Dank Mario Draghi konnte der Euro in der letzten Handelswoche seinen klaren Abwärtstrend beenden und eine massive Ralley absolvieren. Auslöser war die Aussage des Notenbankchefs, wonach man nicht über eine Zinssenkung diskutiert habe, woraus der Markt den Rückschluss zog, dass das Thema Zinssenkung erst einmal vom Tisch sei. Ausgehend von 1,3050 stieg die Gemeinschaftswährung noch am Donnerstag um 200 pips, um dann am Freitag in einer schnellen Bewegung den wichtigen Widerstand bei 1,33 zu überwinden. In der Nacht zum heutigen Montag dann noch einmal ein weiterer Anstieg auf die 1,34, doch seitdem konsolidiert der Euro seine Gewinne wieder aus.
Dabei stand die Aussage Draghis im Gegensatz zur letzten Pressekonferenz der vorherigen Ratssitzung, wonach man „auf breiter Basis“ über Zinssenkungen diskutiert habe: Woher dieser ziemlich kurzfristige Sinneswandel? Weil sich an der ökonomischen Lage der Eurozone etwas geändert hätte? Nicht wirklich. Was sich aber geändert hat, ist das Risikobewusstsein der Märkte, die wieder fleissig spanische und italienische Staatsanleihen kaufen, im Glauben, dass die Eurokrise, die eine Verschuldungskrise ist, sich schon in Luft auflösen wird. Kurzfristig kann diese Spekulation aufgehen, aber die Rückkehr der Probleme, bzw. die Bereitschaft, sie wahrzunehmen, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die starke Ralley von 400 pips nur aufgrund einer ausbleibenden Zinssenkung um 0,25% erscheint ohnehin etwas sportlich. Wir vermuten, dass der starke Anstieg vorwiegend durch short-covering bedingt war, weil viele nicht mit den Aussagen Draghis gerechnet hatten – und eben keine selbst tragende Stärke der Gemeinschaftswährung darstellt.
Charttechnisch hat sich die Ausgangslage zweifellos verbessert, zumindest dann, wenn der Euro die 1,33 nun auch verteidigen kann. Auf der Oberseite liegen die Widerstände in der Zone 1,3380/1,3400 sowie beim Jahreshoch des Jahres 2012 bei 1,3485. Auf der Unterseite liegen die Unterstützungen bei 1,3300 und vor allem 1,3160 sowie dem Verlaufstief aus 2013 bei 1,3000.
Dax:
Nach der Ralley zu Jahresbeginn und dem Sprung über die 7.700er-Marke läuft der Dax seit Tagen seitwärts. Immer wieder versucht der Index den Sprung über den inzwischen etablierten Widerstand im Bereich 7.780 Punkten – und scheitert bislang regelmäßig (so nach der EZB-Sitzung am Donnerstag und dann heute Vormittag).
Die letzte Handelswoche war überwiegend von großer Langeweile gekennzeichnet. Die US-Berichtssaison hat noch nicht Fahrt aufgenommen – was sich in dieser Woche ändern wird, wenn insbesondere die US-Finanzwerte berichten werden. Und andererseits sind die Verhandlungen über die Anhebung der US-Schuldengrenze noch nicht in Gang gekommen. Wie man hört, verhärten sich in diesem frühen Stadium jedoch die Fronten, die stark angeschlagenen Republikaner jedenfalls scheinen zum Äußersten bereit und riskieren einen „tecnical default“, also eine technische Insolvenz. Es kann also noch etwas dauern, aber das große Zittern wird noch kommen, vermutlich gegen Ende Februar, wenn die Frist abzulaufen beginnt.
Viel Luft nach oben scheint jedenfalls nicht mehr zu sein. Dagegen spricht schon die historisch niedrige Volatilität, also die Angstfreiheit des Marktes und der außerordentlich hohe Optimismus von denjenigen, die bereits auf der Longseite investiert sind.
Charttechnisch ist ohnehin alles beim Alten geblieben. Die entscheidende Unterstützung liegt nun bei 7.680, die der Index bereits – wie den Widerstand bei 7.780 – nicht verletzt hat. Wer bislang neutral ist, sollte prozyklisch handeln, sprich einen Ausbruch über 7.780 kaufen und den Bruch der Unterstützung bei 7.680 verkaufen. Der weitere Verlauf der US-Berichtssaison wird den Weg weisen, wobei wir davon ausgehen, dass den Bullen die Zeit davon läuft, je näher wir Ende Februar kommen.
Markus Fugmann
Chefanalyst actior AG