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In den vergangenen Jahren liefern sich Aldi und der größte Konkurrent Lidl gewissermaßen ein Dauer-Duell um die Vorherrschaft im Discount-Sektor. Zuletzt hatte der vormalige Platzhirsch Aldi milliardenschwere Erneuerungen durchgesetzt – auch weil ihm der zur Schwarz-Gruppe zählende Rivale zunehmend den Rang ablief. Dieser Wandel, der auch umfangreiche Änderungen in der Produktlandschaft und der visuellen Gestaltung der Filialen umfasste, hatte aber nicht die gewünschte Wirkung – nein, im Gegenteil: Kritiker und auch viele Kunden werfen dem Discounter-Riesen vor, dass dieser durch die Umstrukturierungen sein markantes Profil verloren habe. Ex-Aldi-Manager Dieter Brandes führt aus: „Aldi hat sich dramatisch verändert. Das ist der Weg vom einstmals exzellenten zu einem gewöhnlichen Unternehmen, einem Unternehmen auf dem Weg zum Supermarkt“. Um dem durchaus gebeutelten Konzern wieder etwas Aufwind zu verschaffen, möchte man nun unter anderem die Geschäftstätigkeit in China massiv ausweiten und in diesem Zuge mehrere hundert Geschäftsstellen schaffen. Bereits im Jahr 2019 hatte das 1913 gegründete Unternehmen in Shanghai seine erste Filiale eröffnet. Bislang beschränkte sich das China-Engagement aber auf das Einzugsgebiet der Millionenmetropole. Dies soll sich nun offenbar ändern.
Erschließung des Jangtse-Deltas
Aldis China-Chef Roman Rasinger begründet die China-Ausweitung wie folgt: „China ist und bleibt einer der interessantesten Märkte in allen Bereichen und die rasant steigende Größe der Mittelklasse führt zu einem riesigen Potenzial im Lebensmittelmarkt“. Zukünftig solle zwar auch weiterhin ein starker Fokus auf der 25-Millionen-Einwohner-Stadt Shanghai liegen – sieht das Unternehmen hier doch Potenzial für die Eröffnung einer dreistelligen Zahl an Filialen – angreifen möchte man im Hause Aldi darüber hinaus aber auch die zahlreichen Millionenstädte im Jangtse-Delta, wie beispielsweise Hangzhou (rund 10.36 Millionen Einwohner) und Nanjing (rund 8.50 Millionen Einwohner). Im über 300.000 Quadratkilometer messenden Jangtse-Delta leben rund 100 Millionen Menschen und somit rund ein Zehntel der chinesischen Gesamtbevölkerung. Hier wird in etwa ein Fünftel der gesamten chinesischen Wirtschaftsleistung erbracht, zudem zeichnen sich die in diesem Gebiet ansässigen Unternehmen verantwortlich für rund ein Drittel der landesweiten Exporte. All das macht das Jangtse-Delta zu einer der wohlhabendsten und bedeutendsten Regionen Ostasiens – und entsprechend zu einem vielversprechenden Marktumfeld für den deutschen Discounter. Rasingers Aussagen zufolge habe Aldi während des bislang vierjährigen Wirkens in Shanghai wichtige Erfahrungen gesammelt, die es nun möglich machen, den weiteren Ausbau in China zügig voranzutreiben. Aktuell evaluiere man, „in welche Stadt es als Nächstes geht“.
In der Vergangenheit sind bereits einige ambitionierte westliche Großkonzerne beim Versuch, den chinesischen Markt zu erschließen, gescheitert – sei es nun aufgrund kultureller Differenzen, gesetzlicher Rahmenbedingungen, nationaler Konkurrenten oder weitreichender Eingriffe der hiesigen Regierung. Bereits im Jahr 2016 verließen LinkedIn und Uber (NYSE:UBER) den chinesischen Markt, im Mai dieses Jahres zog dann auch das US-amerikanische Reise-Unternehmen Airbnb (NASDAQ:ABNB) die Reißleine und verabschiedete sich vom ostasiatischen Staat. Wir hatten darüber berichtet. Dafür, dass sich der Aldi-Konzern in China etablieren könnte, spricht neben dem erfolgreichen „Testlauf“ in Shanghai jedoch auch der Fakt, dass deutsche Discounter weltweit als das Maß aller Dinge gelten. Wir sind also gespannt.
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