Aktuell zeichnen sich die Diskrepanzen in der globalen Wirtschaft immer deutlicher ab. Großbritannien und Europa sind sich weiterhin in vielerlei Hinsicht uneinig, was die Brexit-Themen angeht. Von Russland und Iran wendet sich der Großteil der Länder ab. Deutschland intensiviert den Handel mit Katar. Es scheint ein Umdenken zu geben, wer mit wem in welcher Form handelt. Die USA, zwar immer noch Hauptakteur in den globalen Handelsbeziehungen, wird dabei aktuell nicht wirklich als Dreh- und Angelpunkt wahrgenommen. Zwei Großmächte kamen zuletzt zusammen, um engere Beziehungen einzugehen und strahlten große Zufriedenheit aus: Saudi-Arabien und China.
Der chinesische Präsident besuchte letzte Woche Saudi-Arabien und gab zusammen mit dem Kronprinzen zu verstehen, dass man gerade im Ölsektor enger kooperieren möchte. In den letzten Jahren wurde wieder einmal deutlich, dass die Weltwirtschaft noch lange nicht so weit ist, dass man auf das schwarze Gold verzichten kann und dabei schaffte es Saudi-Arabien durch die OPEC seine globale Vormachtstellung weiter zu festigen. Chinas letztes Jahr war dadurch gekennzeichnet, dass sich viele Abnehmer wegen der Lieferkettenprobleme von der zweitgrößten Wirtschaft abwandten und die Wirtschaft allgemein durch die strenge Corona-Politik unter starken Druck geriet. Dennoch bleibt China ambitioniert und rollt weiterhin seine kontroverse Road-and-Belt-Initiative aus. Diese industrielle Expansion wird sich sicherlich über günstigeres Öl freuen. Im Gegenzug kann China Technologie und politische Unterstützung bieten.
Gerade letzteres war ein zentraler Aspekt des Treffens der beiden Mächte. Beide Länder gaben zu verstehen, dass das nationale Nicht-Einmischungsprinzip als wichtiger Wert gewahrt und gestärkt werden soll. Was bedeutet das? Aus der Diplomatensprache in die Alltagssprache übersetzt, heißt das, dass man sich international unabhängiger geben will. Gerade westliche Einflüsse sollen in den eigenen Ländern gemindert werden, sodass man seine regionale Macht stärken kann. Das deckt sich mit einer in Saudi-Arabien schon länger verfolgten Strategie. Das Land konnte in den letzten Jahrzehnten durch die Ölförderung großen Reichtum aufbauen, wurde dabei aber vor allem durch die USA geschützt. Da nun ein gewisses Entwicklungslevel erreicht wurde, kapselt sich Saudi-Arabien immer weiter von den Nordamerikanern ab und sucht jetzt Deckung bei den Chinesen. Diese bieten ihre Hilfe wohlwollend an und untermalen explizit, dass man die eigenen Werte hier nicht anderen Ländern aufdrücken möchte.
Aber nicht nur besseren Zugang zum Öl bekommen die Chinesen dadurch. Wenn der Handel zwischen China und Saudi-Arabien, und anderen Golfstaaten, expandiert, wird dies sicherlich nicht auf Basis des Dollars geschehen – wieso auch? In Chinas makroökonomischer Ausrichtung ist klar verankert, dass man die eigene Währung konkurrenzfähiger machen möchte, sodass immer mehr Handelsbeziehungen auch den Yuan als Leitwährung nutzen können. Als expandierende Region ist der Nahe Osten geeignet, um hier einen wichtigen Fortschritt zu landen. Das bedeutet, dass die Interessen Chinas vor allem durch Währungs- und Rohstoffbedenken getrieben werden. Gerade vor Kurzem schloss China einen Vertrag mit Katar zur langfristigen Versorgung von Flüssiggas über 27 Jahre ab. Den Golfstaaten kommt das zugute, denn so holt man sich einen politisch neutraleren Handelspartner ins Boot, der sich weniger in die normative Gestaltung der nationalen Politik einmischt, aber nicht weniger zahlungsfähig ist.
In den kommenden Jahren dürften sich immer mehr solcher Allianzen der Chinesen, aber auch der Saudis, beobachten lassen. Dieses Krisenjahr hat wohl überall gezeigt, dass es ratsam ist, sich breit aufzustellen. Die Konsequenz ist also für viele Länder, neue Bündnisse zu suchen, die in beide Richtungen lukrativ sind. Bei den beiden Ländern in diesem Artikel scheint dies wohl der Fall zu sein.
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