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Deutsche Industrie - Aufstieg oder Untergang in 2021?

Veröffentlicht am 18.10.2020, 23:58
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Die Coronakrise hat uns allen schmerzlich vor Augen geführt, wie verletzlich die Weltwirtschaft sein kann. Innerhalb weniger Wochen sind ganze Branchen vollständig zum Erliegen gekommen, Lieferketten sind zusammengebrochen und das weltweite Wirtschaftswachstum ist in den beiden ersten Quartalen 2020 in ein dickes Minus gerutscht.

Wirtschaftseinbruch Q1 und Q2 2020 – ausgewählte Regionen

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Obwohl es die USA hinsichtlich der Verbreitung des Coronavirus wesentlich härter getroffen hat, als beispielsweise China oder Deutschland, spiegeln die Wirtschaftsdaten ein etwas anderes Bild. Die USA verzeichnen ein weitaus geringeres Minus als die Eurozone und auch Deutschland.

Dies nehmen einige Autoren in einschlägigen Blättern zum Anlass, den Industriestandort Deutschland sehr kritisch zu hinterfragen. Es ist die Rede von einem verpassten Strukturwandel der Deutschen Industrie – ja, mehr noch – wird kritisiert, dass sich die deutsche Wirtschaft zu sehr auf die Industrie fokussieren und verlassen würde.

Richtig ist, dass der Anteil der Industrie zur Deutschen Wirtschaftsleistung etwa ein Fünftel beträgt. Das ist im internationalen Vergleich zusammen mit Japan einer der höchsten Werte.

Welches sind die Gefahren der deutschen Industrie?


1. Starke Exportabhängigkeit

Die deutsche Wirtschaft hängt sehr stark davon ab wie gut oder schlecht es den Ländern geht, die unsere Produkte kaufen. Die Coronakrise hat diese „Schwäche“ deutlich gezeigt. Weitere Risiken sind demnach auch beispielsweise protektionistische Maßnahmen der Importländer. Das haben wir auch nach der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 und folgende gesehen. Strauchelnde Schwellenländer zählen hierzu ebenso zum deutschen Exportrisiko.

Das sind Risiken, die wir auch sehen. Anders sieht es mit folgenden Risiken aus, die verstärkt in der Presse herumgeistern:


2. Technologischer Vorsprung

Hier wird vornehmlich die Digitalisierung und die Elektromobilität angeführt. Deutschland hat zwar keine Digitalisierungschwergewichte (außer SAP (DE:SAPG)), wie beispielsweise die USA (zum Beispiel Google (NASDAQ:GOOGL), Facebook (NASDAQ:FB), Amazon (NASDAQ:AMZN), Microsoft (NASDAQ:MSFT)), aber gerade in der Industrie (hier: Autoindustrie, Maschinenbau, Pharmabranche und Chemiebranche zusammengenommen) ein nicht so leicht einholbares Know-how, welches weltweit seinesgleichen sucht. Und selbst der Elektroantrieb ist eine Technologie, die die deutsche Autoindustrie längst besitzt. Der „Vorsprung“ von Tesla (NASDAQ:TSLA) schwindet in zunehmendem Maße, weil beinahe jeder Autohersteller (nicht nur die Deutschen) sukzessive brauchbare Elektroautos zusätzlich ins Produktportfolio aufnehmen.

Die Technologie beschränkt sich sonach nicht nur auf den Elektromotor und die Batterie, sondern auch und vor allem auf Komponenten, bei denen die Deutschen nach wie vor führend sind: Karosserie, Fahrwerk, Bremsen, Lenkung, Innenausstattung, Sicherheits- und Assistenzsysteme. Und selbst bezüglich des neuesten Trends, dem autonomen Fahren, setzt nicht Tesla, sondern Mercedes-Benz mit der neuen S-Klasse neue Maßstäbe. All diejenigen, die ausdauernd behaupten, man solle doch erst einmal einen Tesla fahren bevor man urteilt, sei gesagt: ja, haben wir, wir haben aber auch die neue S-Klasse Probe gefahren.

Gegen dieses Auto ist jedes Tesla-Modell ein billiger Abklatsch. Ich spreche hier nicht nur vom Fahrgefühl sondern grundsätzlich vom technischen Aspekten. Gerade was autonomes Fahren angeht, setzt die S-Klasse weltweit Maßstäbe.

Vor diesem Hintergrund halten wir es für einseitig und übertrieben, uns einreden zu wollen, dass die deutsche Industrie in einer brutalen Strukturkrise stecken würde.
Im weltweiten Ranking der drei wichtigsten Vergleichsbereiche, Technologie, Warenzeichen und Industrie Design spielt Deutschland klar in der Oberliga mit.

Jetzt sollten wir wegkommen von Meinungen, auch meine ist dabei irrelevant, sondern einfach mal Fakten betrachten.

Technologiefelder

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Innerhalb der Gruppe Technologiefelder belegt Deutschland den ersten Platz im Bereich Transport. Die Deutsche Post (DE:DPWGn) trägt hierzu sicherlich einen wesentlichen Teil bei.

Industrie Design

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In der Gruppe "Industie Design" steht Deutschland klar an der Spitze. Etwas überraschend für uns, dass der erste Platz im Bereich Möbel erzielt wurde.

Weniger überraschend ist, dass die Deutschen im Bereich Konstruktion (inklusive Maschinenbau) weltweit führend sind.


Warenzeichen (Trademarks, die weltweit am einflussreichsten sind)

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Im Bereich "Trademarks" behauptet sich Deutschland klar im Teil-Bereich "Research & Technologie", also in Wissenschaft und Technik (1. Platz), Gesundheit/Pharma (2. Platz) und im Bereich "Business Services" (3. Platz). Letzteres ist etwas überraschend, könnte aber an SAP liegen.

Deutschland belegt im weltweiten Vergleich mit den Top-Nationen einmal den ersten Platz im Gesamtranking "Industrie Design", einmal den zweiten Platz des Gesamtrankings "Trademarks" und einmal den 4. Platz des Gesamtrankings "Technologie Fields".

Vor diesem Hintergrund können wir nicht erkennen, dass Deutschlands Industrie abgeschlagen wäre und kurz vor dem Untergang steht.

3. Digitalisierung und Dematerialisierung

Noch irrwitziger ist der Vorwurf, dass die Wertschöpfung zunehmend auf so genannter Dematerialisierung beruhe. Als Beispiel wird Apple (NASDAQ:AAPL) angeführt. Apple produziert nahezu alle Komponenten des iPhones außer Landes (vornehmlich in Asien), die Wertschöpfung findet aber in Kalifornien statt. Das ist zwar richtig, ist aber auch eine Achillesferse von Apple. Denn wenn die Lieferketten einbrechen, wie wir das Anfang des Jahres gesehen haben, stockt auch diese Wertschöpfung. Gerade da hat sich die Produktion im eigenen Land als Vorteil erwiesen. Die deutsche Industrie überlegt aktuell aus gutem Grund, wie man diese Abhängigkeit reduzieren kann.

Zudem beliefern die deutschen Maschinenbauer fleißig die Schwellenländer, damit sie dort unsere Waren produzieren können. China bildet insoweit eine Ausnahme, als dass China mittlerweile auch genügend Know-how im eigenen Land hat, um diese Anlagen selbst herzustellen.

Das heißt doch dann aber vor allem eines: die deutsche Industrie sollte sich noch viel mehr auf Technologien, technologische Innovationen und Know-how stürzen.

Kurz: auf Köpfe, die diesen technologischen Vorsprung noch weiter ausbauen.

Das Apple-Beispiel hinkt aber auch noch an anderer Stelle: Apple ist doch ebenso exportabhängig, denn wenn es den Schwellenländern schlecht geht, sinkt auch der iPhone-Absatz schmerzhaft.

Wir können uns drehen und wenden wie wir wollen: wir leben in einer vollständig globalisierten Welt. Das halten wir aber auch für einen absoluten Vorteil. Wenn uns die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 eines gezeigt hat, dann doch genau das, dass durch die immer engere Vernetzung der Welt eine gesunde Abhängigkeit entstanden ist, die das Gesamtsystem robuster werden ließ. Die Auswirkungen der Finanzkrise projiziert auf die 60er oder 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts hätte mit Sicherheit weitaus größere Folgen für jede einzelne Nation nach sich gezogen.

Kommen wir aber nochmals zurück auf die deutsche Industrie und das Schreckensgespenst der Digitalisierung und Dematerialisierung. Versuchen Sie sich doch mal digital dematerialisiert fortzubewegen oder zu wohnen.
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Es ist schon ganz gut, dass wir Blech und Baustoffe herstellen und die Welt damit beliefern. Es wird auch eine Zeit nach Corona geben, genau wie es eine Zeit nach der Finanzkrise gegeben hat.

Also wie steht es um unsere Industrie in 2021? Grundsätzlich einmal bin ich was unser Land angeht ultra kritisch. Beim Thema Sicherheit habe wir und die politische Kaste nicht weniger als versagt. Dazu reicht ein einziger Blick in die Zeitung, egal an welchem Tag der Woche. Und sicher schmerzt es mich als Stuttgarter, wie die Politik jahrelang hinters Licht geführt hat. Erst den Menschen mit aufwendigen Kampagnen empfohlen, die sparsamen und sauberen Dieselfahrzeuge zu kaufen um Sie dann wenige Jahre darauf aus den Städten zu verbannen. Das ist eine Dreistheit die seinesgleichen sucht. Aber unsere Industrie wird nicht so schnell untergehen wie viele das hier denken.
Dafür ist faktisch einfach noch viel zu viel Substanz da.

Bevor bei uns die Lichter ausgehen herrscht im restlichen Europa schön längst tiefste Dunkelheit. Da wo dann immernoch Licht brennt um diese Metapher zu benutzen, wird es alle hinziehen wie die Motten ans LIcht.

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