EUR-Risiko von zwei Seiten: EZB im Mittelpunkt

Veröffentlicht am 05.06.2014, 13:28
Aktualisiert 07.03.2022, 11:10

Die Bank of England und die Europäische Zentralbank werden sich heute jeweils um 11:00 GMT und 11:45 GMT zu ihrer Politik äußern. Die BoE wird wohl ihren Leitzins unverändert auf dem historischen Tief bei 0,50% und das Ziel für das Anleihenkaufprogramm stabil bei 375 Mrd. GBP belassen - was bereits eingepreist ist, weshalb die Entscheidung der BoE wohl ohne Auswirkungen bleiben wird. Die Erwartungen an die EZB sind jedoch ziemlich hoch und werden wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Entscheidung und während der Pressekonferenz von Herrn Draghi zu einigen Kursbewegungen führen.

Die EZB wird um 11:45 GMT ihre Entscheidungen bekannt geben, anschließend wird Präsident Draghi um 12:30 GMT eine Pressekonferenz geben. Die Märkte haben eine Senkung von 15 Basispunkten beim Haupt- und Spitzenrefinanzierungssatz und eine Senkung von 10 Basispunkten bei den Einlagensätzen (auf -0,10%) eingepreist. Wir gehen davon aus, dass sich Herr Draghi heute bei seiner Rede nach der EZB-Sitzung zurückhaltend zeigen wird, eventuell mit wenigen rhetorischen Kommentaren zu LTRO/ABS oder einer quantitativen Lockerung im Fed-Stil. In der Tat sorgt man sich in der Eurozone um drei Hauptrisiken (siehe unten). In den letzten Sitzungen war die EZB immer sehr eindeutig welche Maßnahmen sie im Hinblick auf besondere Situationen für geeignet halten würde.

  1. Disinflations-/Deflationsrisiko. Aufgrund der geringeren Inflationsschätzungen für Mai (CPI J/J bei 0,5% CPI Core J/J bei 0,7%) könnte die EZB ihre mittelfristigen Inflationsprognosen nach unten korrigieren. Dieses Szenario sollte quantitative Lockerungsmaßnahmen im Fed-Stil wahrscheinlicher machen, die das Aufrechterhalten von Liquidität stützen und die Inflation durch nachhaltige Inlandsaktivität erhöhen.
  2. Ungelöste Probleme beim Transmissionsmechanismus. Anders gesagt meinen wir das nicht effiziente Kreditverhalten der Banken; in diesem Fall würden gezielte LTRO oder ABS-Käufe ganz vorne stehen.
  3. EUR-Stärke. Dieser letzte Punkt ist etwas schwierig, da wir wissen, dass die Wechselkurse nicht das Hauptziel der EZB sind. Der aktuelle Anstieg von EUR/USD in Richtung 1,4000 hat jedoch Mario Draghi dazu gezwungen, einzugreifen und verlauten zu lassen, dass die Wechselkurse nun eine wichtige Rolle bei der EZB-Entscheidung spielten. Natürlich sprechen wir nicht über ein direktes Eingreifen, eine mögliche Senkung der EZB-Sätze könnte jedoch schon ein passendes Tool sein, um gegen das wichtige Währungsproblem anzugehen.

Eines ist sicher: Händler sollten im Zusammenhang mit der heutigen Sitzung und der Spekulationen auf eine hohe Volatilität auf beiden Seiten gefasst sein. Es könnte dennoch gut sein, dass die Märkte eventuell am Ende enttäuscht sein werden, auch wenn die EZB (wie erwartet) mit den politischen Lockerungsmaßnahmen fortfährt. In der Tat sind die Marktgebote leicht zurückhaltend und eingepreist und die Positionen sind in Bezug auf die Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes und der negativen Einlagensätze bereits eingenommen. Die EZB muss die Händler „überraschen“, um eine bedeutende Abwärtsbewegung im Euro auszulösen. Die ersten beiden Lösungen (LTRO/ABS oder QE) sind jedoch nicht direkt negativ für den Euro. Eine EZB-Unterstützung für das Finanzsystem sollte sehr wohl zu Begeisterung führen, so wie es während der letzten Rallye der Anleihen der Peripherieländer der Fall war, die wir im letzten Monat erlebt haben. Wir erwarten ähnlichen Optimismus in Bezug auf eine Maßnahme im Bereich LTRO/ABS. Dies vorausgeschickt, bleibt uns nicht mehr als eine angemessene Zinssatzsenkung, um ein deutliches Abrutschen des EUR auszulösen. Da der Hauptfinanzierungssatz bereits bei 0,25% liegt, verleiht eine Senkung um 15 Basispunkte neben den negativen Einlagensätzen keine Flexibilität für bedeutende Maßnahmen! Wir warten gespannt auf die EZB-Strategie und sind vorbereitet auf eine Volatilität in beide Richtungen.

EUR/USD Chart

EURUSD Der EUR/USD hat sich zuletzt in einem kurzfristigen horizontalen Bereich zwischen 1,3586 und 1,3650 aufgehalten. Die heutigen EZB-Entscheidungen dürften die Richtung des nächsten kurzfristigen Trends vorgeben. Eine weitere Unterstützung liegt bei 1,3562 (12.02.2014 Tief), wohingegen ein weiterer Widerstand bei 1,3734 (19.05.2014 Hoch) zu finden ist. Längerfristig weist der Durchbruch durch den langfristig aufsteigenden Keil (siehe auch die Unterstützung bei 1,3673) auf eine eindeutige Verschlechterung der technischen Struktur hin. Das von der Doppeltop-Formation implizierte langfristige Abwärtsrisiko liegt bei 1,3379. Schlüsselunterstützungen liegen bei 1,3477 (03.02.2014 Tief) und bei 1,3296 (07.11.2013 Tief).

GBPUSD Der GBP/USD bewegt sich seitwärts innerhalb seines rückläufigen Kanals. Beobachten Sie die potenzielle Basisformation zwischen der Unterstützung bei 1,6693 und dem Widerstand bei 1,6783. Eine Schlüsselunterstützung liegt bei 1,6661. Ein weiterer Widerstand wird durch den rückläufigen Kanal markiert (bei rund 1,6851). Trotz des Durchbruchs durch den langfristig ansteigenden Kanal weist das Fehlen eines signifikanten baissierenden Umkehrmusters allerdings auf ein begrenztes Abwärtsrisiko hin. Tatsächlich sieht die aktuelle Schwäche wie eine klassische "Zick-Zack"-Korrektur (oder A-B-C) aus. Folglich wird eine mittelfristig haussierende Tendenz bevorzugt, solange sich die Unterstützung bei 1,6661 (15.04.2014 Tief) hält. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 1,7043 (05.08.2009 Hoch).

USDJPY Der USD/JPY sieht schwach aus in der Nähe des Widerstands bei 103,02. Stündliche Unterstützungen liegen bei 102,27 (03.06.2014 Tief) und 101,76 (Tief vom 02.06.2014, siehe auch den ansteigenden Kanal). Ein weiterer Widerstand liegt bei 104,13. Eine langfristig haussierende Tendenz wird bevorzugt, solange sich die Schlüsselunterstützung bei 99,57 (19.11.2013 Tief) hält. Beobachten Sie den vom gleitenden 200-Tagesdurchschnitt (bei rund 101,39) und 100,76 (04.02.2014 Tief) markierten Unterstützungsbereich. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 110,66 (15.08.2008 Hoch).

USDCHF Der USD/CHF hat es bisher nicht geschafft, den durch den gleitenden 200-Tagesdurchschnitt implizierten Widerstand (bei rund 0,8985) zu durchbrechen. Eine langfristig haussierende Tendenz wird allerdings bevorzugt, solange sich die Unterstützung bei 0,8924 (22.05.2014 Tief) hält. Ein weiterer Widerstand befindet sich bei 0,9038 (12.02.2014 Hoch), wohingegen eine weitere Unterstützung bei 0,8883 (15.05.2014 Tief) liegt. Langfristiger betrachtet weist der haussierende Ausbruch aus dem Schlüsselwiderstand bei 0,8953 auf das Ende der großen Korrekturphase hin, die im Juli 2012 begonnen hatte. Das von der Doppelboden-Formation implizierte langfristige Aufwärtspotenzial liegt bei 0,9207. Ein Schlüsselwiderstand liegt bei 0,9156 (21.01.2014 Hoch).

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