Ölbären dürften weiter ängstlich den Entwicklungen rund um die OPEC folgen, als in dieser vom Feiertag zu Thanksgiving am Donnerstag in den USA verkürzten Handelswoche, die Drohung von Produktionssenkungen über dem Markt hängt, während in den Vereinigten Staaten die Öllager immer voller werden und niemand weiß, ob die Staatsführer der Vereinigten Staaten und Chinas in den nächsten zwei Wochen ein Handelsabkommen auf die Beine stellen werden.
Goldfans könnten eine neue Rettungslinie bei 1,200 USD sehen, als die Brexit-Krise Europa in eine risikofeindliche Stimmung versetzt. Die britische Premierministerin Theresa May kämpft um ihr politisches Überleben, während die EU-Seite sich sorgt, dass weiterer Ärger die ohnehin schon fragile Arbeitsbeziehung mit der Europäischen Union belasten könnte.
In der Tat könnten die Finanzmärkte in aller Welt auf glühenden Kohlen sitzen, da ein Rückgang des Verbrauchervertrauens in der Eurozone vorhergesagt wird, und die Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland für das verarbeitende Gewerbeund den Dienstleistungssektor den Erwartungen nach bestenfalls eine Stagnation zeigen werden. Auf der anderen Seite des Atlantiks wird für die Hausbauanfänge und die Baugenehmigungen mit positiven Daten gerechnet, während die Auftragseingänge für langlebige Güter einen Rückgang widerspiegeln könnten.
Ölbären vielleicht mulmig über Shorts vor Feiertag
Als die US-Märkte sich auf das Erntedankfest am Donnerstag einstellen, könnte der Verkaufsdruck beim Öl abnehmen, nachdem es einen Rekordbärenmarkt gegeben hatte, der nach sechs Wochen ununterbrochener Verluste etwa 25 Prozent des Marktwerts auslöschte. Analysten zufolge, könnten weniger Handelstage die Ölbären zögern lassen, weitere Shorts einzugehen, die bei einer plötzlichen Umkehr am Markt schwer abzustoßen sein könnten.
Dominick Chirichella vom Energy Management Institute aus New York sagt:
“Als die Sitzung am 6. Dezember näherrückt, wird die OPEC ihre liebe Mühe haben, den Gipfel mit einem positiven Preismomentum zu beginnen.”
Saudi-Arabien und die Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) haben angedeutet, dass sie auf dem Wiener Gipfel im nächsten Monat Produktionseinschnitte um 1,4 Mio Fass am Tag (barrels per day, bcf) vereinbaren könnten. Diese Aussagen haben es verhindert, dass die Verluste an den Ölmärkten noch schlimmer als der 6 prozentige Rückgang der letzten Woche ausfielen.
Ölpreise verlassen Tiefststände, zumindest für jetzt
Chirichella meint:
“Mit den US-Märkten am Donnerstag geschlossen und wenig Aktivität am Freitag, ist der größte Pluspunkt für den Ölkomplex, dass es generell weniger Aktivität geben wird, was möglicherweise die Verkäufe am Markt etwas beschränken wird, die man in den vergangenen sechs Wochen beobachten konnte.”
Die Ölpreise begannen den Handel am Montag in Asien höher, als die US-Leitsorte West Texas Intermediate um mehr als 1% anstieg und sich rund um 57,50 USD das Fass bewegte, während Brent, der globale Ölbenchmark, um fast 1% auf 67,40 USD kletterte. Das ist allerdings immer noch etwa 25% weniger als WTIs Vierjahreshoch von beinahe 77 USD zu Oktoberbeginn,.Auch Brent bleibt etwa 23% hinter seinem Höchststand vom vergangenen Monat von fast 87 USD zurück. Die Trendumkehr am Markt war von großzügigen Ausnahmegenehmigungen durch US-Präsident Trump ausgelöst worden, der anfänglich geschworen hatte, die Ölexporte der Islamischen Republik auf null zu bringen.
Hinzu kommt, dass die US-Ölvorräte in acht Wochen ununterbrochener Einspeisungen um fast 50 Mio Fass angeschwollen sind, auch dank einer Auslastungsquote der Raffinerie von 90%—während normalerweise fast 100% zu dieser Jahreszeit üblich sind, wenn die saisonalen Instandhaltungsarbeiten vorüber sind.
Vollere US-Öllager, Sorgen über China könnten Preise belasten
Das suggeriert, dass die Käufer des physischen Rohstoffs sich mit weiteren Bestellungen für Rohöl zurückhalten, in der Hoffnung, dass die Spotpreise weiter fallen werden—was signalisiert, dass der seit sechs Wochen andauernde Ausverkauf noch weitergehen könnte, bis die OPEC am 6. Dezember ihren Gipfel veranstaltet.
Auch zeigten Daten, dass US-Ölfirmen in der fünften der letzten sechs Wochen weitere Bohrplattformen in Betrieb genommen haben, was deren Anzahl auf dem höchsten Niveau in über drei Jahren hält.
Daneben werden die Investoren gespannt das Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Argentinien verfolgen, um Aufschlüsse zu bekommen, ob der schwelende Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt in nächster Zeit zu einem Ende kommen könnte. Die Differenzen zwischen beiden Seiten waren auf dem Gipfel der Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) Staatengruppe am Wochenende sichtbar geworden, wo die Teilnehmer sich zum ersten Mal in der Geschichte nicht auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einigen konnten. Eine angenommene Verlangsamung der chinesischen Konjunktur im kommenden Jahr ist einer der Gründe für den Ausverkauf von Öl in diesem Jahr.
Gold festigt Unterstützung bei 1.200 USD, dank Brexit
Gold zog sich am Montag im frühen Asienhandel zurück, als US-Futures auf das Edelmetall rund 0,3% auf unter 1.220 USD rutschten, nachdem sie letzte Woche mit einem Kursanstieg von 1,4% ihren höchsten Gewinn der letzten fünf Wochen eingefahren hatten.
Anfänglich war die Unterstützung bei 1.200 USD zu Beginn der letzten Woche aufgegeben worden, aber dann schafften es die Goldbullen doch, den Preis in ihrer Komfortzone zu halten, da Probleme bei den Brexit-Verhandlungen das Pfund in die Tiefe hämmerten und die Anleger in die relative Sicherheit von Gold flüchten ließen.
Im Gefolge ihres unpopulären Entwurfs für ein Brexit-Abkommen, den die britische Premierministerin Teresa May letzte Woche im Parlament präsentiert hatte, muss sie sich mit einer wachsenden Revolte unter dem rechten Flügel der Konservativen auseinandersetzen, als ein Dutzend weitere Hinterbänkler sich für ein Misstrauensvotum gegen sie aussprachen und es Anzeichen gibt, dass weitere Parlamentsabgeordnete sich in dieser Woche anschließen werden. Es gab Berichte am Montag, dass May plant, ihr Brexit-Abkommen direkt vor Führungskräften der Wirtschaft zu bewerben, um Zustimmung für den Plan zu gewinnen.
Ende letzter Woche gab es auch etwas Rückenwind für Gold durch Kommentare von Federal Reserve Mitgliedern, die leichte Zweifel an dem Festhalten der Bank aufkommen ließen, die Zinssätze im nächsten Monat nochmals anzuheben, was das vierte Mal in diesem Jahr wäre.
TD Securities sagte in einer Goldnotiz, dass während diese Faktoren auf kurze Sicht Unterstützung gäben, bauten die Spekulanten weiter Shortpositionen gegen das Edelmetall auf. Und weiter:
“Wir halten an unserer Ansicht fest, dass ein fundamentaler Wandel der Herrschaft des starken Dollar notwendig wäre, bevor Gold nach oben ausbrechen kann.”
Der Dollarindex, der dem Goldpreis entgegenläuft, lag am Montag im asiatischen Handel stabil auf 96,35 und damit nicht weit von seinem 16-Monatshoch von 97,53 entfernt, auf das er vor einer Woche gestiegen war.