Im Vergleich zu den Kurssprüngen der vorangegangenen Woche ging es an den Aktienmärkten auch gestern wieder eher gemächlich zu. Und dabei bewegen sich die Aktienindizes im charttechnischen Niemandsland, weil sie sich irgendwo zwischen ihren Rekordhochs und den Korrekturtiefs eingependelt haben und damit derzeit trendlos wirken. Derweil hat sich an den Anleihemärkten jüngst gravierendes verändert. Denn es hat sich eine Trendwende vollzogen.
Bund-Future im Abwärtstrend
Am 11. Januar hatte ich in meiner ersten „Börse-Intern“ des laufenden Jahres berichtet, dass der Bund-Future an einer wichtigen Abwärtstrendlinie abgeprallt war (dick rot im Chart) und bei dem anschließenden Kursrutsch mehr als 61,80 % der vorherigen Kurserholung verloren gingen, so dass die Kurserholung als beendet galt (siehe „Investoren positionieren sich für die geldpolitische Wende“). Nach dieser damaligen Analyse pendelten die Kurse eine Weile um das untere Ende einer Seitwärtsrange (gelbes Rechteck, gelber Kreis), bevor es zu einer zweiten Abwärtswelle kam. Und mit dieser wurden vorangegangene Tiefs unterschritten.
Damit zeichnet sich im Bund-Future bereits ein Abwärtstrend ab, weil tiefere Hochs und tiefere Tiefs vorliegen. Vergrößert man den Chartausschnitt etwas, dann bietet sich folgender Abwärtstrendkanal an (rot).
Diesen Abwärtstrendkanal haben wir bei den regelmäßigen Bund-Future-Analysen im Target-Trend-Spezial schon seit dem 23. November auf dem Schirm und auch gewinnbringend genutzt.
Da nun die untere Trendkanallinie erreicht ist, könnte es nach den jüngsten Kursverlusten eine Kurserholung geben. Diese halte ich auch durchaus für möglich, denn der Markt hat jüngst schon einen relativ großen Teil der Zinswende durch die Notenbanken eingepreist.
Im Rahmen der Trendwende sollte es weiter abwärts gehen
Allerdings zeigt sich, wenn man den Chartausschnitt noch größer wählt, dass nicht nur ein Abwärtstrend vorliegt, sondern die eingangs erwähnte Trendwende vervollständigt ist. Denn die Seitwärtstendenz (gelbes Rechteck) wurde nach unten verlassen und somit eine Topbildung beendet. Das gilt insbesondere dann, wenn nun auch noch der Abwärtstrendkanal nach unten verlassen wird und dieser damit als trendbestätigende Konsolidierung ausscheidet.
Auch durch die geldpolitische Wende der Notenbanken ist zu erwarten, dass der Bund-Future über kurz oder lang noch deutlich weiter fallen wird. Erst im Bereich von 161,21 Punkten und tiefer treffen die Kurse auf stärkere Unterstützungen, weil sich der Bund-Future im Zeitraum von Mitte 2016 bis Ende 2018 dort länger aufgehalten hat (unteres gelbes Rechteck). Und daher dürften Bullen und Bären auch erneut um diesen Bereich kämpfen, wenn er wieder erreicht wird.
Vor- und Nachteile für den Aktienmarkt
Für den Aktienmarkt wären weiter fallende Kurse im Bund-Future von Nachteil, weil diese zugleich mit steigenden Renditen einhergehen Und steigende Renditen werden zunehmend zur Konkurrenz für Aktien.
Allerdings gilt es auch zu beachten, dass der Bund-Future fällt, weil Anleger aus Anleihen flüchten und als Verkäufer auftreten. Käufer dieser Anleihen könnten noch für eine Weile die Notenbanken sein. Den Verkäufern fließt dabei Geld zu, welches wieder angelegt werden will. Und ein Teil könnte den Weg in den Aktienmarkt finden, was diesen stützen würde.
Da einerseits die Notenbanken Anleihen kaufen, rechne ich vorerst nicht mit einem Einbruch am Anleihemarkt. Und da andererseits Gelder aus dem Anleihe- in den Aktienmarkt fließen könnten, rechne ich auch nicht mit einem Einbruch der Aktienmärkte. Dennoch dürften beide Märkte noch einmal vor deutlichen Kursrücksetzern stehen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus