Zuletzt ist die Schwankungsintensität an den Börsen gesunken. Doch mit Blick auf die anstehende US-Wahl könnte es sich auch nur um die Ruhe vor dem Sturm handeln. Einige etablierte Broker haben die Corona-Krise als Bewährungsprobe nicht bestanden, wie ein Test von Feingold Research zeigt. Es gibt aber gute Alternativen. Smartbroker und eToro haben gewonnen.
Als die Märkte im Februar und März ohne Atempause in die Tiefe rauschten, stand das Finanzsystem nach Meinung einiger Crash-Propheten kurz vor dem Kollaps. Auch wenn sich dies wie so häufig in der Vergangenheit als Übertreibung herausstellte, erlebten zumindest einige Broker ihr Waterloo. Schlaflose Nächte hatten vor allem Anleger der comdirect-Tochter Onvista, hier kam es zu Totalausfällen. Größere Handelsprobleme mussten auch die Kunden von TradeRepublic hinnehmen – ein klassischer Fehlstart des Neulings auf dem deutschen Brokermarkt.
Der Test von Feingold Research zeigt aber auch: Einige Anbieter haben aus den Versäumnissen der Vergangenheit – Stichwort Brexit und US-Wahlen im Jahr 2016 – gelernt und ihre Systeme aufgerüstet. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, hat Feingold Research die Broker auf Basis zahlreiche Kriterien untersucht. Neben der Fehleranfälligkeit beeinflussten vor allem die Kosten bei kleinen und großen Orders das Gesamtergebnis. Denn besonders die Gebühren können bei geringen Anlagesummen den entscheidenden Unterschied ausmachen. Bekanntlich liegt der Gewinn des Kaufmanns im Einkauf.
Alles aus einer Hand
Besonders positiv stechen in nahezu allen Disziplinen eToro und Smartbroker hervor. Stetige Preisstellung ohne relevante Ausfälle auch in turbulenten Marktphasen überzeugen ebenso wie die Kosten und Provisionen bei der Aktienorder. Dazu glänzt bei eToro der Webauftritt mit einer modernen Oberfläche, die keine Wünsche offen lässt. Egal ob Aktien, ETFs, Devisen, Rohstoffe, Kryptos, CFDs oder Social Trading - hier bekommen Anleger alles aus einer Hand. Da eToro und Smartbroker beide ähnlich stark sind, aber unterschiedliche Schwerpunkte haben, gewinnt eToro den CFD-Brokeraward innerhalb der Brokerumfrage. Smartbroker ist bei den Onlinebrokern der beste Anbieter.
Mit Smartbroker wird deutlich, dass sich der deutsche Brokermarkt im Umbruch befindet. Ähnlich wie in den USA, wo Anbieter wie Robinhood mit innovativen Lösungen und de facto kostenfreien Angeboten in kurzer Zeit große Marktanteile gewonnen haben, müssen sich auch die etablierten Broker hierzulande warm anziehen. Smartbroker hat die Preisführerschaft bei Fonds- und ETF-Sparplänen übernommen und lässt Top-Anbieter der vergangenen Jahre wie ING (AS:INGA) alt aussehen. Wenig überraschend kommt der Newcomer auch mit einem sehr aufgeräumten Onlineauftritt daher, alle wichtigen Informationen sind schnell verfügbar. Lediglich im Bereich der CFDs klafft eine Lücke, die Luft nach oben lässt.
Aus Fehlern gelernt
Nicht die erste Wahl aus unserer Sicht aber immer noch über dem Durchschnitt rangiert die Consorsbank. Sowohl beim Brexit wie auch der US-Wahl war uns der Broker mit einer sehr schlechten Erreichbarkeit aufgefallen und landete daher ganz hinten im Ranking. Aus den Fehlern hat man offenbar gelernt, der Trend zeigt in die richtige Richtung. Neben der Erreichbarkeit punktet Consorsbank mit kostenfreier Teilausführung und geringen Gebühren bei größeren Orders und längerer Haltedauer. Gut aufgehoben sind Anleger auch bei ActivTrades. Während der turbulenten Corona-Phase im Frühjahr liefen die Systeme zuverlässig. Gerade für Neulinge ist der Broker dank des breiten Schulungsangebots interessant.
Anleger profitieren
Comdirect und Flatex verlieren angesichts der neuen Konkurrenz hinsichtlich Service und Innovationskraft an Boden und können auch bei den Kosten nicht überzeugen. Gerade als neuer Sponsor von Borussia Mönchengladbach wäre Flatex gut beraten gewesen, die Schwachstellen vorher abzustellen. Ärgerlich sind auch die sich zuletzt häufenden Beschwerden von Kunden, dass sich im Falle eines Wechsels zu einem anderen Broker die Übertragung des Depots verzögert.
Sbroker, maxblue und IG zieren das Ende des Broker-Rankings. Vor allem die Gebührenstruktur wirkt wie aus längst vergangenen Zeiten. Hier sind eToro und Smartbroker längst vorbeigezogen und dürften weiter Marktanteile gewinnen, wenn der Handel nach den US-Wahlen wieder reibungslos verläuft. Der Herbst könnte nicht nur an den Börsen stürmisch werden, sondern auch die Brokerlandschaft in Deutschland nachhaltig verändern. Günstige Preise und hohe Qualität bei der Abwicklung müssen sich nicht ausschließen. Ein Gewinner steht daher schon jetzt fest: Als Anleger profitiert man vom harten Wettbewerb. Der nächste Broker-Test von Feingold Research wird dies sehr wahrscheinlich wieder zeigen.