(DailyFX.de) – Am Mittwoch abend steht das Event der Handelswoche für die globalen Finanzmärkte auf der Agenda: der FED-Zinssatzentscheid und die Ankündigung über die Größenordnung der weiteren Anleiheaufkäufe, auf welchem der Hauptfokus liegt.
Der aktuelle Bloomberg-Konsens ist eindeutig: von 77 befragten Analysten erwarten 71 eine weitere Reduktion der Anleiheaufkäufe um 10 Milliarden US-Dollar auf 65 Milliarden USD. Ein Analyst erwartet gar eine Reduktion um 15 Milliarden USD während fünf Analysten keine Reduktion erwarten.
Die letzten FED-Entscheidungen im Bezug auf den Taper bargen immer Potential für Überraschungen. Und in meinen Augen auch die heutige.
Zur Erinnerung: im September erwartete das Gros der Marktteilnehmer einen Taper, welcher ausblieb mit Verweis auf die stark angezogenen Zinsen für US-Schuldtitel und eventuell zu erwartenden Schwankungen auch an den Aktienmärkten.
Im Dezember erfolgte dann der Taper in einer Größenordnung von 10 Milliarden USD / Monat, nachdem die Erwartungshaltung derart ausgestaltet war, dass ein Großteil der befragten Analysten einen Taper erst im Januar oder März 2014 sah, zur Erinnerung die Grafik von damals:
Erwatungshaltung vor der Dezember-Sitzung der FED und dem dann erfolgten Taper
Quelle: www.MarketWatch.com
Was spricht gegen einen Taper?
Die aktuellen Turbulenzen in Emerging Markets und deren Währungen könnte die FED nachdenklich werden lassen, wenn man die Anleiheaufkäufe weiter reduziert. Man munkelt, dass derzeit rund 1,3 Billionen USD im MSCI Haupt-Emerging Equity Index investiert sein sollen. Hinzu kommt, dass sich das Anlagevolumen in Emerging Equity ETFs seit 2008 verdreifacht hat, in der Spitze auf über 300 Milliarden USD angewachsen ist. Aus diesen sind im Januar erst rund 15 Milliarden USD abgezogen worden.
Und zu welchen Verwerfungen es beispielsweise in der türkischen Lira kam, ist mittlerweile bekannt.
Ein aggressiver Abzug dieses Kapitals aus Emerging Markets könnte durch einen Taper katalysiert werden. Die türkische Notenbank hat bereits drastische Maßnahmen ergriffen, den Leitzins von 4,5 auf 10% erhöht um die Kapitalflucht aus der türlischen Lira einzudämmen. Doch, und soviel ist klar: solch aggressive Zinserhöhungen in Emerging Markets seit 1997 waren langfristig stets ineffektiv und eine Verzögerung des Tapers würde das Problem nur für einige Zeit in die Zukunft verlagern.
In diesem Zusammenhang könnten die Turbulenzen in Emerging Market schnell auf die Aktienmärkte übergreifen, wenn die Marktteilnehmer hier nervös werden und sich infolgedessen der hohe Hebel an der NYSE beginnt zu reduzieren.
Was spricht für einen Taper?
Für einen Taper spricht auf der Kehrseite unter anderem eben genau diese Transportation des Problems in die Zukunft, dass durch das Mehr an Liquidität sich nicht zwangsläufig die zu erwartende Volatilität reduzieren muss.
Wenn die FED heute abend zudem von ihrem eingeschlagenen Weg, der schrittweisen Reduktion ihrer Anleiheaufkäufe abweicht, dann ist zu erwarten, dass der Markt sich stark volatil zeigen dürfte. Was der Markt aktuell sucht ist ein "Leader", eine starke Hand, die einen klaren Plan vorweisen kann. Turbulenzen in Schwellenländer-Währungen sollten nicht dazu führen, dass die mächtigste Notenbank der Welt von ihrem Kern-Ziel, einer stabilen und transparenten Geldpolitik abweicht.
Lose-lose für den US-Dollar gegen den Euro?
Ausgehend von der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer ist in meinen Augen selbst ein Taper nicht zwangsläufig bullish für den US-Dollar, besonders nicht gegenüber dem Euro.
Der Euro hat weiter einen fundamentalen Vorteil durch die sich zur FED weiter relativ restriktiv zeigende EZB (kurz: FED-Balance Sheet vs. EZB-Balance-Sheet).
Was zudem Beachtung finden sollte ist, dass auch der Euro in Zeiten finanzieller Unsicherheit mittlerweile als sicherer Hafen angesteuert wird, sicherlich auch ausgehend von dem Ausspruch Draghis in 2012 „man werde alles tun, den Euro zu erhalten“.
Dies hat der Euro letzten Donnerstag und Freitag eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als die Volatilität sprunghaft Anstieg, der Euro sich zum USD verhältnismäßig robust präsentierte.
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In meinen Augen sind drei mögliche Szenarien heute abend denkbar, alle beinhalten iin den kommenden Tagen bullishe Action im EUR/USD" target="_blank" rel="noopener nofollow">EUR/USD, besonders dann wenn am Freitag zudem die Kern-Inflationsdaten der Euro-Zone über der Erwartung von 0,9% für den Monat Januar liegen. Zügig wäre eine Attacke auf das 1,39er Level denkbar.
Szenario 1
Die FED tapert reduziert ihre Anleiheaufkäufe wie erwartet um 10 Mrd. USD auf 65 Mrd. USD, im FED Statement Verweis auf voranschreitende Aufhellung der US-Konjunktur, besonders am US-Arbeitsmarkt
Hierbei handelt es sich übergeordnet um ein tendenziell bullishes US-Dollar-Szenario, es wäre mit einer soliden USD-Performance zu rechnen, ein nachhaltiger Rücklauf des EUR/USD unter das 1,36er Level ist aber ausgehend von der Erwartungshaltung des Marktes unwahrscheinlich. Erst der Bruch des aktuellen Jahrestiefs und Fall unter das 1,35er Level aktivierte die 1,34er Marke.
Sollte es sich bei der stabilen Vorstellung des USD in den ersten vier Wochen 2014 zum Euro nur um eine Stabilisierung des Greenback gehandelt haben und ein Taper größtenteils eingepreist sein, wäre ein bullisher EUR/USD zu erwarten. Mit dem Bruch der 1,3750er Marke eine schnelle dynamische Bewegung Richtung 1,3800 denkbar.
Szenario 2
Die FED reduziert ihre Anleiheaufkäufe wie erwartet um 10 Mrd. USD auf 65 Mrd. USD, im FED Statement findet sich allerdings Verweis auf fragile US-Konjunktur und Zweifel an Signifikanz letzter US-Arbeitslosenquote (dovisher Taper)
Es handelt sich hierbei um ein bearishes US-Dollar-Szenario, der Kursverlauf dürfte sehr ähnlich zu Szenario 1 aussehen: eventuell kurzer Spike im EUR/USD auf der Unterseite in die 1,36er Marke und anschließender, dynamischer Zug in Richtung Wochenhoch um 1,3750.
Szenario 3
Die FED tapert nicht, behält ihre Anleiheaufkäufe im Gegenwert von aktuell 75 Mrd. USD bei, im FED-Statement Verweis auf fragile US-Konjunktur und Zweifel an Signifikanz letzter US-Arbeitslosenquote (sehr dovish)
Ausgehend von der Erwartungshaltung des Marktes das mit Abstand bearishste (und von mir bevorzugte) USD-Szenario. Es wäre ein regelrechter US-Dollar-Ausverkauf zu erwarten, ein Test des 2013er Jahreshochs im EUR/USD wäre, besonders bei einem Up-Tick in der Kern-Inflation der Euro-Zone am Freitag sehr wahrschenlich, eine Attacke auf das 1,40er Niveau wäre nur eine Frage der Zeit.
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Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de