Was für eine Achterbahnfahrt war das denn schon wieder? Erst treibt ein größer als erwarteter Rückgang der US-Erdöllagerbestände den Ölpreis steil nach oben. Doch dann kam das böse Erwachen. Die Ölproduktion stieg stark an, woraufhin Anleger ihre Longpositionen schnell abstießen und die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) verbilligte sich um mehr als 1 Dollar auf 57 Dollar pro Barrel. Angesichts des heutigen OPEC-Gipfels waren Investoren aber sowieso nicht Willens an ihren Positionen festzuhalten - zu groß ist die Unsicherheit über den Ausgang.
Viele Analysten rechnen mit einer Verlängerung der Produktionskürzung der OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten um weitere neun Monate bis Ende 2018. Dieser Ausgang ist voll eingepreist, denn verschiedene Ölminister hatten sich in den letzten Monaten optimistisch bezüglich einer Verlängerung geäußert. Insofern könnten wir heute beim Ölpreis eine klassische „Buy the Rumour, Sell the News“ Reaktion sehen. Sollte sich das Ölkartell für eine Verlängerung um weniger als neun Monate entscheiden, darf mit einem massiven Abverkauf wegen den hohen Erwartungen gerechnet werden.
Aus Sicht der Markttechnik hat das WTI einen Schlüsselwiderstand bei rund 58,80 Dollar erreicht. Hier verlaufen zwei konvergierende Fibonacci-Extensions deren Ursprung auf Juni 2015 zurückzuführen ist. Zugleich hat der RSI eine negative Divergenz erzeugt, während der Ölpreis höhere Hochs erzielt hatte. Die Schlüsselunterstützung ist derweil bei 55 bis 55,30 Dollar angesiedelt. Ein breakdown dürfte die charttechnischen Aussichten des schwarzen Goldes deutlich eintrüben. Aufhellen würde sich das Chartbild hingegen erst bei einem Sprung zurück über 58,80 Dollar.