Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Um das Edelmetall Silber ist es in den letzten Monaten recht ruhig gewesen. Während Gold von geopolitischen Krisen profitiert und Industriemetalle wie Kupfer oder Zink aufgrund der stark steigenden Beliebtheit der Elektromobilität gesucht werden, führte Silber zuletzt eher ein Schattendasein. Dabei ist auch dieser Rohstoff einen Blick wert.
Industrie- und Edelmetall zugleich
Das Besondere an Silber ist sicherlich die Bedeutung in zwei unterschiedlichen Kategorien: Als Industriemetall wird Silber zum Beispiel in der Automobilbranche benötigt und kommt dort unter anderem bei Katalysatoren zum Einsatz. Hier wird die Nachfrage zweifelsfrei durch die Weltkonjunktur beeinflusst. Aber auch die Schmuckindustrie (verbunden mit dem zunehmenden Wohlstandsniveau vor allem in den Schwellenländern) kurbelt die Nachfrage nach dem Rohstoff an.
Gleichzeitig gilt Silber jedoch auch als wertstabil und wird deshalb in Krisenzeiten als sicherer Hafen gesucht. Ähnlich wie Gold wird das Edelmetall mit seiner Wertaufbewahrungsfunktion seitens der Investoren gesucht. Geopolitische Krisenherde wie Nordkorea beeinflussen die Notierungen generell. Anleger horten das glänzende Metall als physische Anlage oder in Form von Verbriefungen im Depot zur Absicherung in Zeiten drohender Wirtschaftskrisen.
US-Zinswende drückt auf die Stimmung
Auf der anderen Seite belastet die eingeläutete US-Zinswende die Edelmetalle. Die starken Konjunkturdaten in Amerika machen weitere kleine Zinsanhebungen der US-Notenbank wahrscheinlich. Auch der Startschuss zum Abbau der riesigen Wertpapierbestände der Fed ist so gut wie sicher (am morgigen Abend tagt die US-Notenbank hierzu). Der Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik nimmt zumindest in den USA Gestalt an.
Die damit verbundenen steigenden Zinsen sind generell Gift für die (zinslose) Anlage in Edelmetalle, da die Opportunitätskosten steigen. Die entgegengesetzten, fundamentalen Einflüsse machen eine Entscheidung für oder gegen Edelmetalle momentan nicht leicht. Ein Blick auf die Charttechnik macht vor diesem Hintergrund Sinn.
Charttechnik: Baldige Stabilisierung möglich
Silber-Anleger hatten in den vergangenen sechs Monaten nicht viel zu Lachen. Trotz massiver Unsicherheiten an den globalen Märkten verzeichnete die Notierung tendenziell eher fallende Kurse. Vom Verlaufshoch im Juli 2016 sind die Notierungen mittlerweile weit entfernt. Der Silberpreis rutschte von 21 Dollar zeitweise auf 15,50 Dollar ab. In den letzten Wochen erholten sich die Kurse jedoch wieder etwas. Aktuell kostet eine Feinunze Silber 16,90 Dollar.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung von Silber seit Mitte 2016 dargestellt (in US-Dollar je Feinunze):
Interessant ist vor allem, dass die Notierung im Zuge der jüngsten Erholung wieder über die vorherige Abwärtstrendlinie gestiegen ist. Nach charttechnischen Kriterien hellt sich die Lage nach dem Bruch des Abwärtstrends auf. Gut möglich, dass sich das Edelmetall im Bereich zwischen 16,70 Dollar und 17 Dollar stabilisiert und von dort aus eine neuerliche Aufwärtswelle startet.
Bei 16,80 Dollar verläuft zudem eine wichtige Unterstützungslinie. Insofern könnten uns bald wieder steigende Silber-Notierungen bevorstehen. Der nächste charttechnische Widerstand besteht dagegen bei 18,50 Dollar. Ein echtes Stärke-Signal würde allerdings erst mit der Überwindung des genannten Widerstandes generiert werden.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski