Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0931 (07.53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0888 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 124.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.0327.
„Something‘s gotta give!“
Der Kulminationspunkt dieses politischen Dramas, aber auch Spektakels liegt direkt vor uns. Nach fünf Monaten latenter Belastung durch dieses Thema, freuen wir uns aufrichtig, dass es in Kürze zu einer finalen Entscheidung kommen wird.
Es ist schon erstaunlich, dass das kleine und überschaubare Griechenland nicht nur die Eurozone, sondern auch die Finanzwelt so lange so intensiv beschäftigen konnte. Das erfordert an sich angemessene Reaktionen …
Die jüngste Sachlage ist bezüglich eines Vermeidens eines Grexit wenig erbaulich. Die griechische Regierung hat durch ihren Arbeitsminister deutlich gemacht, dass es keine weiteren Kompromisse seitens Athens geben werde.
Die „Elefantenrunde“ in Berlin hat gestern implizit aber genau weitere Kompromisse eingefordert. Es wurde verklausuliert, dass man mit großer Intensität Lösungen suchen müsse.
Ergo ergibt sich hier ein erhebliches Dilemma.
Die Einlassungen des italienischen Wirtschaftsministers Padoan drücken die verminderte Erwartungshaltung in den Regierungen der Eurozone bezüglich eines Verbleibs Griechenlands aus und zeichnen gleichzeitig einen Weg einer verstärkten Integration nach einem Grexit auf. "Mit einem Grexit bekäme die Euro-Zone ein ganz anderes Wesen", sagte Wirtschaftsminister Padoan. „Sollte Griechenland aussteigen, wäre dies aber ein Anlass, die Integration in der Euro-Zone voranzutreiben.“
Ergo besteht in einer ultimativen Lösung des Griechenlanddebakels im Rahmen eines Grexit eine nachhaltige Chance, die Eurozone politisch voranzubringen und vor allen Dingen stressfreier zu gestalten. Die Früchte der Reformpolitik werden in den Reformländern zunehmend deutlich. Das gilt es zu schützen und nicht durch Athens egozentrische Extravaganza (auch zu Lasten der anderen Reformländer!) zu riskieren!
Wir schließen einen Verbleib Griechenlands derzeit dennoch nicht aus. Der Wille Washingtons spielt hintergründig bezüglich Geopolitik eine nicht unwesentliche Rolle.
Mit anderen Worten besteht die Möglichkeit eines Kompromisses in der Form, dass die Troika ultimativ einknickt und das angebotene Reformprogramm Athens bei extrem marginalen Änderungen zur Gesichtswahrung der Troika akzeptiert.
Dann gäbe es kurzzeitig Ruhe, wie lange diese Ruhe dann anhielte, wäre abzuwarten.
Ja: „Something’s gotta gotta give!“
Die Daten aus Deutschland sind grundsätzlich erfreulich:
Zuletzt setzten die Einzelhandelsumsätze positive Akzente. Heute überzeugten die Erwerbstätigenzahlen. Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen ist im April im Vergleich zum Vormonat um 22.000 gestiegen. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 211.00 auf 42.757.000 Beschäftigte.
Auch das Thema Deflationsrisiko ist „out“! Die Verbraucherpreise legten per Mai um 0,7% nach zuvor 0,5% im Jahresvergleich zu.
Bewusst sprachen wir von „grundsätzlich“. In einem Sektor, der zur Kernkompetenz der deutschen Wirtschaft gehört, werden Chancen verpasst. Im 1. Quartal 2015 fielen die Maschinenexporte nach Russland um 28% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. O-Ton VDMA-Präsident Festge: "Der Abwärtstrend bei den Maschinenbauexporten hat sich zu Beginn dieses Jahres noch beschleunigt.“ Festge erwartet, dass die Exporte nach Russland in den kommenden Monaten weiter stark zurückgehen werden.
Die Tatsache, dass die USA ihre Exporte nach Russland im letzten Jahr um 6% erhöhten, während die deutschen Exporte um 18% sanken, wirft Fragen bezüglich der Einhaltung der von den USA forcierten Sanktionen seitens der USA auf (auch über Vertragstreue/TTIP).
Gestern standen die Einkaufsmanagerindices, unter anderem von Markit, auf der Agenda: Der offizielle chinesische „Manufacturing PMI“ legte per Mai von zuvor 50,1 auf 50,2 Punkte zu. Der chinesische Dienstleistungsindex sank per Mai von 53,4 auf 53,2 Zähler. Der japanische „Manufacturing PMI“ verharrte per Berichtsmonat Mai bei 50,9 Punkten. Indiens „HSBC Manufacturing PMI“ verzeichnete per Mai einen Anstieg von zuvor 51,3 auf 52,6 Zähler. Der Markit Manufacturing PMI der Eurozone stellte sich per Mai final auf 52,2 nach zuvor 52,3 Punkten.
Die US-Wirtschaft lieferte überwiegend positive Datensätze: Alle Charts © Reuters Positiv ist anzumerken, dass die privaten Einkommen per April um 0,4% nach zuvor 0,0% zulegten. Die Prognose war bei 0,3% angesiedelt.
Ernüchternd war die Erkenntnis, dass die privaten Ausgaben im Monatsvergleich unverändert waren.
Die US-Bauausgaben setzten per April mit einem Anstieg um 2,2% im Monatsvergleich (Prognose 0,7%) und einer Revision des Vormonats von -0,6% auf +0,5% positive Akzente.
Der ISM-Manufacturing PMI legte per Mai von zuvor 51,5 auf 52,8 Punkte zu. Die Prognose lag bei 52,0 Zählern. Bezüglich der zum Teil ernüchternden regionalen Werte (u.a. Chicago) ist dieses Ergebnis freundlich ausgedrückt irritierend.
Der aktuelle US-Datenmix führt bei dem GDP-Now Modell der Federal Reserve Atlanta zu folgendem Ergebnis von mageren 0,8% Wachstum auf annualisierter Basis im Vergleich zur „optimistischen“, wenn auch mittlerweile leicht angepassten Konsensusprognose bei 2,6%.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0650 – 1.1030 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
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