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EU: Spitzendaten! Reaktion schlaff! - EU: Schade! - US-Infrastrukturpaket?

Veröffentlicht am 25.06.2021, 09:15
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1940 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1920 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,86. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132,36. EUR-CHF oszilliert bei 1,0956.

Zum Wochenschluss dominiert leichte Risikobereitschaft an den Märkten. Damit wird der in dieser Woche gelieferte positive Datenhintergrund extrem hanseatisch im Kontext unseres Hamburger und Bremer Understatements diskontiert. 

EZB-Direktorin Schnabel sieht die Eurozone auf dem Weg einer kräftigen konjunkturellen Erholung. Das würde sich auch in den BIP Prognosen des EZB-Stabs spiegeln. Per 2021 läge die Prognose bei 4,6% und per 2022 bei 4,7% BIP-Wachstum. Ich stimme Frau Schnabel zu. Der EZB-Stab liefert jedoch tendenziell Nacherzählungen, die dann extrapoliert werden. Es gibt andere Formate, die sich frühzeitiger aus dem Fenster lehnen. Sie unterstrich den Vollkaskoansatz der EZB. Die EZB würde bei einer Verschärfung der Pandemielage kraftvoll reagieren.

Mehr kann man kaum bieten als Zentralbank in neuer Definition. Ich benutze die Begrifflichkeit „Neue Definition“ bewusst, denn offenkundig sind Zentralbanken seit der Lehman-Pleite in nie zuvor dagewesener Art implizit politisiert worden. 

EU: Schade - bitte Lernkurven! 

Die deutsch/französische Gipfel-Initiative mit Moskau lief ins Leere, da einige Länderchefs dagegen votierten. Es ist offenkundig, welche Staatschefs das waren. Wir schauen in Richtung östliche Ostsee. Politik basiert auf Gesprächen und Diplomatie. Die USA kehren in das Format zurück. Die EU verweigert sich. So sieht es aus, wenn Emotion/Ideologie eine dominante Rolle spielen und man bei dem EU-Eintrittsprozess mit heißer Nadel näht und essenzielle Eintrittskriterien missachtet. Das zwingt zu Lernkurven. Die EU verpasst Zukunft. Schade, verdammt schade!

Biden: Infrastrukturpaket steht - wirklich?

Gestern sagte Präsident Biden, dass das Infrastrukturpaket steht. Es hätte ein Volumen von 1,2 Billionen USD. Ursprünglich wurde das Volumen mit 2,3 Billionen USD geplant. Das Programm ist auf acht Jahre angelegt. Das Programm ist breit angelegt. 

Folgende Schwerpunkte wurden definiert:

  • Straßen und Brücken circa 109 Mrd. USD
  • Flughäfen circa 25 Mrd. USD
  • Breitband circa 65 Mrd. USD
  • E-Auto-Ladestellen und Stromnetz circa 73 Mrd. USD

Die Gegenfinanzierung ist komplex und vielschichtig. Steuererhöhungen sollen mit dem Programm nicht kausal verbunden werden. So sind unter anderem Einnahmen in Höhe von 100 Mrd. USD über Steuereintreibung bisher unbezahlter Steuern veranschlagt. Es sollen nicht verwendete Mittel aus den Coronavirus-Programmen im Haushalt umgewidmet werden. Das klingt alles recht vage. Wir sind gespannt, wie die Realität der Gegenfinanzierung am Ende aussehen wird.  

Neben diesem Paket der physischen Infrastruktur beharren die Demokraten und Präsident Biden auf einem Programm für die "menschliche Infrastruktur". Dabei geht es um Kinderwohl, die Gesundheitsversorgung und das Klima. Die Republikaner verweigerten sich überwiegend diesem Ansinnen, weswegen sich aus Sichtweise der Demokraten die Notwendigkeit ergab, das Programm zu teilen. Dieses Paket wollen die Demokraten in einem getrennten legislativen Verfahren durch den Kongress bringen, da die Unterstützung durch die Republikaner eben nicht erkennbar ist.

Dennoch ist trotz der Verkündung durch Biden keines der beiden Pakete in trockenen Tüchern. So war der demokratische Mehrheitsführer im Senat Schumer nicht an den Verhandlungen beteiligt, ebenso wenig wie Nancy Pelosi. Er signalisierte zwar grundsätzlich Zustimmung. Er wies aber darauf hin, dass der Kompromiss es ohne das zweite Paket nicht durch die Kammer schaffen würde. Es ist derzeit und absehbar unklar, ob das Repräsentantenhaus der Vereinbarung zustimmen wird. 

Fazit:

Das Paket ist seit Beginn der Planung von 2,3 auf 1,2 Billionen USD reduziert worden. Eine vermeintliche Einigung wurde verkündet. Diese Einigung ist jedoch nicht in trockenen Tüchern hinsichtlich der politischen Forderungen nicht nur bezüglich der Konstellation Demokraten versus Republikaner, sondern auch hinsichtlich der Heterogenität innerhalb der Demokratischen Partei (progressive versus moderate Fraktion).

Ich wünsche den USA ein mutiges Infrastrukturprogramm (Aristoteles: Kontext Struktur => Konjunktur => Cashflow). Es ist erforderlich, um die Konkurrenzfähigkeit und damit die Zukunftsfähigkeit der USA im internationalen Kontext zu erhalten und zu ertüchtigen. Daran hängt auch der Machtstatus der USA, denn der definiert sich ultimativ über die finanzökonomische Potenz.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Starkes Geschäftsklima in Frankreich und Deutschland

In Frankreich stieg der Index des gesamtwirtschaftlichen Geschäftsklimas per Juni von 108 auf 113 Punkte und markierte damit den höchsten Indexstand seit Juli 2007! Der Index für das Verarbeitende Gewerbe verharrte bei 107 Zählern (Höchststand seit September 2018).

Der IFO-Geschäftsklimaindex legte per Juni von zuvor 99,2 auf 101,8 Punkte zu (Prognose 100,6). Damit lieferte der Index den höchsten Stand seit November 2018. Der Lageindex nahm von 95,7 auf 99,6 Zähler zu (Prognose 97,8), während der Erwartungsindex von 102,9 auf 104,0 Punkte anzog (Prognose 103,9).

Der Index der Frühindikatoren Belgiens stieg per Juni von zuvor 6,5 auf 9,8 Zähler und erreichte den höchsten Stand in der uns vorliegenden Historie seit 1980.

UK: Politik der ruhigen Hand

Die Bank of England hat erwartungsgemäß weder Zins- noch Geldpolitik verändert. Der Leitzins bleibt weiter bei 0,10%. Der GfK-Konsumklimaindex verharrte per Juni bei -9 Punkten (Prognose -7). 

USA: Keine wesentlichen Ausreißer

Gemäß finaler Berechnung stellte sich das BIP-Wachstum in der annualisierten Darstellung per 1. Quartal 2021 auf 6,4% (Prognose und vorläufiger Wert 6,4%). Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter nahm per Mai im Monatsvergleich um 2,3% (Prognose 2,8%) nach zuvor -0,8% (revidiert von -1,3%) zu. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 19. Juni 2021 bei 411.000 (Prognose 380.000) nach zuvor 418.000 (revidiert von 412.000).

Russland: Reserven nehmen ab

Die Devisenreserven lagen per 18. Juni 2021 bei 595,1 Mrd. USD nach zuvor 604,8 Mrd. USD.

Mexiko: Erste Zinserhöhung seit November 2018 

Unerwartet erhöhte die Zentralbank gestern den Leitzins von bisher 4,00% auf 4,25%. 

Südkorea: Verarbeitendes Gewerbe läuft rund

Der Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per Juni von 98 auf 101 Punkte. Das war der höchste Indexwert seit Februar 2011. 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 - 1.2150 negiert den positiven Bias des USD. 

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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