Ausblick: Wie geht es nun weiter?

Veröffentlicht am 07.06.2020, 17:49

Eines steht mit Sicherheit bereits fest. Diese Zeiten werden in die Geschichtsbücher eingehen, nur der Name dieser neuen Epoche muss noch gefunden werden. Noch nie konnten die Notenbanken eine Rezession - erst recht nicht eine so starke und die Erdkugel umfassende - ausmerzen und somit zumindest an der Wall Street komplett ungeschehen machen. Der Nasdaq hat ein neues Allzeithoch erreicht, der S&P500 seine Januartiefs überwunden. Zeiten, wo die US-Arbeitslosenquote noch bei 3,5% lag und ein Wirtschaftswachstum von gut 2% erwartet wurde. Die Wall Street hat sich Dank der Notenbanken komplett von der Main Street und den Fundamentaldaten abgekoppelt. Kann dieses historische Experiment gelingen? Alle Rezessionen hatten eins gemeinsam, sie brauchten Zeit, immer Jahre, damit die Wirtschaft wieder heilen und gestärkt aus der Krise hervorgehen konnte. Nun wurde innerhalb weniger Wochen die V-Umkehr an der Wall Street geschaffen. Soll dies die bereits notwendige Heilung darstellen? Oder liegt der Patient nur mit Daumen nach oben gestreckt im Krankenhausbett, vollgepumpt mit Notenbank-Schmerzmitteln und merkt noch gar nicht, dass seine beiden Beine amputiert wurden und er so schnell gar nicht mehr eigenständig laufen werden kann?

Blicken wir kurz auf das große übergeordnete Bild...

Der Blick zur Saisonalität. Eine der bekanntesten Börsenweisheiten lautet "Sell in May and go away, but remember to come back in September.". Der nachfolgende Chart, wo der genannte Zeitraum Jahr für Jahr für die letzten 15 Jahre markiert wurde. Sehr häufig gab es zwischen Mai und September den stärksten Rücksetzer des Gesamtjahres; selbst innerhalb der Rekordhausse. Der Juni bildete dabei, als einer der schwächsten Börsenmonate (in den letzten 20 Jahren sogar der Schwächste) zumeist den Auftakt in genau diese Saisonalität. Diesmal war der Start in den Juni jedoch einer der stärksten überhaupt und das innerhalb einer starken weltweit-umgreifenden Rezession mit einer heftigen bullischen Gegenbewegung von über +55% im Rücken. Ist in diesem Jahr alles anders, oder bleibt uns diese "verrückte" Zeit, wo das noch laufende 1. Halbjahr von -40% eine Gegenbewegung von +55% brachte, in den nächsten Monaten doch noch mindestens genauso verrückt erhalten?

Sell in May and go away... - alles anders?

Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar; seit 1990) ist dieses besondere 1. Halbjahr an den letzten zwei Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte und Rezessionen, die nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Rezession und Marktphase steht erst in der 2. Quartalskerze und trotzdem fast wieder am Ausgangspunkt. Wurde im Rekordtempo wirklich alles bereits durchstanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur Wochen. Es wäre in der Börsenhistorie einmalig.

DAX Quartalschart

Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und nach Zeit zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist.

DAX seit 25 Jahren

Nachfolgend eine vereinfachte Darstellung des Nasdaq mit den letzten beiden Bärenmärkten und den eingezeichneten Rezessionen. Die nun eingesetzte scharfe Rezession führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch. Diesmal wird alles anders sein, oder steht die Wall Street vielleicht auch noch sehr früh in der neuen Marktphase?

Nasdaq seit 25 Jahren. Bärenmärkte & Rezessionen eingezeichnet
Nasdaq innerhalb der Erholungsbewegung

Wichtige Wochentermine:

Charttechnische Betrachtung:

  • Der DAX nach Quartalswechsel oberhalb der 9k mit einer heftigen Rally über wichtige Widerstände bei 11.6 und 12.2. Insbesondere oberhalb der 12.2 bestehen weitere Aufstiegschancen Richtung 13k/13.2.
  • Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.

Xetra-DAX Monatschart.

Der Blick zum übergeordneten Chartbild. Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welcher mit +55% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.

Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild auf und der DAX legte einen scharfen Squeeze zur Widerstandszone 12.1/12.2 hin, welche im Wochenverlauf sogar noch deutlich überschritten werden konnte. Oberhalb behalten die Bullen nun das Heft des Handels in der Hand und könnten die Zone 13k und 13.2 anvisieren.

Unterhalb der 12.2 bilden die 12.100/12.050 und das m. Bollinger bei 11.890 wichtige Unterstützungen. Bei Bruch drohen größere Umkehrtendenzen, wo auch heftige Abverkäufe direkt folgen könnten.

Interessanter Aspekt. Der MACD bildete eines seiner seltenen Verkaufssignale mit interessantem Muster in den letzten 5 Jahre.

Wichtig: Auf diesem Niveau kann man nicht mehr von einem Bärenmarkt oder Bärenmarktrally sprechen. Sollte mit diesem heftigen 1. Halbjahr jedoch eine neue Marktphase eingeleitet worden sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.

Xetra-DAX Monatschart

Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.

  • Der DAX oberhalb der 12.1/12.2 mit Chancen zur bullischen Wende Richtung 13k/13.2.
  • Widerstände: 12.850 > 12.885 > 12.950 > 13.030 > 13.237 > 13.400
  • Unterstützungen: 12.730 > 12.610 > 12.490 > 12.390/.370 > 12.270 > 12.220 > 12.180 > 12.120 > 12.050 > 11.940 > 11.890 > 11.845 > 11.813 > 11.725 > 11.680 > 11.590 > 11.542/.530 > 11.505 > 11.430 > 11.390 > 11.340/.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.670 > 10.525 > 10.425 > 10.370/.330 > 10.200/.100 > 10.040 > 9.700 > 9.320 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250/8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k

Xetra-DAX Wochenchart.

Zoomen wir in den Wochenchart, wo der DAX mit einem Squeeze die gleitenden Durchschnitte (ema200: 11.680; ema/sma100: 11.930/.940; sma200: 12.020) Richtung Retracement überspringen konnte und sich so das Bild zu Gunsten der Bullen wenden konnte. Auch nachhaltig? Die alte Trendlinie um 12.730 könnte zum Wochenauftakt eine erste relevante Zone darstellen.

Oberhalb bleiben die Bullen direkt am Drücker und könnten über die .850/.890/.950 die 13k als erste Range ansteuern. Darüber würde über die .140/.170 gar das Gap bei 13.237 möglich werden.

Unterhalb der .730 könnten die Bullen überrascht werden und erstmal in eine abwartende Range über die .610/.560 zur .490 gedrängt werden. Darunter dürfte etwas Abwärtsdruck über die .390 zur .270 aufkommen. Die 12.1/12.2 stellen bereits einen sehr guten Support dar. Bei Bruch könnten die Bären auch übergeordnet wieder Morgenluft wittern.

Xetra-DAX Wochenchart

Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.

  • Die Zone .730 könnte bereits zum Wochenauftakt die erste Wochenrange entscheiden.
  • Widerstände: 12.850 > 12.885 > 12.950/.980 > 13.030 > 13.140/.170 > 13.200/.237
  • Unterstützungen: 12.730 > 12.610/.560 > 12.490 > 12.390./370 > 12.270 > 12.220 > 12.180 > 12.122 > 12.105 > 12.050/.020 > 11.935 > 11.890 > 11.845 > 11.813 > 11.725 > 11.680 > 11.590/.575 > 11.500 > 11.447/.430 > 11.390 > 11.340/.266 > 11.245/.235 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.670 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.520 > 9.320 > 9.200 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k

Xetra-DAX Tageschart & Stundenchart:

Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.

Kurzum für den Tageschart:

  • Der DAX mit heftigen Bewegungen in der vergangenen Woche. Es empfiehlt sich daher immer der genauere Blick ins größere Chartbild.
  • Im bullischen Kontext könnte der DAX am Montag direkt oberhalb der .730 eine erste Range über die .850 zur .890 ausbilden. Darüber wäre ein weiterer Squeeze Richtung .950/.980 möglich.
  • Unterhalb der 12.730 könnten die Bären eine erste Range über die .610 zur .590/.560 einleiten. Darunter wäre noch die .490 zu nennen.
  • Oberhalb der 12.1/12.2 sind sämtliche Rücksetzer nur Zwischenkonsolidierungen.

Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.

  • Widerstände: 12.850 > 12.885 > 12.950/.980 > 13.030 > 13.140/.170 > 13.200/.237
  • Unterstützungen: 12.730 > 12.610/.590 > 12.560 > 12.490 > 12.390/ .370 > 12.325/.270 > 12.220 > 12.180 > 12.122 > 12.105 > 12.020/.050 > 11.940 > 11.890 > 11.845/.850 >11.813 > 11.725 > 11.680 > 11.650 > 11.590/.575 > 11.542/.530 > 11.500 > 11.447/.430 > 11.391 > 11.340/.210/.266 > 11.245/.235 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.670 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.390/.330 > 10.260 > 10.165 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.985 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.460 > 9.320 > 9.050/8.970 > 8.685 > 8.400 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k

Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.

Xetra-DAX Tageschart
DAX Stundenchart seit 10.860

Das letzte Bild...

Etwas bullischer DAX-Wahnsinn gefällig? Oder mittlerweile zu sehr verbreitet und damit erwartet?

Bullischer DAX-Wahn bis zum AZH?

Im Trading-Chat werdet ihr über die charttechnischen Veränderungen stets aktuell informiert.

Der Marktüberblick im Video:

Ausblick: Wie geht es nun weiter?

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