BNP Paribas-Ökonom sieht "Metallschocks" wegen Abhängigkeit von China

Veröffentlicht am 29.01.2025, 10:23

Der Westen investiert bislang wenig in den Aufbau seiner Rohstoffversorgung, weil die Preise zu niedrig sind. Selbst, wenn sich das ändert, drohen Angebotsschocks, sobald China die Lieferungen einstellt.

Ökonom Philippe Gijsels, Strategiechef bei BNP Paribas (ETR:BNPP) Fortis und eigener Aussage zufolge der "vielleicht größte Rohstoffbulle Belgiens" hält einen neuen Bullenzyklus bei Rohstoffen für möglich.

Wie Gijsels in einem Interview mit dem Branchendienst Fastmarkets äußerte, könnte die bis heute andauernde Phase der Unterinvestitionen in neue Rohstoffprojekte und hier insbesondere Metallprojekte in Kombination mit Versorgungsengpässen und Nachfrageschüben zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führen und die Preise treiben.

Rohstoffnachfrage steigt, aber Investitionen sind nicht attraktiv

Der Ökonom sieht ein fundamentales Ungleichgewicht zwischen der (steigenden) Nachfrage nach Rohstoffen und der Attraktivität von Investitionen in entsprechende Rohstoffprojekte. Diese Attraktivität sei angesichts der Preise vieler Rohstoffe zu gering.

"Wenn man sich die Investitionen im Rohstoffbereich ansieht, waren sie in letzter Zeit schrecklich", so Gijsels. "Es gibt kein Interesse, was in gewisser Weise logisch ist, weil die Märkte so viele Jahre lang so pessimistisch waren." Die Unternehmen hätten nicht viel Geld verdient, Bergbauunternehmen sogar Werte vernichtet.

Gijsels verweist darauf, dass viele Marktteilnehmer nicht an einen neuen Bullenzyklus glauben. Deshalb würden Reserven verbraucht, Cashflows generiert und in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen an die Aktionäre geleitet. Investitionen in neue Ressourcen blieben dabei auf der Strecke.

Der Ökonom sieht in den aktuell niedrigen Preisen allerdings auch die Lösung für das Problem. Niedrige Preise führten irgendwann zu Kapazitätsengpässen und steigenden Preisen.

Notwendig seien jedoch dauerhafte Preisanstiege. "Wenn man weiß, dass es zehn Jahre und mehrere Milliarden Dollar Investitionen braucht, um eine große Mine zu bauen, und die Preise eine Zeit lang immer weiter steigen, werden die Leute vielleicht sagen, dass es sich bei der Preisbewegung nicht um einen Ausschlag handelt und die Investition tätigen", so Gijsels.

Geopolitische Konflikte verknappen Kapital

Neben niedrigen Preisen gibt es dem BNP Paribas-Experten zufolge jedoch noch einige weitere Gründe für ausbleibende Investitionen. Ganz oben auf der Liste: Regulatorische Hürden, die im Zusammenhang mit geopolitischen Konflikten errichtet wurden.

Kanada etwa erließ 2022 Regeln, die insbesondere chinesische Bergbauinvestoren aus dem Land drängen sollten. Darüber hatten sich Junior Explorer beklagt: Chinesische Investitionen seien zwar verboten, aber nicht ersetzt worden.

Hier findet Gijsels kritische Worte in Richtung der Politik: Wenn man sagt, diese Projekte seien strategisch genug, um sie zu verteidigen, dann sollte man sie auch als strategisch unterstützen."

Langfristig sieht der Ökonom in wachsenden geopolitischen Spannungen jedoch einen starken Anreiz für Investitionen in Metallprojekte. Er erwartet eine Neuausrichtung globaler Allianzen und eine Multiglobalisierung (keine Deglobalisierung) des internationalen Handels.

Durch Chinas Dominanz drohen "abrupte Angebotsschocks"

Die Dominanz Chinas bei der Produktion einer so breiten Palette kritischer Materialien werde die USA und andere westliche Länder dazu zwingen, ihre eigene Produktion wieder aufzunehmen. Man werde "sehen, wie die USA daran arbeiten, ihre Rohstoffindustrie wieder aufzubauen, insbesondere unter der Regierung Trump."

Bis ausreichende Kapazität zur Verfügung stehe, dauere es jedoch. In der Zwischenzeit seien die USA und andere westliche Länder bei Rohstofflieferungen auf andere Länder und häufig auf China angewiesen. Gijsels sieht darin das Risiko für "abrupte Angebotsschocks". "China wird von Zeit zu Zeit den Hahn zudrehen … daher werden die Preise für einige Rohstoffe sehr schnell steigen."

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