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Der DAX zum Juli-Verfallstag

Veröffentlicht am 12.07.2022, 09:30
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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

in dieser Woche stehen einige wichtige Ereignisse für Börsianer an: Am Mittwoch gibt es die neuesten US-Inflationsdaten, am Donnerstag beginnt in den USA die Berichtssaison zum 2. Quartal und am Freitag ist der nächste (kleine) Verfallstag.

Das DAX-Verfallstagsdiagramm zum Juli-Verfallstag

All dies kann auch den Kursverlauf des DAX beeinflussen, wobei das einzige Ereignis, zu dem wir die Kursbewegungen abschätzen können, der Verfallstag ist. Schauen wir dazu zunächst auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:
Verfallstagsdiagramm DAX Juli 2022
Quelle: Eurex, eigene Berechnungen

Anders, als es vielfach in den Vormonaten der Fall war, erkennen wir diesmal eine relativ breite Überlappung von Call- und Put-Positionen (siehe gelbe Markierung). Es gibt also keine scharfe Grenze, wo die Verfallstagspositionierung vom Bullishen ins Bearishe umschlägt bzw. umgekehrt.

Allerdings erkennen wir – ausgehend von etwa 13.000 Punkten einen gewissen Anstieg der Call-Positionen (blaue Balken) mit steigendem Ausübungspreis bzw. der Put-Positionen (rote Balken) mit fallendem Ausübungspreis (siehe dicke schwarze Linien). Der „Tiefpunkt“ dieses Bereiches (in dem sich die beiden schwarzen Linien schneiden) liegt bei 13.000/13.100 Punkten.

Das ideale Kursziel für den DAX

Und genau dort – exakt bei 13.150 Punkten liegt auch der theoretisch optimale Abrechnungskurs für die Stillhalter, der sich auch aus der MaxPain-Kurve im unteren Diagrammbereich ergibt. Er ist das Minimum dieser „Schüsselkurve“.

Dieser Wert bzw. dieser schmale Bereich ist daher auch gut als Kursziel für den DAX zum Verfallstag geeignet, zumal er in der Nähe des aktuellen Kurses liegt (siehe Chart unten).

Aber die anderen genannten Ereignisse, insbesondere die US-Inflationsdaten, könnten zu kräftigen Kursausschläge an den Aktienmärkten führen, denen sich auch der DAX nicht entziehen kann. Welche Anhaltspunkte liefert uns also das Verfallstagsdiagramm, wenn der DAX-Kurs nach oben oder unten über diesen Zielbereich hinausschießt?

Wenn die Kurse nach oben ausbrechen

Bei (stark) steigenden Kursen ist das Kursziel relativ offensichtlich: Da oberhalb von 13.200 die Zahl der Call-Positionen zunächst abnimmt, stoßen die Bullen dort auf relativ wenig Widerstand der Stillhalter. Spannend wird es erst wieder bei 13.500. Dort liegen sowohl die größte Call- als auch die zweitgrößte Put-Position der aktuellen Verfallstagspositionierung.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Stillhalter diese große Position ins Geld laufen lassen. Zumal der DAX bis dahin auch eine scharfe kurzfristige Rally hinlegen müsste, um diesen Kurs zu erreichen. Daher sollte es den Call-Stillhaltern leichtfallen, die große 13.500er Position aus dem Geld zu halten.

Eine gewisse Unterstützung bekämen sie dabei auch von den Put-Stillhaltern, die ihrerseits versuchen dürften, in diesem Kursbereich ihre etwa gleich große Position zu retten. Wenn also der DAX bis Freitag in Richtung 13.500 Punkte haussiert, ist die Wahrscheinlich hoch, dass er diese Marke auch erreicht und dort bis zum Verfallstag verharrt.

Wenn es doch wieder abwärts geht

Nach unten ist das Kursziel nicht so eindeutig, da hier dicht gestaffelt immer größere Put-Positionen liegen. Entsprechend ist ein zunehmender Widerstand der entsprechenden Stillhalter möglich. Oder aber – bei entsprechender Abwärtsdynamik im DAX – ein starker Zuwachs von Absicherungspositionen, was den Rückfall verstärken würde.

Bei einem nur verhaltenen Kursrückgang („Abbröckeln der Kurse“) könnte eine eventuelle Erholung bei 12.800 Punkten enden. Hier liegt die größte Call-Position in diesem Bereich, die bei einem Wiederanstieg womöglich die Call-Stillhalter aus dem Geld halten wollen. Und da unterhalb von 12.500 auch kaum noch Put-Positionen liegen, ist es unwahrscheinlich, dass der DAX bis zum Verfallstag unter diese Marke fällt.

Das sagt die Charttechnik

Damit können wir einen Blick auf den aktuellen DAX-Chart werfen:
DAX - Tageschart seit Februar 2022

Der DAX bewegte sich – abgesehen von seinem Ausflug im Mai/Juni – de facto stets unterhalb der langen roten Abwärtslinie, die im Januar beginnt. Inzwischen hat sich entlang dieser Linie ein Abwärtskanal gebildet, der den Kurs inzwischen auch schon seit März führt.

Mit dem dynamischen Rückfall seit Anfang Juni hat der DAX nicht nur das März-Tief erreicht, sondern auch einen (sehr langgezogenen) Keil gebildet (grau), der eine kurzfristige bullishe Umkehrformation sein könnte.

Noch zeigen die Bullen keine Ambitionen

Mit der Umkehr nach oben an der Unterstützung durch das März-Tief (dicke grüne Linie) haben die Bullen prinzipiell eine gute Ausgangsposition für weiter steigende Kurse. Allerdings sind sie zuletzt erneut an der langen roten Linie sowie der runden 13.000-Punkte-Marke gescheitert.

Charttechnisch sieht es daher aktuell nicht danach aus, dass es zu einer Rally in Richtung 13.500 Punkte kommt. Vielmehr verstärkt sich der Eindruck, dass der DAX bis Freitag über 13.100/200 Punkte womöglich nicht hinauskommt – wenn überhaupt.

Und nach unten ist er zunächst gut abgesichert: Die dicke grüne Linie ist nun eine bewährte Unterstützung. Und da sie unterhalb der „verfallstags-kritischen“ Grenze von 12.500 Punkten liegt, ist nicht zu erwarten, dass der DAX bis am Freitag unter diese Marke rutscht.

Fazit

Das „logische“ und theoretische Kursziel für den DAX bis zum Verfallstag am Freitag liegt nach der aktuellen Verfallstagspositionierung bzw. der Charttechnik bei 13.150 Punkten. Externe Ereignisse in dieser Woche, insbesondere die neuesten US-Inflationsdaten am Mittwoch, könnten den Kurs in die eine oder andere Richtung werfen. Dann sollten jedoch 13.500 Punkte (nach oben) sowie 12.500 Punkte bzw. das Niveau des März-/Jahrestiefs (nach unten) die Grenzen für die Kursbewegungen sein.

Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert

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