Es könnte beim DAX bald eng werden

Veröffentlicht am 16.10.2013, 10:19
DE40
-

Der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Harry Reid, hat gestern verkündet, dass in den Verhandlungen mit seinem republikanischen Kollegen, Mitch McConnel, große Fortschritte gemacht wurden. Er deutete sogar an, dass eine Lösung vielleicht noch heute, also am Dienstag, möglich sei. Der DAX setzte diese Nachricht wiederum schnell in weiter steigende Kurse um.

Das Überraschungspotenzial für die Märkte liegt trotzdem auf der Unterseite. Aus folgenden Gründen:

Eine mögliche Einigung wurde in den vergangenen Handelstagen über zum Teil stark steigende Kurse bereits eingepreist, eben weil viele Anleger auf diese mit ihrem Einstieg in den Aktienmarkt gewettet haben. Kommt es zu dieser Einigung, dann kann es natürlich noch eine kleine Übertreibungsphase geben. Wahrscheinlicher ist aber, dass daraufhin die Investoren, die schon frühzeitig auf eine solche Einigung spekuliert haben, ihre Gewinne realisieren, indem sie verkaufen. Damit käme es dann zu fallenden Kursen – getreu dem Motto „Sell on good news“.

Die einzige Ausnahme von dieser Regel tritt ein, wenn direkt im Anschluss auf ein neues bullishes Thema gewettet wird und dies derart verlockend wäre, dass die einen Anleger vom Ausstieg abgehalten werden, während andere auf dieses neue Thema setzen.

Da wir aber zurzeit eine solche Wette nicht erkennen, rechnen wir, wie gesagt, damit, dass es nach einer Einigung im US-Kongress und nach einer ersten kleinen Freudenrally tatsächlich zunächst zu fallenden Kursen kommt. Wie weit diese Konsolidierung dann geht, hängt wiederum davon ab, welche weiteren Nachrichten auf den Markt treffen.

Die andere Variante:


Sollten sich die Parteien hingegen nicht einigen, wird die Börse dagegen einbrechen, denn dann war die vorherige Spekulation komplett falsch gewesen. Diejenigen, die auf eine Einigung getradet haben müssen dann schnell aus dem Markt. Hinzu kommt, dass in diesem Fall tatsächlich sofort eine neue Wette entstehen würde, nämlich die Wette auf eine tiefe Rezession in den USA oder sogar in der Welt. Diese würde entsprechend an Dramatik gewinnen, wenn es auch über den Oktober hinaus zu keiner Einigung kommt.

Wir haben es im Moment demnach mit einer Situation zu tun, in der die Chancen für fallende Kurse „leicht“ höher liegen als die für steigende Kurse.

Warum nur „leicht“?

Warum nur „leicht“, werden Sie sicherlich nach der oben beschriebenen Einleitung sagen. Nun, der politische Teil ist nicht der einzige Faktor, der die Börsen beeinflusst. Wir befinden uns nach wie vor in einem starken, liquiditätsgetriebenen Aufwärtstrend. Die ehemaligen Allzeithochs sind überwunden, die Indizes klettern und klettern und ignorieren alle möglichen schlechten Nachrichten. Das ist wiederum die Kehrseite der Medaille.

Ein Blick auf den Chart:

Und doch, auch im Chart zeichnet sich ab, dass es bald eng werden könnte:
Dax Performance-Index
Sie sehen hier die beiden großen Aufwärtstrendkanäle im DAX. Den kleinen, steileren, blauen hatte ich Ihnen bereits in der vergangenen Woche vorgestellt. Den großen, breiteren hingegen vor einer ganzen Weile, weswegen ich ihn hier noch einmal aufgreife.
In beiden Trends befinden wir uns im Bereich der oberen Begrenzung der jeweiligen Kanäle. Hier warten also gewichtige Widerstände auf den DAX. Das erhöht das Konsolidierungspotenzial.

Zwischenfazit
:

Wenn man nun das oben Gesagt und das gestern Geschriebene zusammenfasst, wäre ein etwas größere Konsolidierung im Bereich der 9.000er Marke sicherlich denkbar.

Das Trader-Sentiment sendet ebenfalls erste Warnzeichen

Dazu passt noch etwas anderes. Während in den vergangenen Wochen die Stimmung unter den Tradern sehr schlecht war und sich die Märkte entsprechend gut hielten, ist jetzt die Stimmung urplötzlich massiv auf bullish gedreht:
Trader Sentiment

Sie erkennen in diesem Chart, dass in den vergangenen Wochen bis in den September zurück eine sehr bearishe Stimmung gab (roter Kreis). Sie wissen, bei Stimmungsindizes lautet die Prognose immer, dass die Masse falsch liegt. Und tatsächlich: Der DAX stieg trotz dieser schlechten Stimmung! Doch in der jüngsten Abstimmung gab es einen plötzlichen Anstieg der Bullen auf mehr als 61 %!
Abstimmungsergebnisse von Bearen und Bullen für den Dax
Quelle: www.tradersentiment.de

Das hat natürlich damit zu tun, dass viele Anleger auf eine Einigung in dieser Woche setzen und gleichzeitig natürlich die Bären in den vergangenen Wochen zermürbt wurden.

Und so schrieben wir im Trader-Sentiment auch in den vergangenen Wochen, dass die Stimmung viel zu bearish war, um eine Konsolidierung einzuleiten. Das Blatt hat sich aber jetzt gewendet. Jetzt ist die Stimmung so bullish, dass eine Konsolidierung jederzeit starten kann. Das muss dabei nicht unbedingt bereits in dieser Woche geschehen. So kann, wenn diese Woche positiv verläuft, die Stimmung sogar noch weiter steigen – aber interessant ist, dass sich auch aus Sicht des Trader-Sentiments die Warnzeichen mehren!

Jochen Steffens

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.