In diesem Jahr geht es an den Aktienmärkten bislang vergleichsweise ruhig zu. Dennoch blickt die Euronext auf ein solides zweites Quartal 2023 zurück. So lag der Umsatz bei rund 368 Mio. EUR (Vorjahr 375 Mio.) und der bereinigte Nettogewinn unverändert bei rund 143 Mio. EUR. Der Umsatzrückgang beim Handel konnte zum großen Teil durch organisches Wachstum im nicht handelsvolumenbezogenen Geschäft kompensiert werden. Ab Q4/23 sollen positive Synergieeffekte aus dem Zukauf der Mailänder Börse hinzukommen.
Euronext ist der Zusammenschluss der wichtigsten Handelsplätze Europas. Dazu gehören Brüssel, Paris, Dublin, Mailand, Amsterdam, Oslo und Lissabon. Als Börsenbetreiber verdient Euronext (EPA:ENX) (ISIN: NL0006294274) in erster Linie an Gebühren für die getätigten Transaktionen. Je reger der Handel, desto stärker profitieren die Börsen. Die Euronext konnte ihre Gewinne in den vergangenen Jahren aber auch über schwächere Börsenphasen hinweg regelmäßig steigern. Denn ein großer Teil ihrer Erlöse ist nicht an den Börsenumsatz gebunden. Beispielsweise generiert Euronext auch Einnahmen durch die Bereitstellung von Börsendaten. Die nicht-volumenbezogenen Einnahmen machten im zweiten Quartal 61 % der Umsätze aus und deckten 148 % der betrieblichen Kosten.
Gemessen am Geschäftsjahr 2022 konnte Euronext das bereinigte Nettoergebnis seit 2018 fast verdoppeln. In den beiden Geschäftsjahren 2020 und 2021 wuchs dieses jährlich um jeweils 35 bis 40%. Dieser Trend könnte sich bereits in 2023 fortsetzen, denn Analysten erwarten laut den Angaben der Euronext bereits für 2023 ein bereinigtes Nettoergebnis je Aktie von 5,29 EUR. Die Kosten der Integration der Mailänder Börse beliefen sich insgesamt immerhin auf rund 90 Mio. EUR, rund 4,9 Mio. EUR davon belasteten das Ergebnis des abgelaufenen Quartals. Bereits in Q4/23 werden die Synergieeffekte aus der Übernahme der italienischen Börse voll zum Tragen kommen, heißt es im Halbjahresbericht. Beim unbereinigten Ergebnis erwarten Analysten für 2023 im Durchschnitt 4,26 EUR je Aktie.
Bewertung auf Basis der Dividende
Da das Unternehmen an seiner Dividendenpolitik festhält und auch für 2023 wieder 50 % des ausgewiesenen Nettogewinns ausschütten will, erwarten wir für dieses Jahr eine Dividende von 2,13 EUR (die Hälfte der 2023er-EPS) pro Aktie. Auf Grundlage dieser Kennzahl ermitteln wir die möglichen Einstiegs- und Ausstiegskurse für die Aktie der Euronext. Die Kurse bewegten sich im Verhältnis zur Dividende in den vergangenen 5 Jahren innerhalb einer konstanten Spanne von durchschnittlich 2,3% Dividendenrendite auf der Oberseite und 3,5% auf der Unterseite. Eine Ausnahme stellt lediglich das Krisenjahr 2020 dar, als auf dem Tiefstand eine Dividendenrendite von knapp 4,3% notiert wurde. Auf dieser Basis erhalten wir mit der für 2023 zu erwartenden Dividende von 2,13 EUR einen Einstiegskurs von 61 EUR und einen Ausstiegskurs von 94 EUR.
Charttechnik
Seit ihrem Allzeithoch im September 2021 bei 104 EUR befindet sich das Papier in einem übergeordneten Abwärtstrend. In den vergangenen 12 Monaten bewegte sich der Kurs innerhalb von diesem um die Marke von 70 EUR herum seitwärts. Dabei wurde auf dem Niveau von 60 EUR ein Boden herausgebildet, der in Kürze erneut getestet werden könnte. Ein Bruch des Bodens würde weiteres Abwärtspotential eröffnen bis in den Bereich von 50 bis 52 EUR. Ein Bruch des Aufwärtstrends würde zunächst Potential bis 70 EUR eröffnen. Dort liegt die nächste Widerstandszone, nahe der 200-Tage-Linie. Wird die 70-EUR-Marke durchbrochen, bestehen gute Chancen, dass sich der jüngste Abwärtstrend in einen Aufwärtstrend wandelt.
Fazit
Mit einem aktuellen Kurs von 64 EUR liegt die Aktie 5 % über dem Einstiegskurs und zugleich 47 % unter dem Ausstiegskurs. Damit erachten wir den Titel als stark unterbewertet. Aufgrund der charttechnischen Lage ergeben sich jedoch noch keine eindeutigen Kaufsignale. Wir gehen auf Nummer sicher und raten dazu, die Aktie zunächst zu beobachten und den Bruch des Abwärtstrends abzuwarten – unsere Einstufung lautet daher „Halten“. Mutige Anleger können hingegen jetzt schon eine Teilposition aufbauen. Für etwas Kursfantasie sorgt auch das Ende Juli 2023 gestartete Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 200 Mio. EUR – dies entspricht etwa 3 % der im Umlauf befindlichen Euronext-Aktien.
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