Die westlichen Großbanken sind nicht die einzigen, die helfen, die saudische Wirtschaft und den Börsengang seiner staatlichen Ölgesellschaft wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Das Königreich schuldet in gewisser Weise den Mexikanern Dank, die das gegenwärtige Ziel von US-Präsident Donald Trump Ärger sind.
Als der Ölpreis am Mittwoch in einen Bullenmarkt zurückkehrte—er ist seit Heiligen Abend um fast 25% in die Höhe geschnellt, um die höheren Einnahmen zu ermöglichen, die Riad braucht um sein Haushaltsdefizit unter Kontrolle zu bringen und die Zuversicht am Leben zu halten, bevor es den staatlichen Ölgiganten Saudi Aramco an die Börse bringt—glänzten Twitterbotschaften von Trump gegen höhere mit Abwesenheit.
Regierungsstillstand im Mittelpunkt
Während eine große Rallye am Ölmarkt vor sechs Monaten dem US-Präsidenten noch eine umgehende Negativreaktion entlockt haben würde, ist der derzeit mit dem US-Regierungsstillstand beschäftigt, der durch sein Ringen mit den oppositionellen Demokraten und deren Weigerung die Mittel für einen Grenzwall freizugeben, den er bauen lassen möchte, um illegale Einwanderer aus Mexiko fernzuhalten. Trump hatte ursprünglich gesagt, die mexikanische Regierung würde die Mauer bezahlen.
Bloomberg-Kommentator Julian Lee merkte in dieser Woche an, dass die Liste von Dingen, die Trump auf Twitter kritisiert, jeden Tag eine andere ist und der Präsident seinen Zorn wieder auf die Ölpreise und das Vorgehen seines Verbündeten Saudi-Arabien richten könnte, als der Preis eine Rallye hinlegt, da das Königreich sein Versprechen, das Angebot zu drosseln, umsetzt.
Lee sagte, es gäbe erste Anhaltspunkte, dass die Saudis die Lieferungen an die USA am stärksten vermindert hätten und amerikanische Käufer für Verschiffungen im Februar fast Rekordpreise bezahlen müssten. Und weiter: “Das könnten schlechte Nachrichten für einen Präsidenten sein, der gerade fallenden Benzinpreise gefeiert hat.”
Saudis wahrscheinlich über Stillstand im Kongress erleichtert
Adam Sarhan, CEO des New Yorker Kapitalmarktfonds 50 Park Investments, sagte, es sei normal für überverkaufte Märkte eine Überkorrektur zu erleiden. Aber er bemerkte auch:
“Die Saudis sind wahrscheinlich erleichtert über das Tauziehen im US-Kongress um den Grenzwall und wie die Ablenkung dadurch und den Regierungsstillstand Trump davon abhält, über den Ölpreis zu twittern.”
Während es nicht sicher ist, ob ein US-Präsident je nach Laune einen Markt nach oben oder unten bewegen kann, hat Trump eine Reputation dafür, Nachrichten zu produzieren und seine Twitterbeiträge schienen eine sehr sichtbare Triebkraft hinter dem 40 prozentigen Preisverfall vom Hoch des vergangenen Jahrs zu sein.
Allerdings denken einige, dass die Macht des Präsidenten, die Ölpreise unter Druck zu setzen, diesmal stark geschwunden sein könnte, da die Saudis ihre Förderung über die Produktionssenkung von 1,2 Mio Fass am Tag hinaus beschneiden wollen, die sie bis Juni versprochen haben.
Mit den US-Halbzeitwahlen im Rückspiegel, ist auch der Khashoggi-Faktor gegangen
John Kilduff, Partner beim New Yorker Energiehedgefonds Again Capital, sagte:
“Sie müssen im Hinterkopf behalten, dass viel von seinen energiebezogenen Äußerungen auf Twitter im Vorfeld der Halbzeitwahlen zum US-Kongress im letzten Jahr kamen, als er niedrige Benzinpreise wollte. Jetzt hat er weniger Anreiz dazu. Auch der Khashoggi-Faktor, der im letzten Jahr eine große Rolle spielte, ist vom Radar verschwunden.”
Die Financial Times meinte am Mittwoch, dass weniger als drei Monate, nachdem sie ihren Horror über die saudische Ermordung des Washington Post Kolumnisten Jamal Khashoggi ausgedrückt und ihre Auftritte bei einem repräsentativen Wirtschaftsforum in Riad reduziert hatten, handhaben westliche Banken wie BNP Paribas, Citigroup, HSBC und JP Morgan einen 7,5 Mrd USD schwere Anleihe für das Königreich, zusammen mit NCB Capital—dem größten Vermögensverwalter des Landes.
Auch war nichts von den tiefen Sorgen zu hören, die die westliche Welt zuvor über den saudischen Krieg im Jemen äußerte, fuhr die Zeitung fort.
Die Empörung über die Ermordung Khashoggis und Riads Rolle im Krieg im Jemen waren zwei Faktoren, die im letzten Jahr so aussahen, als könnten sie US-Sanktionen und andere Strafmaßnahmen gegen das Königreich bringen, was das Schreckgespenst eines von Trump abhängigen Saudi-Arabiens herumgeistern ließ, das Angst hat von ihm auf Twitter unter Beschuss genommen zu werden.
Saudische Regierung selbstbewusster mit Hilfe westlicher Banken
Aber Saudi-Arabiens Staatshaushalt für 2019, der am Mittwoch vorgestellt wurde, sieht weitaus selbstbewusster aus. Die Regierung verspricht eine Erhöhung der Ausgaben um 7%, als sie versucht neues Leben in die Privatwirtschaft zu bringen, die durch Jahre gesunkener Staatsausgaben angeschlagen ist, nach einem früheren Ölkrach in 2014 und die Folgen von Strukturreformen, wie höheren heimischen Energiepreisen und Gebühren für ausländischen Arbeitnehmer.
Saudi Aramco soll unterdessen den Erwartungen nach bis zu 40 Mrd USD an Schulden aufnehmen, vielleicht in zwei Tranchen, um eine auf 70 Mrd USD geschätzte Transaktion zur Übernahme des Petrochemiekonzerns Sabic zu finanzieren, bevor die Ölgesellschaft in 2021 an die Börse geht. Der Börsengang Aramcos war anfänglich letztes Jahr ausgesetzt worden.
Ölmarkt weniger von Politik, sondern wieder von Angebot und Nachfrage bewegt
Gene McGillian, Vorstand für Energieanalyse bei Tradition Energy aus Stamford im US-Bundesstaat Connecticut, sagt, die Saudis haben es geschafft, die Aufmerksamkeit des Marktes von der Ölpolitik zurück zu Angebot und Nachfrage zu richten. McGillian wörtlich:
“Selbst wenn Trump seine Mauer zu Mexiko und den Regierungsstillstand beiseite lässt, um wieder über Öl zu twittern, sind die Chancen gut, dass der Markt dies ignorieren wird. Die Saudis machen jetzt die Musik.”
Der saudische Energieminister Khalid al-Falih sagte am Mittwoch, dass die nachgewiesenen Öl- und Gasreserven Ende 2017 auf rund 268,5 Mrd Fass Öl und 325,1 Billionen Kubikfuß Erdgas lagen und beantwortete damit eine Schlüsselfrage für potentielle Investoren bei Aramcos geplanter Aktienemission.
Speziell an Ölhändler gerichtet sagte er, dass Königreich pumpe 800.000 Fass am Tag weniger als das Rekordhoch vom November von 10,2 Mio Fass am Tag. Die Menge, die es im Februar ins Ausland verschiffen werde, soll noch einmal 100.000 Fass am Tag unter den 7,2 Mio Fass am Tag vom Januar liegen, so der Ölminister weiter.
Im letzten Jahr noch, hätte Trump wahrscheinlich seinem Ärger auf Twitter Luft gemacht, wenn ihm das zu Ohren gekommen wäre.
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