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Die sich entfaltende Krise beim Öl: Ist China der Grund?

Veröffentlicht am 08.01.2019, 09:19
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05
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Im vergangenen Jahr drehte sich am Ölmarkt alles um ein Überangebot. In diesem Jahr könnte der Handel ganz von der Nachfrage aus China—oder deren Mangel bestimmt werden.

Gerade als die Ölbullen dachten, sie hätten alles in der Hand, um die Preise in 2019 nach oben zu schicken—aggressive Fördereinschränkungen durch die Saudis und eine gemäßigtere Federal Reserve, die die Zinssätze vielleicht doch nicht wie bislang vorhergesagt anheben wird—hält die Unsicherheit über die Weltwirtschaft, insbesondere die Konjunktur in China, die Rallye am Ölmarkt im Zaum.

Der Markt kämpft um eine Rallye

Der Preis von Öl der Sorte West Texas Intermediate liegt rund 6 USD das Fass oder 14% über seinem 18-Monatstief vom Heiligen Abend.

WTI 60-Min Chart

Aber diese Gewinne fielen nicht leicht. Fast jeder Handelstag seit dem 2. Januar wurde von Volatilität erschüttert, als der Markt Probleme hat, seine anfänglichen Gewinne bis zum Handelsende zu behaupten. Der Montag war ein perfektes Beispiel dafür, als WTI es wieder einmal nicht vermochte die kritische Widerstandsmarke bei 50 USD zu nehmen, obwohl es sich in zwei Sitzungen in Folge an dieses Ziel herangepirscht hatte.

Energy Aspects und Goldman Sachs, zwei geschätzte Expertenhäuser für den Ölmarkt, haben keine Zweifel daran, was die Achillesferse des Marktes in diesem Jahr sein wird: Geringere Käufe aus China.

In einer am Montag erschienenen Notiz sagten Analysten der Londoner Energy Aspects:

“China macht unzweifelhaft die größten Sorgen, besonders angesichts der Schwächer in den jüngsten Konjunkturdaten. Es ist kaum überraschend, dass die chinesischen Rohölkäufe in nächster Zeit schwach ausfallen werden, nachdem es im November noch Importe auf Rekordniveau gegeben hatte und im Dezember die Liefermengen immer noch hoch waren.”

Chinesisches Nachfragewachstum 26% tiefer

Analysten von Goldman Sachs), angeführt von den Köpfen der Rohstoffabteilung bei der Wall Street Bank Damien Courvalin und Jeffrey Currie, sagten in einer ebenfalls am Montag herausgegebenen Kundenmitteilung, dass das Wachstum der chinesischen Ölnachfrage den Erwartungen für das Jahr 2019 nach, um 26% auf 350.000 Fass am Tag fallen soll, nachdem es in 2018 noch um 475.000 Fass am Tag gestiegen war. Im Gegensatz dazu rechnen die Analysten für die Schwellenländer außerhalb Chinas mit einer Erholung, da Brasilien, die Türkei, Südafrika und Russland ihre Rezessionen hinter sich lassen dürften.

Aber halten die Vereinigten Staaten und China nicht in dieser Woche Handelsgespräche ab und sollte dabei nicht ein Abkommen herauskommen? Ja und nein.

Die Tatsache, dass ein hochrangiges US-Verhandlungsteam angeführt vom stellvertretenden Handelsbeauftragten Jeffrey Gerrish und dem Staatssekretär im Finanzministerium für Internationale Beziehungen David Malpass sich nach Peking zu einem Treffen begab und der stellvertretende Ministerpräsident Chinas einen Überraschungsbesuch machte, sind allesamt gute Vorzeichen.

Amerikanisch-chinesische Handelsgespräche noch nicht in trockenen Tüchern

Aber angesichts der langen Liste von Handelsstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern und dem Tiefpunkt, den ihre Beziehungen erreicht hatten, bevor die Präsidenten Donald Trump Xi Jinping am 1. Dezember einen 90 tägigen Waffenstillstand vereinbarten, ist es niemals sicher anzunehmen, ein Abkommen ist gemacht, bis das Abkommen tatsächlich fertig ist.

Energy Aspects stellte die Bedeutung der laufenden Gespräche in Peking heraus und sagte, die erheblichen und schwer zu bestimmenden Risiken durch die vom amerikanisch-chinesischen Handelskrieg verursachte Unsicherheit, begännen ihre Spuren in den Gewinnen chinesischer Unternehmen zu hinterlassen. Die Berater weiter:

“Die (chinesische) Regierung ergreift Maßnahmen, um das Wachstum zu sichern, was aber seine Zeit dauern wird.”

Unterdessen allerdings sagt sie, hat die ins Stocken geratene, chinesische Konjunktur Folgeeffekte in ganz Asien. Dazu zählt der Kollaps der Preisdifferenzen zwischen Chinas ESPO, Lula und Djeno Ölsorten im Vergleich zum Weltbenchmark Brent aus Großbritannien, da die kleineren Raffineriebetreiber im Reich der Mitte als “Teekessel” bekannt, entschieden lieber ihre vollen Öllager anzuzapfen, als weiter zu importieren.

Von den Sorgen der Raffinerien zu fragiler Stimmung in China

Die größeren Raffinerien in China unterdessen, hatten keine Eile ihre Lager in erheblichem Umfang aufzufüllen, da für die erste Jahreshälfte ein schwaches Wachstum der Nachfrage erwartet wird. Das liegt unter anderem daran, dass das chinesische Neujahrsfest in diesem Jahr auf den Februar fällt—was häufig zu bis zu einer Woche an Feiertagen bringt—und großen Instandsetzungsarbeiten im April.

All das gesellte sich zu einer ohnehin schon seit dem späten Dezember fragilen Stimmung am Markt hinzu, nachdem der Kopf der Handelsabteilung beim staatlichen Raffineriegiganten Unipec wegen Verlusten gefeuert worden war, die die lokale Händlergemeinde extrem vorsichtig in Bezug auf das Eingehen von Risiken agieren lässt.

Energy Aspects fasste das alles so zusammen:

“Für den Ölmarkt gibt es nur zwei Preise die wirklich eine Rolle spielen: Der Preis bei dem Angebot aus dem Markt verschwindet (unter 50 USD pro Fass bei Brent) und dem Preis, bei dem die Nachfrage zerstört wird (über 90-100 USD das Fass Brent). Jeder Preis dazwischen ist lediglich ein Ausdruck dessen, was die Leute zu zahlen bereit sind.”

Gegenwärtiges Nachfragewachstum geht historisch mit Rezessionen einher

Die Agentur weiter:

“Schaut man weiter ins Jahr 2019, dann scheint die Angebotsseite weniger ein Grund zur Sorge zu sein: Die OPEC schraubt die Produktion zurück, tiefere Ölpreise werden das US-Produktionswachstum auf ein vernünftiges Niveau sinken lassen, die Industrie unterinvestiert weiterhin und es gibt eine Vielzahl von Problemzonen, die Sorgen bereiten. Kurz gesagt, wir sehen auf der Angebotsseite keine Überproduktion kommen.
Mehr Sorgen machen allerdings die Risiken für die Nachfrage, da diese den Preis in 2019 nach oben als auch nach unten bestimmen werden.”

Während die EU als Ganzes im Jahr rund 14 Mio Fass am Tag an Rohöl importiert, ist China mit 8,4 Mio bpd das größte einzelne Importland. Die Nachfrage aus China hat daher gewichtige Folgen für den globalen Ölverbrauch.

Goldman Sachs, das seine ehemalige Preisvorhersage für Brent in 2019 von 70 auf 67,50 USD kürzte und für WTI von 64,50 USD auf 55,50 USD, sagte, seine Schätzung zeige, dass der Ölmarkt für dieses Jahr ein Wachstum der Nachfrage um lediglich 900.000 Fass am Tag gegenüber dem Vorjahr einpreise. Das sei “ein Niveau, dass historisch mit lokalen Rezessionen einhergeht,” meinte die Bank.

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