DAX Ausblick: Eine Warnung im Sommerhandel

Veröffentlicht am 16.08.2020, 14:46

Der Markt befindet sich weiter Mitten im signalarmen Sommerhandel. Im übergeordneten Bild zeigt sich beim DAX gefährliche dünne Luft oberhalb der 13k. In den USA steht der S&P500 hingegen seit Tagen vor seinem Allzeithoch und könnte ein kurzes Überschießen durchaus schon einplanen. Vielleicht komplett im Alleingang? Eine sehr große Zielmarke wartet wohl vor der Vollendung.

Blicken wir kurz auf das große übergeordnete Bild...

Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal(!) dar; seit 1990) ist dieses besondere 1. Halbjahr 2020 an den letzten zwei Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte und größeren Rezessionen, die jedoch nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase steht erst im zweiten Quartal und trotzdem wurde fast wieder der Ausgangspunkt erreicht. Wurde im Rekordtempo alles bereits durchstanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.

Die 11.6 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv. Unterhalb könnte die Tür zur 10.3 wieder geöffnet werden. Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten mindestens immer zwei Quartale.
DAX Quartalschart

Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn das "Schlimmste" am Aktienmarkt wirklich schon komplett durchgestanden wäre.

Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft.
DAX seit 25 Jahren

Der Blick zum DAX Kursindex (Wochenchart), wo der Index im Sommer einen wichtigen Kombiwiderstand (sma200, Retracement, Trendlinien) erreicht und bisher nicht überwinden konnte. Ein nachhaltiger Abpraller könnte auch im kleinen Zeitfenster eine 10-Prozent-Korrekur ermöglichen.
DAX Kursindex auf interessantem Niveau

Ergänzend dazu auch der Blick in die USA zum S&P500. Zu sehen als großer Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 wäre um 3.500 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion - 10 Jahre Korrektur - 10 Jahre Expansion - Fortsetzung im Muster?).
Der S&P500 seit 1990. Die Dimensionen der jeweiligen Ausprägungen ähneln sich.

Nachfolgend ebenso der Blick in den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession nun höher als im Bullenmarkt, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse wurde bei den Techs bisher noch nicht korrigiert.
Nasdaq Hausse ohne Korrektur

Nachfolgend noch eine Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX. Auffällig ist die starke Divergenz (größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem "breiten Markt". S&P500 und DAX notieren noch unter dem Allzeithoch.

Erwähnenswert wäre ebenso, dass die Divergenz Tech - Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Diesmal alles unvorstellbar?
Divergenz: Tech zu Breitem Markt

Wichtige Wochentermine:

Charttechnische Betrachtung:

  • Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.6 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 dürfte nach dem Gap-Close das Allzeithoch attackiert werden.
  • Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.

Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum übergeordneten Chartbild. Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +60% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.

Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war die Gap-Zone 13.240 aktiv, welche innerhalb meiner Sommerpause abgearbeitet werden konnte. Die letzten beiden Monatskerzen wurden vom Hochstand deutlich abverkauft und bildeten lange Dochte aus. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die letzten Gipfel der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Passender und interessanter Aspekt hierzu: Der MACD bildete eines seiner seltenen Verkaufssignale mit passendem Muster in den letzten 5 Jahren. Die August-Monatskerze muss nun schwächer ausfallen, wenn dieses Muster weiterhin Bestand haben soll.

Auf Monatssicht stellen die 12.180/.270 erste Unterstützungen dar. Sie bilden eine neutrale Range zur 13.030/.050, welche in der vergangenen Woche angelaufen werden konnte. Unterhalb folgen die 12k und das mittlere Bollingerband bei 11.900. Darunter wäre die 11.6 zu nennen, welche bei Bruch die Tür zur 11.3 und nachfolgend zur 10.850 und 10.550 (GD100) öffnet. Oberhalb der 13.030/.050 dürfte hingegen über die .240 die .400 angesteuert werden.

Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.

Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.

  • Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range zur 13.030/.050.
  • Widerstände: 12.910/.950 > 13.030/.050 > 13.165 > 13.190 > 13.240 > 13.314 > 13.400 > 13.500
  • Unterstützungen: 12.610 > 12.490 > 12.365/.315 > 12.255 > 12.180 > 12.125 > 12.095/.035 > 11.940 > 11.900 > 11.815 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.670 > 10.560/.525

Xetra-DAX Monatschart

Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo sich der DAX wieder unterhalb vom 2018-er Trend eingefunden hat und eine neutrale Range zu den gleitenden Durchschnitten um 12.1 bildet. Die .610 aktivierte in der Vorwoche die neutrale Range zur 13.030/.050, welche uns vorerst weiter begleiten wird. Die .680 & .610 stellen somit weiterhin den ersten wichtigen Wochensupport.

Oberhalb war eine Spanne über die die 12.750/.810/.910 aktiv. Im zweiten Schritt wäre weiterhin der 2018-er Trend bei 13.050 das Ziel. Darüber würde der Cluster zur 13.4 in den Fokus rücken.

Unterhalb der .680/.610 droht eine erste Eintrübung und abermals der Weg über die .530 zur .490. Darunter folgen die .365/.315 und .255. Bei Bruch wäre der sma200 bei 12.135 wieder zu nennen, wo die große übergeordnete Supportzone beginnt. Weitere relevante Unterstützungen wären 12.085, 12.050, 11.950 und 11.770/.680.

Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.

  • Oberhalb der 12.1k bleiben die Bullen stets im Vorteil.
  • Widerstände: 12.880 > 12.910 > 12.950/.975 > 13.030/.050 > 13.103 > 13.165 > 13.200/.240 > 13.314 > 13.400 > 13.500
  • Unterstützungen: 12.880 > 12.810 > 12.750 > 12.680 > 12.610 > 12.535 > 12.490 > 12.365/.315 > 12.255 > 12.180 > 12.135 > 12.085 > 12.050 > 11.950 > 11.815 > 11.757 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.860

Xetra-DAX Wochenchart

Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.

Kurzum für den Tageschart:

  • Der DAX konnte am Freitag den Support beim mittleren Bollingerband verteidigen. Es stellt zum Wochenauftakt bei 12.810 die erste wichtige Unterstützung.
  • Oberhalb bleibt die Spanne über die .880 zur .910. Darüber folgen die .950/.975, welche beim vollen Anlaufen die Tür zum 2018-er Trend bei 13.050 öffnen würden. Darüber könnte sich das Bild für den nächsten Cluster aufhellen. Erste Marken wären die .075/.103 und im 2. Schritt die .165.
  • Unterhalb der .810 - insbesondere als Startkurs - wäre eine erste Range zur .750 aktiv. Darunter folgt die Erweiterung zur .680 und der .610. Bei Bruch folgen die .530 und .490.

Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.

  • Widerstände: 12.880 > 12.910 - 12.950/.975 > 13.030/.050 > 13.075/.103 > 13.165 > 13.200/.240 > 13.314 > 13.400 > 13.500
  • Unterstützungen: 12.810 > 12.750 > 12.680 > 12.610 > 12.530 > 12.490 > 12.400 > 12.365/.315 > 12.255 > 12.180 > 12.135 > 12.085 > 12.050 > 11.950 > 11.815 > 11.757 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860

Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.

Xetra-DAX Tageschart

Xetra-DAX Stundenchart

Der Marktüberblick im Video:

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