Der Markt versucht nach wie vor die zuletzt umgesetzten Förderkürzungen richtig einzuordnen und hat dabei noch kein einheitliches Bild finden können. Nachdem die EZB sich kurz vor Weihnachten skeptisch bezüglich deutlicher und nachhaltiger Preisanstiege zeigte, äußerte sich das Ölministerium Venezuelas deutlich positiver zu den kommenden Aussichten. Die Rohölsorte WTI West Texas Intermediate legte daraufhin am gestrigen Handelstag wieder etwas zu und notiert nun wieder im Bereich des bisherigen Jahreshochs aus Anfang Dezember bei 55,13 USD.
Übergeordnete Marktsituation WTI - 29. Dezember 2016
Daher konnte bislang auch der Widerstandsbereich zwischen 54,15 USD und 55,30 USD nicht überwunden werden. Allerdings haben sich die Notierungen wieder langsam in diesen Bereich vorarbeiten können, wodurch sich die vorangegangene Bewegung bestätigt hat.
Das venezulanische Ölministerium äußerte sich gestern zu den Erwartungen des Ölpreises und sieht für das kommende Jahr einen Anstieg auf 60,- bis 70,- USD. Gleichzeitig verkündete man, die Pläne über Förderkürzungen zwischen der OPEC und anderen Förderländern außerhalb des Ölkartells zu unterstützen. Dabei beabsichtige Venezuela die eigene Förderung um 95.000 Barrel pro Tag zu reduzieren.
Bereits in den vergangenen Handelswochen haben sich Hedgefonds und andere Marktteilnehmer im Zuge der geplanten Förderkürzungen sehr bullish positioniert und ihre Longpositionen in den wichtigsten Futures auf knapp 800 Millionen Barrel ausgebaut. Voraussetzung für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung ist allerdings, dass die geplanten Förderkürzungen tatsächlich umgesetzt werden und es hier zu keinen negativen Überraschungen kommt. Ansonsten könnten sich Anleger von einem bullishen Bruch des o.a. Widerstandsbereiches voraussichtlich verabschieden, da es dann zu einem deutlichen Abbau der Erwartungen kommen würde - eines der größten Risiken für Rohstoffanleger zu Beginn des kommenden Jahres 2017.
Die europäische Zentralbank zeigte sich im Hinblick auf einen langristig starken Ölpreis ebenfalls skeptisch wenngleich man davon ausgeht, dass der Ölpreis in 2017 um 25 Prozent stärker steigt als man in den bisherigen Projektionen angenommen hat. Dies ging unter anderem aus dem letzten Wirtschaftsbericht hervor. Als Begründung für den pessimistischeren langfristigen Ausblick nannte die EZB die hohen Lagerbestände sowie den intensiven Preiskampf am Ölmarkt, welcher auf den technologischen Fortschritt in der US-Schieferölproduktion zurückzuführen sei. Hier seien die Kosten in den letzten drei Jahren um gut 20 Prozent gesenkt worden.
In den letzten Handelstagen des Jahres ist tendenziell eher nicht damit zu rechnen, dass der Barrelpreis bei WTI nochmal deutlich über 55,- USD ansteigt. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die Notierungen vorerst zwischen 55,- USD und 52,- USD pendeln und sich eine Richtungsentscheidung erst im kommenden Jahr ergibt.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen Widerstände
53,90 USD 54,70 USD
53,40 USD 55,00 USD
52,50 USD 55,30 USD
52,30 USD 56,30 USD
51,60 USD 61,50 USD
Ausblick für WTI:
Im Stundenchart zeigt sich nach wie vor eine mittelfristige Aufwärtstrendlinie (doppelte schwarze Trendlinie). Die temporäre Abwärtstrendlinie (schwarz gestrichelt) ist mit der Wiederaufnahme des Handels am Dienstag bullish getriggert worden, wodurch der Weg bis an die alleinstehende schwarze Aufwärtstrendlinie frei geworden ist. Diese Trendlinie auf der Oberseite ist nun bereits dreifach getestet und bildet mit der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie einen aufwärts gerichteten Trendkanal.
Nachdem diese Trendlinie auch am gestrigen Handelstag getestet worden ist besteht nun die Chance auf korrektive Notierungen in den nächsten Stunden. Andernfalls stünde ein erneuter Test des übergeordneten Widerstandsbereiches auf der Oberseite an.