet. Dazu zwei aktuelle Beispiele:

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Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein Zusammenschluss von Barrick Gold (NYSE:GOLD) und Randgold Resources (LON:RRS) zum weltgrößten Goldkonzern gemeldet. Der Deal soll im ersten Quartal 2019 abgeschlossen werden, ist 18,3 Mrd. US-Dollar schwer und erfolgt über einen Aktientausch.

Auch bei der Fusion von Linde (DE:LING) und Praxair wurden Aktien getauscht. Dazu hat Linde kürzlich gemeldet, das eigene Aktienrückkaufprogramm um 6 Mrd. US-Dollar zu erhöhen. Im Artikel vom Handelsblatt ist dazu zu lesen, dass Linde damit sogar das größte Programm in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beschlossen hat und 15 % seiner Aktien aufkaufen wird.

Typisches Verhalten am Ende eines Wirtschaftsbooms
Um sich für mögliche Übernahmen zu rüsten, werden wohl auch einige US-Unternehmen – auch aufgrund der Steuerreform – Geld aus dem Ausland zurückgeholt und damit eigene Aktien zurückgekauft haben, um diese dann gegebenenfalls als Zahlungsmittel verwenden zu können. Das ist auch grundsätzlich nicht problematisch, es sei denn, diese Rückkäufe erfolgen zu Höchstkursen. Und das scheint aktuell der Fall zu sein.

Zudem können hohe Aktienrückkäufe auch ein Anzeichen dafür sein, dass die Unternehmen keine sinnvollen anderen Investitionsmöglichkeiten mehr sehen. Dies schrieb ich ebenfalls schon in der Analyse vom 22. Januar. Und passend dazu zitierte nun das Handelsblatt Herrn Philipp Immenkötter vom Vermögensverwalter Flossbach von Storch: „Die steigende Zahl an Rückkäufen signalisiere, dass die Unternehmen nicht wissen, in was sie noch investieren können. Ihnen fehle darüber die nötige Kreativität für neue Ideen.“ Und weiter: „Beides ist typisch am Ende eines Wirtschaftsbooms, wenn Übernahmen sehr teuer sind“.

Fazit
Blickt man auf die Kursentwicklungen der Aktienindizes und die aktuellen Wirtschaftsdaten, dann signalisieren auch diese aktuell ein herannahendes Ende des Wirtschaftsbooms. Zusammen mit den wenig kreativen Mittelverwendungen der Unternehmen ergibt sich damit ein Bild, das mich weiterhin vorsichtig sein lässt. Im DAX haben wir mit der SKS-Formation bzw. dem Diamanten bereits mögliche Top-Formationen gesehen. Und die US-Indizes könnten mit der großen Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau gerade ebenfalls ein Top ausbilden.

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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

Aktuelle Kommentare

Vergisst man hier irgendwo, dass das Geld nicht nur aus operativ generiertem Cashflow stammen muss sondern auch aus dem Geld der Notenbanken für Käufe von Unternehmensanleihen? Dennoch signalisiert dies dennoch mangelnde Kreativität für Investitionen. Wie wäre es, auch mal mehr Geld an die Mitarbeiter auszuschütten? Oder Umweltprogramme zu fördern oder die Rahmenbedingungen in Entwicklungsländern, die Rohstoffe liefern?
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