Die EZB hat beschlossen, die Leitzinsen um weitere zehn Basispunkte zu senken. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt somit jetzt bei nur noch 0,05 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 0,30 Prozent und der Satz für Bankeinlagen bei minus 0,20 Prozent.
Als Grund werden die sehr niedrigen Inflationsraten und die niedrige Inflationserwartung genannt.
Doch das ist nicht alles. Jetzt wird die EZB ab Oktober Kreditverbriefungen (ABS-Papiere) und Pfandbriefe kaufen. Nähere Details dazu werden noch mitgeteilt.
Der Markt reagierte überrascht, was man nicht nur an der ersten Reaktion des DAX, sondern auch an der doch heftigen Reaktion des Euros erkennen konnte - er sackte von 1,315 auf unter 1,30 Dollar:
Ich habe nun den alten, gebrochenen Aufwärtstrend entfernt und einen neuen, flacheren eingezeichnet. Dieser ist aber bisher nicht sonderlich relevant. Er könnte es werden, wenn das aktuelle Tief sich tatsächlich bei ca. 1,30 Dollar ausbildet und damit die untere Linie bestätigt würde. Geschieht das nicht, bleibt der eigentlich wichtigere Unterstützungsbereich bei 1,27 bis 1,28 Dollar als Kursziel bestehen. Stärke des DAX zu den US-Indizes?
Die EZB hat aber mit diesen Maßnahmen ihr Potenzial erst einmal verschossen. Versetzen Sie sich jetzt einmal in die Lage eines amerikanischen Großanlegers. Dieser ist bereits Anfang des Jahres aufgrund der unterschiedlichen Geldpolitik der US-Notenbank und der EZB davon ausgegangen, dass der Euro fallen wird. Er hat somit seine Positionen in Europa reduziert und das Geld in die USA umgeschichtet.
Dort sind die Indizes auch tatsächlich schön weiter gestiegen, während der DAX sich, aufgrund des Geldabflusses, seitwärts entwickelte. Nachdem die EZB nun diese Maßnahmen beschlossen hat, könnte dieser US-Großanleger auf die Idee kommen, seine Positionen in Europa wieder auszubauen. US-Index überkauft
Und das aus zwei Gründen: Erstens sind die US-Indizes sicherlich bereits überkauft. Er steigt also aus einer überkauften Situation in den USA aus und steigt in einen Index ein, der nun seit neun Monaten seitwärts konsolidiert. Das ist nicht unvernünftig. Hinzu kommt, dass der niedrige Euro und die Maßnahmen der EZB durchaus in der Lage sind, die Wirtschaft hier noch etwas weiter anzutreiben. Baldiges Ende des Euro-Abwärtstrends?
Und zweitens könnte sich ein baldiges Ende des Abwärtstrends im Euro abzeichnen. Und dann wäre eine Positionierung in Europa für einen US-Anleger sogar gleich aus zwei Gründen durchaus interessant. Die große Seitwärtsbewegung
Sie wissen, ich gehe seit vielen Jahren von einer großen Seitwärtsbewegung des Euros zum Dollar zwischen grob 1,20 Dollar und 1,50 Dollar aus. Diese ist zwar zu erkennen, aber die Begrenzungen sind noch nicht eindeutig. Hintergrund ist die sehr expansive Geldpolitik beider Länder, die eine solche Seitwärtsbewegung einfach wahrscheinlich machen.
Die Frage ist lediglich, wann der Euro einen Boden findet. Das ist schwer vorherzusehen, eben weil noch keine klaren Begrenzungslinien existieren. Aber Sie sollten damit rechnen, dass spätestens dann der DAX wieder anfängt, zu den US-Indizes Stärke zu zeigen – so paradox das vielleicht klingen mag.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens