EZB-Sitzung, WM- und Sommerloch erhöhen Risiko für Kurskorrektur

Veröffentlicht am 04.06.2014, 10:35

Korrektur/Hinweis: Nach Redaktionsschluss vorgestern ging folgende Meldung ein:

Dem Institute for Supply Management (ISM) ist am Montag ein Fehler unterlaufen. Ein Volkswirt von Stone & McCarthy Research Associates entdeckte, dass der veröffentlichte Wert zu niedrig war. Der Index ist also nicht auf 53,2 von zuvor 54,9 Punkte zurückgefallen, sondern auf 55,4 Punkte angestiegen. ISM begründete dies mit einem Software-Fehler.
Der Wert macht tatsächlich auch mehr Sinn, da die Stimmungsverbesserung nach den harten Wintermonaten eigentlich zu erwarten war.

DAX testet 10.000-Punkte-Marke

Der DAX macht es spannend. Vorvorgestern hat er mit einem Höchstkurs von 9992,33 Punkten den fünfstelligen Bereich fast erreicht. Doch ist es nicht ungewöhnlich, dass eine derart wichtige Marke erst einige Male getestet wird, bis sie schlussendlich überwunden werden kann.

Auf der anderen Seite ist natürlich auch nicht klar, ob sie überhaupt in den kommenden Wochen überwunden wird oder ob das Nähern bis auf 7,67 Punkte erst einmal der Gipfel war. Das hat unter anderem auch mit der EZB-Sitzung am Donnerstag zu tun.

Der DAX hat sich in den vergangenen Handelstagen in Erwartung weitere geldpolitischer Maßnahmen seitens der EZB an diese 10.000er Marke herangetastet. Aus dieser Entwicklung lässt sich ein Szenario ableiten: Sollte die EZB wider Erwarten nicht handeln, wird es im DAX mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kräftigen Rücksetzer geben – eine Art Enttäuschungseinbruch.

Wenn die EZB handelt

Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die EZB weitere Maßnahmen beschließen wird, zumal Die Inflation in der Eurozone im Mai auf 0,5 Prozent gesunken ist. Und dann wird es eben auf die Details ankommen oder genauer: was, wie und in welchem Umfang beschlossen wird.

Sollte der Markt den Eindruck gewinnen, dass die neuen geldpolitischen Maßnahmen einen tatsächlichen und nachhaltig positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in der EU und insbesondere in Deutschland haben, wird dies dazu führen, dass die 10.000er Marke nachhaltig fällt und neue Allzeithochs ausgebildet werden.

Die wahrscheinlichste Variante

Wahrscheinlicher ist aber, dass die EZB Maßnahmen beschließt, die im Prinzip schon mit der positiven Kursbewegung der vergangenen Tage eingepreist sind. Und dann wird es schwierig, den weiteren Verlauf zu prognostizieren, da es, wie gesagt, darauf ankommt, wie diese Maßnahmen von den Marktteilnehmern bewertet werden.

Dazu muss man wissen, dass die Börse, wenn sie im Vorfeld und in froher Erwartung einer positiven Nachricht gestiegen ist, dann, wenn die Nachricht wie erwartet veröffentlicht wird, häufig dazu neigt, wieder einzubrechen. Die Weisheit dazu lautet: Sell on good news (Verkaufe bei guten Nachrichten).

Fassen wir diese EZB-Szenarien zusammen, ergibt sich daraus eine 2:1 Chance für fallende Kurse – allerdings ist das nur eine Komponente der Betrachtung. Die US-Indizes und auch der DAX befinden sich in klaren Aufwärtstrends, die Zinsen sind weiterhin extrem niedrig, die Geldpolitik in der EU wird wahrscheinlich weiter gelockert und das unterstützt nach wie vor die Märkte.

Blicken wir einmal auf den Chart nach der Target-Trend-Methode:
Dax-Chart

Wir sehen zunächst, dass der DAX die blau gestrichelte Mittellinie des aktuellen hellblauen Rechtecks bei 9.862 Punkten überwunden hat und nun wieder diese von oben zu testen versucht. Das wäre nicht ungewöhnlich. Auch mit einer längeren Fluktuation um diese Linie muss gerechnet werden. Das wäre ebenfalls nicht ungewöhnlich – beides ist noch positiv zu werten.

Interessant ist aber, dass wir uns so langsam wieder einer neuen Konsolidierungslinie (dicke rot gestrichelte Linie) nähern, an der gewöhnlicherweise kleinere oder größere Konsolidierungen ansetzen (siehe dazu auch die vorherige rot gestrichelte Konsolidierungslinie).
Auf dem Kreuzungspunkt Konsolidierungslinie und Mittellinie befindet sich ein „Beta-Target“, das eine gewisse, wenn auch nicht sehr große, Anziehungskraft auf den Kurse ausüben könnte – das aber nur nebenbei.

Das Fazit

Generell ist im Moment das Risiko einer Konsolidierung wieder gestiegen, denn dem DAX scheint derzeit die Kraft zu fehlen, nachhaltig über die 10.000-Punkte-Marke zu steigen. Ein wichtiger Termin für die weitere Entwicklung des DAX wird die EZB-Sitzung sein.

Sommerloch und WM

Als Bremsfaktoren stehen jedoch auch noch zwei weitere Termine parat: Die Fußball-WM in Brasilien und das typische Sommerloch an den Märkten. Zwar finden die Spiele aus Sicht des DAX eher nach Börsenschluss statt, doch trotzdem konnte man bei WMs immer wieder beobachten, dass die Umsätze tendenziell sinken. Anschließend gehen wir dann direkt in die ebenfalls umsatzschwachen und von Fehlsignalen geprägten Sommermonate über.

Wenn reduzierte Umsätze auf eine Phase der Unsicherheit treffen, steigt die Gefahr für fallende Kurse deutlich! Und nach der Seitwärtsbewegung seit Jahresanfang und dem Kampf mit der 10.000er Marke kann man wohl eindeutig von Unsicherheit sprechen.

Noch kein Short

Ich würde zwar nach wie vor nicht auf fallende Kurse setzen, da wir uns - wie gesagt - immer noch in einem starken Aufwärtstrend befinden, gerade aus einer Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen sind und somit die Bullen ganz klar das Zepter in der Hand halten, aber man muss in den kommenden Wochen doch sehr vorsichtig werden und sehr genau analysieren, was der Markt macht.

Wie sollte man sich verhalten?

Für die kommenden Tage sieht die Verhaltensanweisung wie folgt aus: Warten Sie ab, wie sich die EZB entscheidet. Falls es zu keiner Änderung der Geldpolitik kommt, sollte man, sofern die Kurse schwächeln, seine Positionen nach und nach reduzieren, um später zu tieferen Kursen wieder einzusteigen.

Kommt eine Entscheidung, die in etwa den Erwartungen entspricht, müssen Sie den Markt beobachten. Hier sollten Sie die ersten meist volatilen Reaktionen an sich vorbeiziehen lassen und prüfen, ob sich im Anschluss klare Hinweise für Stärke oder Schwäche ergeben. Auf diese sollten Sie dann vorsichtig traden.

Holt die EZB hingegen zu einem großen Schlag aus und die Kurse klettern weiter, kann man seine Long-Positionen nach und nach weiter ausbauen. Das gilt insbesondere dann, wenn die 10.000er Marke nachhaltig und unter hohem Umsatz nach oben aufgelöst werden sollte. Doch auch hier sollten Sie vorsichtig bleiben, weil dann schnell die Frage im Raum stehen könnte: Worauf traden wir jetzt…

Jochen Steffens
PS: Und denken Sie daran: An den Börsen kann auch nach der gründlichsten Analyse jederzeit und immer ALLES geschehen – auch das Gegenteil.

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