(DailyFX.de) Der Abwärtstrend des Euro scheint ungebrochen. Nach den heute veröffentlichten Inflationsdaten aus der Eurozone hat sich dieser noch einmal beschleunigt, die Gemeinschaftswährung stürzte unter die Marke von 1,26 zum US-Dollar. Zwar fiel die Teuerungsrate der Eurozone wie erwartet mit 0,3 Prozent auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009, aber es war der Rückgang in der Kerninflation auf nur noch 0,7 Prozent, der den Markt überraschte. Damit schwindet die Hoffnung auf lediglich kurzfristige Preisänderungen der schwankungsanfälligen Güter. Die Gefahr eines Abrutschens in die Deflation ist damit wieder größer geworden. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank, die ABS-Käufe zu verstärken und die in den vergangenen Wochen gemachten Andeutungen in Richtung eines Quantitative Easing-Programms zeitnah in die Tat umzusetzen, um die Eurozone vor einer Deflation zu bewahren. Das war Wasser auf die Mühlen derer, die schon seit Wochen auf die unterschiedlichen Zinserwartungen zwischen der USA und der Eurozone spekulieren und den Euro gegenüber dem Dollar verkaufen. Erstmals seit September 2012 fiel der Euro daraufhin unter 1,26 US-Dollar. Die Aussicht auf eine lange Phase niedriger Zinsen in der Eurozone und weitere Liquiditätsspritzen der EZB sorgten andererseits für steigende Kurse im DAX.
Euro droht bis Ende 2014 Absturz auf 1,20 US-Dollar
Die schwachen Kennzahlen zur Teuerungsrate geben den zunehmenden divergierenden Haltungen der Notenbanken EZB und Fed einen frischen Anstrich. Erst letzte Woche stieg die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen US-Staatsanleihen und Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit 1999. Am Donnerstag kommt die EZB zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Da davon auszugehen ist, dass die Geldschleusen mit den bekannten Inflationsdaten verbal eher noch weiter aufgehen, kommt von dieser Seite wenig Unterstützung für den Euro. Aktuell erscheint es daher sehr realistisch, dass die Gemeinschaftswährung bis zum Jahresende noch bis auf 1,20 zum US-Dollar fällt.
Finanzinvestoren bauen ihre Positionen gegen den Euro weiter aus
Gerade darauf spekulieren zurzeit die an der Terminbörse CME im Euro positionierten Vermögensverwalter, Banken und Fonds. Die jüngsten Daten zeigen, dass diese institutionellen Spekulanten ihre seit Anfang Mai mehrheitliche Verkaufsposition weiter ausbauen. Daraus lässt sich ablesen, dass eine expansive Rhetorik der EZB an diesem Donnerstag erwartet und ein weiterer Rückgang im EUR/USD vorweggenommen wird. Die letzten Konjunkturindikatoren aus der Eurozone deuten verstärkt auf zunehmende Risiken. Mit einem Blick auf die Position dieser Marktteilnehmer im US-Dollar-Index der ICE zeigt sich, dass mit sechs aufeinanderfolgenden Wochen eines Positionsausbaus die Zuversicht der institutionellen Spekulanten in den US-Dollar rasant angestiegen ist.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.