Mit den Börsengängen (IPOs) von Lyft (NASDAQ:LYFT) und Levi Strauss (NYSE:LEVI) schon hinter uns, schickt sich 2019 an, das Jahr für große Börsengänge zu werden. Als Nächstes ist das soziale Netzwerk Pinterest (NYSE:PINS) an der Reihe, dessen S-1 Antrag vor einer Woche am Freitag bekanntgegeben wurde. Das Unternehmen soll Ende April oder Anfang Mai an die Börse. Hier ist, was wir von unserem ersten Blick auf die Finanzdaten lernen konnten.
Pinterest aus San Francisco ist eine in 2010 gestartete Webseite und Anwendung, die dem Teilen und der Entdeckung von Ideen zu Kreativität und Ästhetik gewidmet ist. Anders als andere Webseiten zum Bildersharing wie Facebooks (NASDAQ:FB) Instagram, kommen die Nutzer zu Pinterest, um sich selbst und andere zu inspirieren. Wie einer der Unternehmensgründer sagte, sie nutzen Pinterest als "Ideenkatalog".
Externe Berichte suggerieren, dass rund 80% der Nutzer Frauen sind und es sich bei rund einem Drittel der Besucher aus den USA um Millenials handelt. Aus unserer Sicht existiert Pinterest in einer ausreichend abgeschiedenen Nische, um nicht als Herausforderung für Facebook wahrgenommen zu werden. Das ist kritisch. Wir haben schon sehen können was passiert, wenn Firmen wie Snap (NYSE:SNAP) versuchen, es direkt mit dem soziale Netzwerk Goliath aufzunehmen—sie kommen ins Stolpern oder völlig unter die Räder.
Auch wenn Pinterests Bewertung und Anzahl von Aktien im Angebot noch unklar ist, wird damit gerechnet, dass das Unternehmen mit rund 12 Mrd USD bewertet werden dürfte. Wir akzeptieren die Zahl für diese Analyse erst einmal. Das vorläufige Tickersymbol ist PINS.
Nutzer: Gutes Wachstum, aber Verlangsamung
Jede Analyse eines schnell wachsenden sozialen Netzwerks muss mit dem Nutzerwachstum beginnen. Dies ist schließlich, die Messlatte, die den Wert solcher Unternehmen diktiert.
Pinterests Nutzerwachstum der letzten drei Jahre war beachtlich, als seine Größe von 128 Mio monatlichen Nutzern (monthly users, MAUs) im Q1 2016 auf 265 Mio MAUs im Q4 2018 zugenommen hat. Allerdings scheint das Tempo im letzten Jahr schwächer geworden zu sein. Im Jahresvergleich fiel das Nutzerwachstum von 36,5% im Q1 2018 auf 22% im Q4 2018. Allerdings bleiben die Wachstumszahlen international weiterhin stark. Nichtsdestoweniger bleibt jeder Druck auf diese kritische Metrik immer eine gewichtige Sorge.
Und ein anderer Problempunkt: Fast das gesamte Nutzerwachstum von Pinterest stammt von außerhalb der Vereinigten Staaten. Das Nutzerwachstum auf dem Heimatmarkt war alles andere als glänzend, nur 7,9% im Jahr, von 76 Mio MAUs im Q4 2017 auf 82 Mio im Q4 2018. Das ist kein geringes Problem, da es schwieriger ist, mit internationalen Nutzern Geld zu verdienen.
Geschäft: Ideales Umfeld für gezielte Werbung; Limitierte Expansion in den USA
Wie bei allen anderen sozialen Netzwerken kommt der Umsatz bei Pinterest von der Werbung. Das die Nutzer interessante Produkte an ihre Ideentafeln pinnen, ist es relative einfach für Werbetreibende, die richtige Kundschaft zu finden.
In 2018 nahm das Unternehmen 755 Mio USD ein, verglichen mit 472 Mio USD in 2017, ein beeindruckender Sprung von 60%. Das wurde möglich durch dezidierte Bemühungen, mit dem US-Kundenstamm Geld zu verdienen. In der Tat verdiente Pinterest erstaunliche 95% seines Umsatzes in 2018—oder 715 Mio USD—in den USA.
Es muss gesagt werden, dass Pinterest sich sehr geschickt zeigt, mit seinen amerikanischen Nutzern Geld zu verdienen. Über die letzten drei Jahr hin hat es seine durchschnittlichen Einnahmen pro Nutzer (average revenue per user, ARPU) von 0,74 USD auf 3,16 USD mehr als vervierfacht. Dummerweise hat sich, wie oben schon erwähnt, das Wachstum in den USA verlangsamt, was das Potential für Umsatzsteigerungen des Unternehmens limitiert.
Der geringe Umfang der Einnahmen, die Pinterest in seinem internationalen Geschäft erwirtschaftet (40 Mio USD im letzten Jahr) ist nicht überraschend. ARPU pro internationalen Nutzer liegt auf bescheidenen 0,25 USD. Das liegt zum einen daran, dass Pinterests Priorität bislang nicht die Erwirtschaftung von Erträgen im internationalen Geschäft war, zum anderen aber auch daher kommt, dass es weitaus schwieriger ist, Geld mit Nutzern in Europa, Asien oder Afrika zu verdienen.
Zum Vergleich: Facebook macht rund 35 USD an Umsatz pro US-Nutzer, im Vergleich zu lediglich 10 USD in Europa, 3 USD in Asien und nur 2 USD in Afrika. Hinzu kommt, dass es für ein kleineres Unternehmen wie Pinterest viel schwieriger ist, international Geld zu verdienen, was bedeutet, dass jegliches Wachstum der Nutzerzahlen in diesen Regionen wahrscheinlich keinen bedeutsamen Beitrag zu Pinterests Nettoerträgen leisten wird, zumindest auf kurze Sicht.
Und dennoch, für eine Technologiefirma, die einen Börsengang anstrebt, sieht Pinterests Geschäft gar nicht schlecht aus. Es verlor im letzten Jahr 62 Mio USD, nach noch 129 Mio bzw. 181 Mio in 2017 und 2016. Lyft, der neueste Technologie-Börsengang verkaufte sich an die Aktionäre mit einem Jahresverlust von 911 Mio USD. Und tatsächlich ist die Wall Street bekannt für ihren Langmut im Hinblick auf Unternehmen in den roten Zahlen aber Wachstumspotential.
Fazit
Dieser Börsengang ist schwer einzuschätzen. Pinterests derzeitige Geschäftsdaten sind eher gut, mal abgesehen von Nutzer- und Umsatzmetriken. Es wird an die Börse gehen, mit einer guten Chance, 1 Mrd USD an Umsatz zu erreichen und in 2019 profitabel zu werden, seinem ersten Jahr im Publikumshandel, was eher selten für ein Technologieunternehmen ist. Aus diesem Grund erscheint die Bewertung von 12 Mrd USD als angemessen.
Aber ausgehend von seinen Eckdaten ist Pinterest nicht eben billig. Allerdings ist es gewiss nicht so überteuert wie viele andere Technologiebörsengänge.
Dennoch, seine Wachstumsaussichten sind ein Problem. Auch wenn es gute Fortschritte außerhalb der Vereinigten Staaten macht, wird das Gewinnen neuer Nutzer auf dem Heimatmarkt in den kommenden Jahren ein kritischer Umsatztreiber sein. Pinterests größte Herausforderung wird es sein, einen Weg zu finden, mit seinem internationalen Kundenstamm Geld zu verdienen.
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