Die Volatilität ist zurück. Der VIX, der oft als "Angstmesser" bezeichnet wird, ist seit dem November-Tief gestiegen und so kommt es gegenüber den Aktienmärkten zu einer negativen Divergenz. Aktien sind außer Rand und Band, da sie unaufhörlich neue Rekordhochs verzeichnen, als hätten sie nie etwas Anderes getan.
Aber gerade als der Markt mit den neuen Impfstoffen Licht am Ende des langen Corona-Tunnels erblickte, wird der Optimismus der Anleger auf eine harte Probe gestellt. In Großbritannien ist eine Mutation des Covid-19 Virus aufgetreten und es hat den Anschein, dass diese noch ansteckender ist. Für sichere Häfen wie Gold ist das eine gute Nachricht.
Wir müssen aber einräumen, dass wir schon einmal mit einer unserer Prognosen falsch gelegen haben. Nachdem das Edelmetall im August sein aktuelles Allzeithoch von 2.074,88 Dollar erreichte, passierte nicht das, was wir uns erhofft hatten.
Mit dem Rückgang des Dollars lagen wir zwar goldrichtig, aber der erhoffte Anstieg des Goldpreises trat nicht ein. Weder die Schwäche des Greenback noch die niedrigen US-Renditen waren Grund genug für weitere Kursgewinne.
Nun rechnen wir erneut mit einem Ausbruch, aber sicher ist am Markt nur eines, dass nichts sicher ist. Derzeit befindet sich der Goldpreis immer noch innerhalb eines mittelfristigen Abwärtstrends vom August-Hoch. Allerdings sehen wir Anzeichen für eine Trendwende.
Schauen wir uns zunächst das übergeordnete Bild an, wie es sich auf dem längerfristigen Wochenchart des Rohstoffs präsentiert.
Der 50-Wochen-MA bot dem Goldpreis eine Unterstützung und somit bleibt der längerfristige Trend intakt, während der Rückgang vom August-Hoch lediglich eine Korrektur darstellt. Außerdem begünstigen sowohl der RSI als auch der ROC auf Wochenbasis eine Bodenbildung.
Wenden wir uns nun dem Tageschart zu:
Während der Goldpreis zwischen starken Gewinnen und Verlusten schwankte, fand er oberhalb der Nackenlinie des kleinen SKS-Bodens sowohl am Montag als auch gestern eine Unterstützung. Unter normalen Umständen sollte die Entwicklung einer SKS mindestens 3 Monate brauchen, diese hier dauerte jedoch nur etwas mehr als einen Monat, aber was ist heutzutage schon normal?
Auf der anderen Seite scheinen die Märkte ihre Bewegungsdynamik beschleunigt zu haben. Wir erlebten in diesem Jahr den schnellsten Bärenmarkt aller Zeiten, nur um unmittelbar darauf die schnellste Trendwende der Geschichte zu sehen.
Die Verluste der vergangenen drei Tage spielten sich in einer verhältnismäßig kleinen Range ab. Nachfrage ist also noch immer vorhanden, denn auf den Rückgang unter die Nackenlinie folgte eine ordentliche Erholung.
Der RSI testet die Unterstützungen des Aufwärtstrends und die der ehemaligen Hochs. Der ROC bildet zwar eine fallende Flagge, aber dies prägt sich entlang der Hochs seit Oktober aus. Das ist für eine bullische Flagge charakteristisch, da neue Bullen die Positionen aufgreifen, die von den bisherigen Bullen abgestoßen werden. Das passt auch gut zu der SKS-Unterschreitung.
Doch Vorsicht: Der Kurs ist immer noch innerhalb eines mittleren Abwärtstrends gefangen. Dieser ist durch den fallenden Kanal gut definiert. Seit Donnerstag gelang es nicht, die Verkäuferzone zu durchbrechen.
Dieser Widerstand geht Hand in Hand mit der Dynamik einer potenziellen Umkehr und dient als Begrenzung, bevor der Ausbruch einsetzt. Wenn er denn einsetzt.
Fällt der Preis jedoch unter den kurzfristigen Aufwärtskanal vom Tief am 30. November, dann nimmt die Dynamik entlang des mittleren Abwärtstrends zu.
Womöglich ist die Zeit der Abkopplung des Goldpreises vom Dollar vorbei und die beiden werden sich nun wieder synchronisieren. Was auch immer als Nächstes passiert, eine Short-Position beschert den risikofreudigen Investoren zum jetzigen Zeitpunkt ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis, bevor sich das Edelmetall nach oben bewegt.
Handels-Strategien
Konservative Händler sollten darauf warten, bis der Markt entschieden hat, ob sich der Rohstoff entlang seines kurzfristigen Aufwärtskanals oder über den mittelfristigen Abwärtstrend entwickelt. Händler dieser Gruppe, die nur selten den idealen Einstieg in einen Trade finden, wären gut beraten auf einen mindestens 3-tägigen (vorzugsweise ein Wochenschlusskurs), 3% Filter in die eine oder andere Richtung zu warten.
Moderate Händler können einen 2-Tage-Filter von 2% und eine korrigierende Take-Profit-Bewegung für einen besseren Einstieg nutzen.
Aggressive Händler haben die Möglichkeit auf einen Countertrade zu setzen. Sie können sowohl auf den aktuellen Ausverkauf als auch auf den mittelfristigen Abwärtstrend, und auf eine Long-Position spekulieren. Sie sollten das Risiko verstehen und akzeptieren sowie einen sattelfesten Handelsplan einhalten.
Handelsbeispiel
- Einstieg: 1.869 Dollar
- Stop-Loss: 1.859 Dollar, das gestrige Tief
- Risiko: 10 Dollar
- Ziel: 1.969 Dollar
- Gewinn: 100 Dollar
- Risiko-Gewinn-Verhältnis: 1:10