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Ausverkauf am Ölmarkt: Haben die Saudis ein 'Vertrauensdefizit'?

Veröffentlicht am 20.11.2018, 09:55
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Es spielt keine Rolle ob Saudi-Arabien eine Absenkung um 1 Mio Fass ankündigt, wenn die OPEC im Dezember zusammentrifft—oder eben eine Reduzierung um 2 Mio Fass. Was zählt ist, ob der Markt daran glaubt, dass das ölreiche Land auch umsetzen wird, was es ankündigt.

Und in der Tat könnte dies das wahre Problem der Saudis sein: ein “Vertrauensdefizit” seit dem Sommer, das durch eine Serie von Unstimmigkeiten bei der Produktion gegenüber den Versprechungen des größten Ölexporteurs der Welt zustande gekommen ist.

Einstmals geneigt, einfach die Botschaften aus Riad für bare Münze zu nehmen, finden die Ölhändler dies jetzt weitaus schwieriger, wenn der Ausblick auf eine Welt, die in US-Schieferöl schwimmt, weitaus glaubwürdiger scheint. Wie diese Analyse von vor wenigen Wochen hervorgehoben hatte, besitzt der saudische Energieminister für gewöhnlich das letzte Wort beim Öl, doch interessanterweise war das letzte Mal als dies nicht zutraf, die vom Schieferöl ausgelöste Ölschwemme der Jahre 2014 bis 2017.

Energy Aspects aus London, bekannt für ihre Einsichten in die Fundamentaldaten und die Politik des Energiehandels, hat in einer Notiz vom Montag darauf angespielt, dass der jüngste historische Ausverkauf von Rohöl, der 12 Tage anhielt, genauso viel mit saudischen Schnitzern wie mit schwächer als erwartet ausgefallenen Sanktionen von US-Präsident Donald Trump gegen iranische Ölexporte zu tun hat.

Saudi-Arabien steckt in einer 'Vertrauenskrise'

Die Agentur schrieb:

“Ob Saudi-Arabien das begreift oder nicht, es gibt eine Vertrauenskrise im Hinblick auf die Ölpolitik des Königreichs. Saudi-Arabiens Bemühen, die Vorratsmengen auf oder in der Nähe ihrer Fünfjahresmittel zu stabilisieren, wird in Frage gestellt und Ängste vor einer Wiederholung von 2014 machen die Runde, insbesondere da die US-Lagerbestände in die Höhe geschossen sind.”

Wann begann die Vertrauenskrise in die Saudis? Sie nahm ihren Anfang im Juni, als Trump gerade die Sanktionen gegen den Iran verkündet hatten und Riad auf sein Drängen entschied, die seit 18 Monate laufenden Produktionseinschnitte zu beenden, die die Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) mit Russland koordiniert hatte. Die sogenannten OPEC+ Einschnitte dämmten die drei Jahre währende Überversorgung und den Preiskollaps ein, die die Ölpreise in 2016 auf fast 25 USD, ihre niedrigsten Niveaus in mehreren Jahren sinken ließen.

Vom Juni an allerdings, brauchte Trump zusätzliche Produktionsmengen aus der OPEC und besonders Saudi-Arabien, um die wegen der geplanten Sanktionen des US-Präsidenten gegen den Iran außer Kontrolle geratene Ölpreisrallye in den Griff zu bekommen. Bis dahin hatte das Land im Nahen Osten bis zu 2,5 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) exportiert. Die Halbzeitwahlen zum US-Kongress rückten näher und der Präsident konnte es sich nicht leisten, seine Wähler mit höheren Preisen an den Tankstellen zu verärgern.

In der Öffentlichkeit widersetzte sich der saudische Energieminister Khalid al-Falih Trumps Forderungen nach zusätzlichen Lieferungen und ließ den internationalen Benchmark Brent zwischen Mai und Oktober in die Nähe von 87 USD das Fass steigen. Aber privat versicherte der Kronprinz und Trump-Verbündete Mohamad bin Salman, auch seinen Initialen MbS bekannt, Washington, dass die Förderung falls nötig angehoben werde, um Lieferausfälle aus dem Iran auszugleichen. Eingebunden in diese Zusammenarbeit war der russische Energieminister Alexander Novak, der in aller Stille von seinem Boss Wladimir Putin dafür Unterstützung bekam.

Die Macht die diese drei am Ölmarkt haben, wurde in einem Meinungsbeitrag auf Bloomberg vom Montag beim Namen genannte, indem stand, dass Trump, MbS und Putin—und nicht etwa die OPEC—die Entwicklung der Ölpreise in 2019 und darüber hinaus bestimmen werden.

Das Triumvirat fällt auseinander

Das Trio mag die perfekte Allianz (DE:ALVG) gewesen sein, aber dann genehmigte Trump einen Tag vor den Zwischenwahlen in den USA großzügige Befreiungen von den Ölsanktionen gegen den Iran, nachdem er anfänglich geschworen hatte, die Exporte der Islamischen Republik auf null zu senken. Bis dahin hatten die Saudis ihre Förderung auf Rekordniveau erhöht. Die US-Schieferölförderung, die fast ein Jahr darniedergelegen hatte, begann ebenfalls auf Allzeithochs zu schießen und Millionen Fass Öl begannen die Lager zu füllen.

WTI Daily Chart

Nach einer Angebotsverknappung rückte plötzlich die Möglichkeit einer Überversorgung in den Mittelpunkt. In lediglich sechs Wochen haben die Ölpreise 25% eingebüßt, mehr als sie in den fünf Monaten zuvor gewonnen hatten und an 12 Tagen einen pausenlosen Ausverkauf erlitten, dem längsten der Geschichte.

Das löste die zweite Wende in der Ölpolitik der Saudis in unter sechs Monaten aus—diesmal zur Erhöhung der Förderung.

Aber es gab weitere Überraschungen für Saudis: eine weitere kaum verhüllte Warnung von Trump, dass es keine Produktionssenkungen geben solle, verbunden mit Moskaus Abneigung gegen Produktionssenkungen, da russische Energieunternehmen nicht Marktanteile verlieren wollen. So verkündeten die Saudis eine eigene erste Senkung um 0,5 Mio bpd an, eine bescheidene Menge, worauf der Markt mit einer Verschärfung des Ausverkaufs reagierte. Innerhalb von Tagen munkelten Quellen aus dem Königreich von Reduzierungen um bis zu 1,4 Mio bpd, wenn die OPEC+ sich am 6. Dezember trifft. Weniger als zwei Wochen bis dahin, hat Russland immer noch keine feste Zusage abgegeben.

Energy Aspects fasst das Dilemma der Saudis zusammen:

“Die Aufgabe für die OPEC am 6. Dezember ist einfach, aber wir zweifeln keine Sekunde daran, dass die OPEC und Russland es kompliziert machen werden.”

Die Agentur weiter:

“Der Markt hat die Bullenperspektive fast aufgegeben, da man einfach nicht weiß, ob die Saudis ihre Versprechungen umsetzen können oder wie ihre Beziehung zu den Vereinigten Staaten sich entwickeln wird, angesichts des Schattens der über MbS liegt.”

Marktchaos… und Politik

Dieser “Schatten” ist nichts anderes, als der hartnäckige Glaube, dass MbS die Ermordung seines Kritikers, des in Saudi-Arabien geborenen Journalisten Jamal Khashoggi, der in den USA lebte. Eine Untersuchung der CIA scheint zu dem Schluss gekommen zu sein, dass der Kronprinz den Anschlag in Auftrag gab, trotz der Dementis aus dem Königreich. Die Trump-Administration hat bislang Sanktionen gegen einige Saudis der zweiten Reihe verhängt, sollte aber eine direkte Verbindung zu MbS hergestellt werden, dann könnte dies zu einem schwerwiegenderem und peinlicherem Ausgang für Riad führen.

Phil Flynn, Ölanalyst bei der Chicagoer Price Futures Group, stellt die Ironie heraus, dass ein "CIA-Report Einfluss auf die Ölpreise haben könnte.”

Energy Aspects kommt zu dem Schluss:

“Die komplizierte Beziehung zwischen den USA und den Saudis bedeutet zum jetzigen Zeitpunkt, dass die Märkte nicht sicher sein können, dass Saudi-Arabien allein ausgehend von den Fundamentaldaten handeln kann. Niemand kann sich sicher sein, dass Trump nicht MbS zwingen könnte, in der Nacht vor dem OPEC-Gipfel nachzugeben.”

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