Der gefährliche September beginnt

Veröffentlicht am 03.09.2013, 10:08
DJI
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DE40
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Sie kennen vielleicht das Bonmot von Mark Twain: Für Börsenspekulationen ist der Februar einer der gefährlichsten Monate. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Oktober.

Natürlich kann man sich an den Börsen seiner Sache nie völlig sicher sein, aber es gibt zweifellos gewisse saisonale Tendenzen. Ein Körnchen Wahrheit steckt in jeder Statistik. Daraus resultieren so bekannte Börsenweisheiten wie „Sell in May and go away – but remember to come back in September.“ (Verkaufe im Mai und geh davon – aber denk dran, im September zurückzukommen.)

Und tatsächlich zeigt die Statistik für ganz unterschiedliche Märkte und Zeiträume, dass in dieser Weisheit ein Körnchen Wahrheit steckt (siehe nachfolgende Grafik am Beispiel des Dow Jones): Im Mai tauchen die Märkte im Durchschnitt ab, und die Rückkehr an die Börsen im September sollte möglichst spät erfolgen, denn dieser Monat ist in allen Märkten der mit Abstand schlechteste des Börsenjahres.
DJIA Quelle: MarketMaker mit Daten von VWD

Der gefürchtete Crash-Monat Oktober ist hingegen eher unauffällig. Allerdings zeigt er eine sehr hohe Schwankungsbreite (gelbe Bereiche), die unter anderem durch die bekannten Oktober-Crashs von 1987 und 1929 bedingt ist.

Nicht von Durchschnittswerten täuschen lassen

Allerdings dürfen diese Durchschnittswerte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Einzelfall auch durchaus anders kommen kann. In dem Diagramm oben wird das durch die angegebenen Schwankungsbreiten dargestellt. So gab es auch durchaus schon sehr starke September (z.B. 2010: +7,7 %) und im Gegensatz dazu sehr schwache Dezember (z.B. 2003: -6,2 %).

Von Interesse ist nun natürlich die Frage, wie es in diesem Herbst weitergehen könnte. Der heutige Labor Day (Tag der Arbeit) in den USA wird dabei häufig als Wendepunkt an den Börsen betrachtet. Das mag damit zusammenhängen, dass nach diesem Feiertag Anfang September auch die Börsianer wieder frisch erholt aus dem Urlaub zurückkommen. Aber offenbar wirkt sich diese Erholungspause negativ auf die Kursentwicklung aus. Warum das so ist, darüber kann man nur spekulieren. Böse Zungen behaupten ja, das läge daran, dass die Anleger nach dem (teuren) Urlaub ihre Kasse wieder auffüllen müssen. Aber das ist vermutlich nur ein Gerücht… Präsidentschaftszyklus signalisiert Crash-Risiko.

Wie auch immer, das saisonale Muster weist für den Herbst jedenfalls eher auf schwächere Märkte hin. In diesem Jahr hat dieses Muster insofern eine besondere Relevanz, da es nach dem US-Präsidentschafts­zyklus in einem Nachwahljahr statistisch zu ganz erheblichen Verlusten kom­men kann (siehe Chart).
Speck Betrachtet man zudem den Börsenverlauf der vergangenen (Sommer-)Wochen, dann stellt man fest, dass es zwar bereits eine Konsolidierung gab (der DAX z.B. schwankte von Mitte Juli bis Anfang der letzten Augustwoche innerhalb einer sehr engen Kursspanne von 3,35 %), aber diese weckte bei den Anlegern offenbar keine neue Kaufbereitschaft: Ende August fielen die Kurse deutlich zurück, statt wieder nach oben durchzustarten.

„Heißer“ Herbst an der Börse?

Zugegeben, dabei spielte auch die jüngste Eskalation im Syrienkonflikt als plötzliche und zusätzliche Belastung eine Rolle. Aber auch die weiterhin bestehende Unsicherheit über den Start des Ausstiegs der Fed aus ihren Anleihekaufprogrammen, die bevorstehende Bundestagswahl in Deutschland sowie die zu erwartenden Auseinandersetzungen um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA dürften in den kommenden Wochen die Fantasie der Investoren zügeln. Auf der anderen Seite fehlen klare Kaufimpulse, z.B. durch ein positives konjunkturelles Umfeld oder wenigstens optimistische Prognosen der Unternehmen.

Momentan sieht vieles danach aus, als ob es auch in diesem Jahr einen „heißen“ Herbst an den Märkten geben könnte. Aber genau dann, wenn an der Börse fast alles klar zu sein scheint, gibt es die größten Überraschungen. Die Kurse haben das letzte Wort
Lassen Sie sich also weder von den Börsenregeln noch vom Augenschein aufs Glatteis führen, sondern prüfen Sie genau, ob die aktuelle Kursentwicklung die negativen historischen Vorgaben und gegenwärtigen Belastungen tatsächlich widerspiegeln. Noch ist das der Fall.

Aber die Kurse haben das letzte Wort. Und falls sie demnächst an einer der wichtigen charttechnischen Unterstützungen in den Indizes wieder nach oben drehen sollten, dann könnte es eine Überraschung für die Bären geben. Und Miss Börse hätte wieder einmal viele genarrt.

Torsten Ewert
Stockstreet GmbH

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