Die nordamerikanischen Finanzbehörden haben die größte Krypto-Börse der Welt Binance und deren CEO Changpeng Zhao (CZ) weiter im Visier. Wie wir in diesem Artikel bereits vor einigen Monaten berichteten, wurde dem Unternehmen nicht nur untersagt, weiterhin „seinen“ Stablecoin BUSD herauszugeben, die Finanzaufseher in den Vereinigten Staaten reichten auch eine umfangreiche Klage gegen die Plattform ein.
So soll sich Binance „vorsätzlich“ nicht an das geltende (Finanzmarkt-)Recht in den Vereinigten Staaten gehalten und demnach bestimmte Geschäfte und Dienstleistungen ohne die notwendigen Zulassungen betrieben haben. Auch Vorwürfe hinsichtlich Geldwäsche, der Umgehung von Sanktionen, der Fälschung von Unternehmensaudits sowie sogar der Terrorismusfinanzierung stehen hier im Raum. Darüber hinaus werfen die Finanzbehörden Binance vor, dass man, ähnlich der insolventen Krypto-Börse FTX, mit rund 300 „Hauskonten“ gegen die eigenen Kunden gehandelt habe. Unklarheit herrscht zudem hinsichtlich einer $400 Millionen-Transaktion, die zwischen Binance.US und der von CZ geführten Handelsfirma Merit Peat abgewickelt wurde. Lesen Sie hier mehr dazu.
Besänftigt ein CZ-Teilausstieg die Finanzbehörden?
Aussagen des Chefs der Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), Rostin Behnam, zufolge wussten die Binance-Verantwortlichen jedenfalls „über Jahre, dass sie CFTC-Regeln verletzen“. Diese These wurde laut der CFTC durch die Auswertung Binance-interner Chats und Mails bestätigt. Die Vorwürfe der Behörden richten sich deshalb auch nicht nur gegen das Unternehmen respektive die Tochter Binance.US an sich, sondern auch gegen den Chef CZ persönlich sowie den ehemaligen Compliance-Vorstand Samuel Lim.
Wie aus Insider-Kreisen hervorgeht, versucht Changpeng Zhao bereits seit vergangenem Sommer, einen Teilausstieg aus dem nordamerikanischen Tochterunternehmen und somit eine Abänderung von dessen Eigentümerstruktur zu realisieren. Auf diese Weise möchte man wohl die Behörden beschwichtigen und so den Regulierungsdruck verringern. Das Management von Binance.US geht nämlich davon aus, dass die Chancen, bestimmte regulatorische Lizenzen seitens der nordamerikanischen Behörden zu erhalten, auf diese Weise deutlich angehoben werden. Noch hält Changpeng Zhao eine Mehrheitsbeteiligung am von ihm im Jahr 2019 gegründeten Unternehmen.
Geheimniskrämerei nicht förderlich für breite gesellschaftliche Adoption
Die Krypto-Handelsplattform Binance, genauer gesagt die „Hauptbörse“ Binance.com, hat eigenen Angaben zufolge im Jahr 2022 im Durchschnitt Transaktionen in Höhe von rund $65 Milliarden abgewickelt – und zwar pro Tag. Somit entfielen über 50 Prozent des gesamten Krypto-Handelsvolumens auf das im Jahr 2017 in Shanghai gegründete Unternehmen. In Shanghai liegt der Firmensitz der Börse übrigens schon längst nicht mehr, hatte man diesen doch aufgrund starker Regulierungsvorstöße seitens der Regierung zunächst nach Tokio und später auf die Mittelmeerinsel Malta verlegt. Eine offizielle Bestätigung seitens des Unternehmens gibt es diesbezüglich aber nicht. Vielmehr macht die Krypto-Plattform seit einigen Jahren ein Geheimnis um den Standort seiner „Hauptbörse“ Binance.com und weigert sich hartnäckig, Informationen hierzu preiszugeben. Die Muttergesellschaft Binance Holdings Ltd. ist übrigens – wenig überraschend – auf den Cayman Islands registriert. Dort „ansässige“ Unternehmen zahlen keine Steuern auf ihre Gewinne.
Das Vorgehen der Binance-Verantwortlichen, vor allen Dingen im Hinblick auf die fortlaufende Geheimniskrämerei um Standorte, Zahlen und Beteiligungen, rücken den gesamten Krypto-Sektor in ein schlechtes Licht. So stärkt die massive Intransparenz im Rahmen der Geschäftsaktivitäten der weltweit größten Handelsplattform für Kryptowährungen den Standpunkt vieler Krypto-Kritiker, die den Sektor gerne mit dem Wilden Westen vergleichen und ihm somit die Daseinsberechtigung abschreiben. Möchte die Branche aber die angestrebte Adoption in der breiten Gesellschaft vorantreiben, müssen vor allen Dingen die Big Player endlich transparent und offen agieren. Denn nur so können sie das in den vergangenen Monaten verlorengegangene Vertrauen zurückerlangen respektive neues aufbauen
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