Vor einer Woche war es die Europäische Zentralbank (EZB), die die Märkte bewegt hatte, nun waren es die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Bank von Japan (BoJ). Dabei sorgte nur letztere für eine stärkere Versorgung der Märkte mit Liquidität. Während sowohl die EZB als auch die Fed keine neuen Maßnahmen beschlossen, führte die BoJ in der Nacht zum Freitag (MEZ) einen negativen Zinssatz von 0,1% ein. Dieser wird für Guthaben fällig, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten. Damit folgt die japanische Notenbank dem Weg europäischer Zentralbanken.
Keine Spur von Stärke
Zwar konnten sich die Aktienmärkte in der vergangenen Woche von Ihrem Tief, das sie am Mittwoch der Vorwoche markierten, etwas erholen, doch von einer starken Gegenbewegung kann man dabei nicht sprechen. Wahrscheinlich würden die Aktienkurse noch deutlich tiefer stehen, wenn sich der Ölpreis nicht wesentlich erholt hätte.
DAX neigt immer wieder zur Schwäche
Das Handeln der japanischen Notenbank konnte dem DAX am Freitag früh etwas unter die Arme greifen und die Kurse wieder deutlich nach oben treiben (siehe grüne Ellipse im Chart). Doch wie so oft in den vergangenen Tagen zeigte der Index anschließend wieder Schwäche. Schon am Mittwoch konnte der DAX nicht von einem neuen Bewegungshoch (grüner Pfeil) profitieren. Er rutschte wieder deutlich ab, weil sich die Anleger wohl von der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed etwas mehr Klarheit erhofft hatten.
Märkte werten Fed-Statement in erster Reaktion negativ
Zwar folgten die Währungshüter um Janet Yellen der Markterwartung in Sachen Leitzins, indem sie das Zinsniveau in der Bandbreite von 0,25% bis 0,5% beließen, doch das Statement zu dieser Entscheidung enthielt nur zwei kleine Änderungen und damit nicht mehr Klarheit bezüglich der zukünftigen Geldpolitik. So wurde die Passage gestrichen, wonach die Gefahren für den Ausblick ausgeglichen seien. Hinzu fügte die Fed, dass sie die Entwicklung an den Finanzmärkten und das globale Konjunkturumfeld genau beobachten wolle.
Dies kann man sicherlich unterschiedlich interpretieren. Die Märkte jedenfalls sahen darin in einer ersten Reaktion offenbar die Aussage, dass die Gefahren wieder zugenommen haben. Denn die Aktienmärkte drehten exakt ab 20:00 Uhr (MEZ) und damit ab Veröffentlichung des Fed-Protokolls nach unten und verloren kräftig. Mit den US-Indizes rutschte der DAX im Späthandel von über 9.920 auf im Tief unter 9.720 Punkte ab.
Ölpreise stabilisieren
Am Donnerstag war zur Handelseröffnung (9.826 Punkte) von diesem Einbruch nicht mehr viel zu sehen. Der DAX konnte sogar erneut auf über 9.900 Punkte zulegen. Der Grund: Die Ölpreise konnten ihr im Rahmen der leichten Erholung erreichtes Niveau halten, was die Anleger derzeit mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen. Doch ab ca. 9:30 Uhr bröckelten die Kurse wieder ab, wobei das Tempo der Verluste immer weiter zunahm. So rutschte der DAX erneut von grob 9.900 in Richtung 9.700 Zählern ab. In einer zweiten Abwärtswelle steuerte der Index sogar auf unter 9.600, bevor die japanische Notenbank ihm am Freitag wieder kurzzeitig auf die Beine half (grüne Ellipse im Chart oben).
Ölpreise und Unterstützungen geben Halt
Daher bleibt es bei unserer Aussage von vor einer Woche, dass der Kursanstieg bisher lediglich mit den höheren Öl-Notierungen und den charttechnischen Unterstützungen begründet werden kann, die die großen Indizes jeweils erreicht hatten. Ob sich an diesen Marken ein tragfähiger Boden etablieren kann, muss angesichts der sehr schwachen Erholung bezweifelt werden.
Wir hatten am vergangenen Mittwoch bereits angemahnt, dass es sich aufgrund zuvor massiv gestiegener Short-Positionierungen bei der derzeitigen Kurserholung lediglich um einen „Short-Squeeze“ handeln könnte. Weiter schrieben wir: „Eine Trendwende oder ein Ende der Korrektur muss das nicht sein, insbesondere weil die US-Indizes große Top-Formationen („rounding top“) ausbilden. Entsprechend hängt nun viel vom Verlauf der Gegenbewegung ab. Sie wird uns Aufschluss darüber geben, wie die Kräfte der Bullen und Bären derzeit verteilt sind.“. Bisher zeigt der Daumen leider noch nach unten.
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 31.01.2016)
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Sven Weisenhaus