Sind Unternehmen zu optimistisch für die aktuelle Lage?

Veröffentlicht am 29.01.2025, 07:13
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Das folgende Schaubild verdeutlicht die starke Verbindung zwischen der jährlichen Entwicklung von Small- und Mid-Cap-Aktien und dem NFIB-Index für das Vertrauen der Kleinunternehmen. Unternehmer neigen dazu, eher konservativ zu agieren und schätzen politische Rahmenbedingungen, die Wirtschaftswachstum fördern, Bürokratie abbauen und steuerliche Entlastungen bieten.

Wir gehen davon aus, dass die nächste Veröffentlichung des NFIB-Index einen deutlichen Anstieg zeigen wird – ausgelöst durch einen spürbaren Vertrauensschub bei Kleinunternehmern. Dieser Optimismus dürfte sich positiv auf die Investitionsausgaben, die Beschäftigung sowie das Lohnwachstum auswirken.

Es ist wenig überraschend, dass der NFIB-Vertrauensindex seit der Wahl von einigen der niedrigsten Werte der letzten vier Jahre auf neue Zwischenhochs geklettert ist.

NFIB Confidence Index (Stimmungsindex)

Aber es sind nicht nur die Kleinunternehmer, die wieder mehr Zuversicht zeigen – auch die CEOs großer Unternehmen blicken deutlich optimistischer in die Zukunft.

Wie wir bereits dargelegt haben, gibt es – wenig überraschend – eine klare Verbindung zwischen der Stimmung der Unternehmensführer und der jährlichen Entwicklung an den Finanzmärkten. Wenn das Vertrauen wächst, zieht das oft auch eine positive Dynamik an den Märkten nach sich. Umgekehrt gilt dasselbe: Schwächelt das Vertrauen, spiegelt sich das häufig in einem Rückgang der Marktperformance wider.

CEO-Vertrauen

Der jüngste Anstieg des Optimismus ist kaum überraschend, vor allem angesichts der vielen unternehmensfeindlichen Maßnahmen und Vorschriften der früheren Regierung. Mit der Aussicht auf die Abschaffung oder Lockerung zahlreicher regulatorischer Hürden „fühlen“ sich Unternehmer heute deutlich selbstsicherer, was die Zukunft ihrer Unternehmen angeht.

Ich habe das Wort „fühlen“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn genau darum geht es hier: Viele Indikatoren wie der NFIB-Index, CEO-Umfragen, das Verbrauchervertrauen und andere Konjunkturumfragen basieren in erster Linie auf der wahrgenommenen Stimmung.

Zwar spielt die Stimmung zweifellos eine wichtige Rolle bei unternehmerischen Entscheidungen, doch die wirtschaftliche Realität kann diese Wahrnehmung schnell ins Wanken bringen. Anders gesagt: Optimismus allein reicht nicht – er muss durch tatsächliche Verbesserungen in der Wirtschaft untermauert werden, damit er langfristig Bestand hat.

Führt Vertrauen zu Handeln?

Das Gleichgewicht zwischen Stimmung und harten Daten ist entscheidend, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung geht.

Ein gutes Beispiel dafür sind Kleinunternehmer, die sich unter der neuen Regierung voller Zuversicht über die wirtschaftlichen Aussichten zeigen. Doch wenn die Nachfrage nach ihren Produkten, Waren und Dienstleistungen nicht steigt, fehlt der Grund, neue Mitarbeiter einzustellen. Das nachfolgende Diagramm veranschaulicht diese Dynamik: Es zeigt den erwarteten Beschäftigungszuwachs in den kommenden drei Monaten im Vergleich zu den tatsächlichen Neueinstellungen in den vorangegangenen drei Monaten. Die Lücke zwischen Erwartungen und Realität spricht für sich.

NFIB Beschäftigung vs Einstellungen

Diese Diskrepanz entsteht, weil trotz optimistischer Wirtschaftsdaten – wie den Regierungsberichten zur Beschäftigung und zum BIP – die tatsächliche Nachfrage in vielen kleinen und mittleren Unternehmen hinter den Erwartungen zurückbleibt. Das nächste Diagramm illustriert eine ähnliche Diskrepanz: Es vergleicht den erwarteten Umsatz im kommenden Quartal mit dem tatsächlichen Umsatz im vorangegangenen Quartal.

NFIB Erwartete und tatsächliche Umsatzzahlen

Die optimistische Stimmung der Unternehmer nach der Amtseinführung könnte schnell kippen, wenn die tatsächlichen Umsätze ausbleiben. Hoffnung allein reicht nicht aus, um Beschäftigung dauerhaft zu steigern. Ob neue Arbeitsplätze geschaffen werden, hängt letztlich davon ab, ob die Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen wächst.

Das Gleiche gilt für Investitionen. Kapitalausgaben (CapEx) sind ein zentraler Treiber für Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und steigende Löhne. Private Investitionen spielen zudem eine wichtige Rolle bei der Berechnung des BIP und korrelieren eng mit den Zyklen der Wirtschaft.

Reale Brutto-Investitionen des Privatsektors vs. BIP

Die jüngste NFIB-Umfrage zeigt, dass die Investitionserwartungen der Unternehmer eines der höchsten Niveaus aller Zeiten erreicht haben. Doch auch hier gilt: Wenn das zugrunde liegende Wirtschaftswachstum nicht anzieht, um diese Erwartungen zu stützen – sei es durch steigende Umsätze oder eine erhöhte Nachfrage – könnten die Pläne für Investitionen schnell wieder zurückgenommen werden.

NIFB CapEx vs GDP

Ob diese optimistischen Erwartungen Wirklichkeit werden, hängt letztlich von einem entscheidenden Faktor ab: dem Verbraucher. 

Kann der Verbraucher die nötige Nachfrage liefern?

Private Konsumausgaben (PCE) machen fast 70 % der BIP-Berechnung aus – sie sind also der Motor der Wirtschaft. Anders gesagt: Wenn die Verbraucher keine ausreichende Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen generieren, werden unternehmerische Pläne schnell ins Wanken geraten.

Zwar stieg das Verbrauchervertrauen nach der Amtseinführung von Trump, doch blieb es deutlich hinter dem Optimismus der Unternehmen zurück. Bemerkenswert ist jedoch, dass der PCE-Wert in den letzten zwei Jahren stabil blieb und auf dem Niveau der historischen Normen lag. Ohne ein spürbares Wachstum bei Beschäftigung und Löhnen dürfte dieser Wert allerdings nicht stark genug anziehen, um die hohen Erwartungen an die Nachfrage zu erfüllen.

Verbrauchervertrauen vs. Reale PCE

Dafür gibt es einige Gründe:

Stagnierende Einzelhandelsumsätze

Der Einzelhandelsumsatz hat sich in den letzten Jahren – insbesondere seit den pandemiebedingten Umstellungen – kaum bewegt. Solche „flachen“ Phasen treten häufig vor Rezessionen auf und sind oft ein Zeichen nachlassender Verbrauchernachfrage.

Reale Einzelhandelsumsätze

Rückgang der Vollzeitbeschäftigung

Vollzeitbeschäftigung ist ein Schlüsselfaktor für die Verbrauchernachfrage, da sie für ein stabiles Einkommen sorgt und Haushalte dazu befähigt, mehr auszugeben. Leider zeigt sich in den letzten Monaten ein Rückgang der Vollzeitbeschäftigung, was auf eine schwächere Nachfrage hindeutet.

Das untenstehende Schaubild veranschaulicht, wie die Vollzeitbeschäftigung als Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung rückläufig ist. Historisch gesehen passiert so etwas meist nur vor einer Rezession – und kaum je in einer Phase, die von einem „starken Arbeitsmarkt“ geprägt sein sollte.

Vollzeitbeschäftigung als Prozentsatz der Bevölkerung

Verhaltenes Lohnwachstum

Mit sinkender Vollzeitbeschäftigung wird es unwahrscheinlicher, dass die Löhne spürbar steigen. Ohne Lohnwachstum wird es für die Wirtschaft schwerer, die Verbrauchernachfrage anzukurbeln. Dazu kommt, dass viele Löhne mit der Inflation nicht mithalten konnten, was die Kaufkraft zusätzlich belastet und den wirtschaftlichen Spielraum der Verbraucher weiter einschränkt.

VPI vs Löhne

Das heißt allerdings nicht, dass sich diese Trends nicht umkehren könnten. Eine solche Wende würde jedoch eine deutliche Entlastung beim Inflationsdruck, sinkende Zinssätze und steigende Einkommen sowie eine Erholung am Arbeitsmarkt erfordern.

Angesichts der aktuellen Daten besteht jedoch das Risiko, dass die hohen Erwartungen der Unternehmen enttäuscht werden, da die „Vertrauenslücke“ zwischen Unternehmern und Verbrauchern weiter besteht.

Wir werden dieses Phänomen genauer analysieren, sobald neue Daten vorliegen.

Wie wir uns positionieren

In Zeiten, in denen sich das wirtschaftliche Umfeld schnell verändert – sei es durch neue politische Rahmenbedingungen oder globale Entwicklungen – gibt es einige bewährte Ansätze, die Anleger beachten sollten:

  1. Beobachten Sie das Verbrauchervertrauen: Ein Anstieg des Verbrauchervertrauens mag kurzfristig positiv erscheinen, kann aber schnell in Enttäuschung umschlagen, wenn die zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten dem Optimismus nicht gerecht werden.

  2. Fokus auf Fundamentaldaten: Ein Markt, der mehr von Spekulation als von tatsächlichen Unternehmensgewinnen oder solidem Wirtschaftswachstum getragen wird, ist anfälliger für Rückschläge. Es lohnt sich, auf die Substanz hinter den Kursbewegungen zu achten.

  3. Diversifizieren Sie Ihr Portfolio: In Zeiten, in denen sich unterschiedliche Marktbereiche unterschiedlich entwickeln, kann ein diversifiziertes Portfolio helfen, Schwankungen auszugleichen und Verluste in bestimmten Sektoren zu minimieren.

  4. Bereiten Sie sich auf Korrekturen vor: Historisch gesehen kehren die Märkte immer wieder zu den wirtschaftlichen Fundamentaldaten zurück. Anleger, die auf mögliche Rückschläge vorbereitet sind, können sich vor größeren Verlusten schützen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Korrektur oder Rezession unmittelbar bevorsteht. Es zeigt vielmehr, wie wichtig es ist, das Risiko im Portfolio zu überwachen und anzupassen. Sollten Marktschwankungen zunehmen, kann ein klarer Risikomanagement-Plan dabei helfen, das Portfolio vor unerwarteter Volatilität zu schützen.

Wenn Sie derzeit am Aktienmarkt investiert sind, können Sie das Risiko durch einige gezielte Maßnahmen überschaubar halten:

  1. Passen Sie Stop-Loss-Levels an: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Stop-Loss-Marken und setzen Sie sie auf aktuelle Unterstützungsniveaus, um Verluste zu begrenzen.
  2. Sichern Sie Ihr Portfolio ab: Nutzen Sie Strategien wie Absicherungen, um bei größeren Marktrückgängen geschützt zu sein.
  3. Nehmen Sie Gewinne mit: Reduzieren Sie Positionen, die bereits hohe Gewinne erzielt haben, und realisieren Sie Profite.
  4. Trennen Sie sich von Verlustbringern: Verkaufen Sie Nachzügler oder Positionen, die dauerhaft schwach sind.
  5. Erhöhen Sie Ihre Liquidität: Bauen Sie Barmittel auf und bringen Sie Ihr Portfolio wieder auf die angestrebte Gewichtung.

Das Wichtigste ist, Ihr Kapital zu erhalten. Denn wenn Ihr Kapital verloren geht, ist Ihre Fähigkeit, langfristig am Markt teilzunehmen, massiv eingeschränkt. Denken Sie immer daran:

  • Kapitalerhalt hat Priorität: Der Schutz vor großen Verlusten ist wichtiger, als den Markt kurzfristig schlagen zu wollen.
  • Rendite und Risiko müssen in Balance sein: Setzen Sie auf eine Rendite, die zumindest mit der Inflation Schritt hält, und vermeiden Sie überzogene Erwartungen wie jährliche Zuwächse von 8 %, 6 % oder gar 4 %.
  • Risiko und Rendite sind eng verbunden: Höhere Renditen erfordern ein höheres Risiko – und das führt oft zu enttäuschenden Ergebnissen.
  • Zeit ist wertvoller als Geld: Verlorenes Kapital kann man theoretisch zurückgewinnen, verlorene Zeit jedoch nie. Investieren Sie deshalb sinnvoll und effizient.
  • Passen Sie Ihr Portfolio an Ihre Lebensphase an: Wenn Ihr Anlagehorizont – z. B. wegen einer bevorstehenden Pensionierung – nur noch fünf Jahre beträgt, sollte Ihr Portfolio nicht auf einen 20-jährigen Zeithorizont ausgelegt sein. Ein zu hohes Risiko kann in solchen Fällen zu katastrophalen Ergebnissen führen.

Portfoliogewichtung

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