Manchmal wirkt der Aktienmarkt wie eine große Bühne für technische Meisterleistungen, und wenn Nvidia (NASDAQ:NVDA) antritt, erwartet jeder ein Spektakel. Pünktlich zum nahenden Q4-Bericht, den der Grafik- und KI-Spezialist nach US-Börsenschluss am Mittwoch vorlegen will, schaut die Finanzwelt gebannt auf die Zahlen. In den letzten Jahren haben Nvidias Quartalsberichte immer wieder für sprunghafte Kursbewegungen gesorgt, und die meisten Beobachter gehen davon aus, dass wir erneut ein gewaltiges Feuerwerk sehen könnten.
Tatsächlich kommt dieser Bericht in einer Phase, in der so mancher glaubt, dass der KI-Hype erste Risse bekommt. Die Tech-Rally, die das Jahr 2024 geprägt hat, wirkt angeschlagen, weil Investoren befürchten, dass die lukrativen KI-Träume nicht ewig weiter wachsen können. Der Nasdaq Composite ist zuletzt spürbar gefallen, Growth-Aktien leiden, und immer mehr Anleger fragen sich, ob wir hier eine Übertreibung sehen. Gerade Nvidia gilt als Aushängeschild für künstliche Intelligenz - entweder verleiht das Zahlenwerk dem KI-Fieber neuen Schwung oder es entpuppt sich als Luftnummer.
Was also dürfen wir von diesen Q4-Zahlen erwarten? Zunächst einmal gehen Analysten von einem rekordverdächtigen Quartal aus, mit Umsatzprognosen von rund 38,1 Milliarden US-Dollar - ein Plus von sagenhaften 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei liegt das über dem eigenen Ausblick, den Nvidia im November 2024 gegeben hatte. Auch beim Gewinn sind die Schätzungen gewaltig: Man rechnet mit einem Nettoertrag von etwa 21 Milliarden Dollar, im Vergleich zu nur knapp 13 Milliarden im Vorjahr. Die EPS-Erwartung liegt bei 0,85 US-Dollar - ein satter Zuwachs.
Diese rasante Entwicklung rührt vor allem daher, dass Nvidia so stark auf die Schiene „KI und GPUs“ gesetzt hat. Ob Amazon (NASDAQ:AMZN), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Alphabet (NASDAQ:GOOGL) oder Meta (NASDAQ:META) - alle investieren Milliarden in KI-Infrastruktur, und zwar nicht gerade zu kleinen Summen. Allein für 2025 stehen laut Schätzungen rund 200 Milliarden US-Dollar an Ausgaben für KI im Raum. Nvidia profitiert als Top-Lieferant für Grafikprozessoren, die in Rechenzentren ein unverzichtbarer Baustein sind. Genau deshalb schauen jetzt alle so genau hin: Kann das Unternehmen diese Leistung auch weiterhin liefern?
Gespannt ist man vor allem auf den Ausblick fürs laufende Quartal: Die meisten Experten liegen bei rund 42 Milliarden Dollar Umsatz als Erwartung. Sollte Nvidia diese Prognose nicht erfüllen oder sogar dämpfende Töne anschlagen, könnte das zu einem empfindlichen Rücksetzer führen. Man erinnert sich: Nvidia hat in 16 der letzten 18 Quartale positiv überrascht. Doch was, wenn plötzlich der große Wurf ausbleibt? Zusätzlich geistert das Gerücht um den chinesischen Konkurrenten DeepSeek herum, der ähnliche KI-Modelle mit weniger Rechenpower trainieren können soll.
Die Aktie selbst steht momentan bei rund 126,63 US-Dollar (Stand Mittwochmorgen) und hat über das vergangene Jahr immerhin 61 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der S&P 500 brachte es in derselben Zeit auf plus 17 Prozent. Man sieht also, wie sehr Nvidia den Gesamtmarkt hinter sich gelassen hat. Allerdings steckt das Papier nun genau an seiner 200-Tage-Linie fest - ein charttechnisch spannender Punkt, an dem sich oft entscheidet, ob ein weiterer Aufschwung folgt oder eine Korrektur einsetzt. Die Optionen signalisieren jedenfalls starke Kursbewegungen.
Die Volatilität ist regelrecht greifbar: Optionen preisen eine Schwankungsbreite von etwa acht Prozent nach den Ergebnissen ein. Das klingt vielleicht zunächst technisch, heißt aber nur, dass es an der Börse ziemlich drunter und drüber gehen könnte. Wer investiert ist, tut gut daran, sich verschiedene Szenarien auszumalen: von einem fulminanten Kurssprung über eine verhaltene Entwicklung bis hin zu einem brutalen Einbruch. Die Spannbreite ist groß, und genau das macht den Reiz - oder Stress! - an solchen Zahlen-Events aus.
Szenario eins: Nvidia liefert ein „Blowout Quarter“, übertrifft sämtliche Analystenerwartungen und malt ein rosiges Bild für das kommende Quartal. In diesem Fall könnte der Kurs in Windeseile über die Marke von 150 Dollar schießen, was den ganzen Tech-Sektor mit nach oben reißen würde. AMD (NASDAQ:AMD), Broadcom (NASDAQ:AVGO), Palantir (NASDAQ:PLTR) oder Super Micro (NASDAQ:SMCI) Computer - alle könnten profitieren. Der KI-Zug bekäme damit neuen Treibstoff, und so mancher skeptischer Investor würde sich vielleicht fragen, ob er den Ausstieg zu früh gewagt hat oder das Thema AI doch ernstnehmen sollte.
Szenario zwei: Nvidia übertrifft zwar die Erwartungen, doch der Ausblick ist eher „okay“ statt spektakulär. Ein solider Bericht ohne große Überraschungen könnte den Kurs kurzfristig belasten, weil sich viele Hoffnungen eben auf eine erneute Mega-Überraschung stützen. Die Botschaft wäre dann: „Ja, KI ist cool, aber rechnet bitte nicht damit, dass wir jedes Mal die Latte einreißen.“ Oft führt so ein „vernünftiger“ Bericht zu einer Phase der Konsolidierung, in der Anleger neue Impulse abwarten.
Szenario drei: Nvidia enttäuscht richtig. Das heißt: schwache Zahlen oder ein vorsichtiger Ausblick, der die hohen Erwartungen unterläuft. In diesem Fall dürfte sich der Kurs kaum halten können, und es käme vermutlich zu einem massiven Ausverkauf, der nicht nur Nvidia, sondern auch andere Wachstumstitel in Mitleidenschaft ziehen könnte. Man darf nicht vergessen, wie optimistisch der Markt derzeit für alles rund um künstliche Intelligenz ist. Wird diese Luft rausgelassen, könnte das Risse in der gesamten Tech-Szene hinterlassen und den Trend Richtung Substanzwerte beschleunigen.
Welche Folgen das alles für den Gesamtmarkt hat? Man sollte nicht vergessen, dass Nvidia ein Schwergewicht ist, das den Tech-Sektor maßgeblich mit bewegt. Ein starkes Ergebnis könnte der jüngsten Wachstumsmüdigkeit im Nasdaq entgegenwirken und für neue Kauflaune sorgen - was dann wiederum Growth-Aktien beflügelt. Im negativen Fall könnte der S&P 500 ebenso ins Trudeln geraten wie alle anderen Indizes auch. Das wäre ein Weckruf für viele Marktteilnehmer, die immer noch auf eine unbegrenzte KI-Party setzen. Kurzum: Nvidias Bericht ist ein echter Stimmungsmacher.
Fazit
Nvidias Q4-Zahlen werden zeigen, ob die KI-Rally noch Feuer hat oder ob der Zug ins Stottern gerät. Angesichts der großen Spannbreite an möglichen Szenarien lohnt es sich, strategisch vorzugehen. Wer Nvidia langfristig vertraut, könnte einen heftigen Rücksetzer als Nachkaufchance sehen. Kurzfristig orientierte Trader hingegen könnten Hedging-Strategien via Optionen in Betracht ziehen. Letztlich bleibt die Frage: Wird Nvidia wieder zünden und den KI-Hype befeuern, oder sehen wir eine Ernüchterung? Am Mittwochabend erhalten wir die Antworten - und die Börse wird sicher lautstark applaudieren oder pfeifen.
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Hinweis: Wie immer gilt: Dieser Text ist keine Anlageberatung, sondern liefert dir eine Einschätzung der aktuellen Entwicklungen. Ich selbst halte Positionen im S&P 500 durch ETFs wie den SPDR S&P 500 (SPY) und im Nasdaq 100 via Invesco QQQ (QQQ). Auch bin ich in diverse Halbleiter- und Tech-ETFs investiert, beispielsweise den VanEck Vectors Semiconductor (SMH). Vor jedem Trade sollten Sie Ihre eigene Risikobewertung machen und sich nicht allein auf Hypes verlassen.