Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1158 (07:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1135 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.0885.
Bevor es zu einer konjunkturellen Bestandsaufnahme kommt, bedarf das aktuelle politische Umfeld einer kurzen und prägnanten Einordnung, da ultimativ die internationale Politik das Bild der zukünftigen Konjunkturlagen wesentlich bestimmen wird.
Die Situation im UK ist politisch unbefriedigend bezüglich des Umgangs mit dem Thema Brexit.
Der Versuch, den Austrittszeitpunkt immer weiter nach hinten zu verlegen, beinhaltet eine sukzessive zunehmende Wahrscheinlichkeit, dass dieser Brexit ultimativ nicht stattfinden wird. Die bisherigen negativen konjunkturellen Folgen dieses Schritts sind bereits beachtlich. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, werden sich neue politische Modalitäten ergeben, die durchaus die Qualität entwickeln können, das Brexit-Votum auszuhebeln.
Die Situation im Nahen Osten ist weiter prekär.
Positiv ist festzuhalten, dass der IS an Boden verliert, was das Thema der Flüchtlingskrise aus dieser Region ein Stück weit neutralisiert. Entscheidend dafür war und ist die Rolle Russlands, das ein klares staatsrechtliches Mandat im Gegensatz zu anderen Teilnehmern des Konflikts vor Ort (Syrien) hat.
Im Hintergrund werden jedoch Auseinandersetzungen geführt, die einer nachhaltigen Lösung und Befriedung der Region zuwider laufen. Dabei geht es auch unter anderem um die Bewaffnung der Terrorgruppen durch westliche oder angeblich mit dem Westen befreundete Staaten.
Ein schnelles Ende dieser Auseinandersetzungen ist nicht erkennbar.
Die Situation, die in der Türkei herbeigeführt wurde, liefert weiter Raum für Unsicherheiten.
Nach dem Coup, könnte vor dem Coup sein. So klingen zumindest die Einlassungen, die die Politik Ankaras derzeit bestimmen. Die Neuausrichtung der politischen Achse Richtung Moskau ist ein Misstrauensvotum an den Westen und die Nato. Der Richtungskampf ist damit aber noch nicht entschieden.
Die strategische Bedeutung der Türkei für den Westen mag die Freiheit der Entscheidungsträger in Ankara beschneiden. Das Risiko weitflächiger interner Auseinandersetzungen angetrieben durch Fremdintervention und damit das Modell des „Failed State“ ist vor diesem Hintergrund ein Szenario, das derzeit noch nicht ausgeschlossen werden kann.
Die Situation der politischen Auseinandersetzung in den USA wirft mehr Fragen auf, als dass Antworten geliefert werden könnten.
Die Qualität der Kandidaten spricht für sich. Die Form der Auseinandersetzung hat mit fairen Rahmenbedingungen nichts mehr zu tun. Das galt für Bernie Sanders und es gilt für Trump. Bezüglich Clinton dürfen Fragen der Rechtsstaatlichkeit gestellt werden.
In der Folge ist das Maß der Unberechenbarkeit zukünftiger US-Politik ausgeprägter denn je.
Umso erstaunlicher ist die Phalanx historischer Höchstmarken an den US-Aktienmärkten trotz zweijähriger Gewinnrezession und der schwächsten US-Konjunkturlage seit 2012. Die Strukturlage blenden wir hier aus diplomatischen Gründen vornehm aus. Sie ist noch prekärer als die Konjunkturlage.
Die Situation in der Eurozone und EU bleibt politisch kritisch.
Das Misstrauen gegenüber den Eliten der EU und der Eurozone ebbt nicht ab. Einer der Hintergründe ist das Situationsmanagement, das das Bild bestimmt.
Den Menschen in der EU und der Eurozone wird kein Plan vorgestellt, wo man die EU und Eurozone hin bewegen will.
Man spricht auch nicht über die Erfolge (Haushalt, Handelsbilanz) und die Substanz (Hidden Champions, Infrastruktur), die diese Wirtschaftsräume bieten. Die Antworten sind nur reaktiv und nicht proaktiv!
Die Fokussierung auf die Erweiterungen der EU und Eurozone der letzten 20 Jahre muss vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Frage gestellt werden, da sie die Menschen der Altmitglieder dieser Institutionen immer weiter belasten, sowohl finanziell, sicherheitstechnisch als auch bezüglich der Identität.
Ist man in den Zentren Europas bereit, diese Realitäten anzuerkennen und sensibel darauf zu reagieren?
Es ist die vornehmste Aufgabe der Politik, die Interessen der Menschen zu vertreten, die sie repräsentieren und sie nicht zu bevormunden …
Fazit:
Das Maß politischer Risiken ist erheblich und liefert den entscheidenden Risikofaktor für die konjunkturelle Zurückhaltung der Wirtschaftssubjekte.
Es mag im Auge des Betrachters liegen, herauszufiltern, wer wesentlich für diese Destabilisierungen im Zeitverlauf verantwortlich zeichnet und wie auf diese Destabilisierung zu Gunsten des globalen Friedens, der globalen Wirtschafts- und der Wohlstandslage außenpolitisch zu agieren ist.
Wesentliche Veränderungen zum Positiven oder Negativen werden den Pfad der Weltkonjunktur nach vorne schauend entscheidend bestimmen.
Das Feld Konjunktur:
China und die Eurozone punkten konjunkturell trotz der oben angeführten politischen Anfechtungen. Die darin enthaltene Widerstandskraft ist erheblich und hat strukturelle Gründe (Eurozone und China setzen/setzten Reformen um, „One Road –One Belt“).
China:
Dank Steuererleichterungen (klein motorisierte KFZ) legte der Autoabsatz im Jahresvergleich per Juli um 23% zu. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres stieg der KFZ-Absatz in China um 9,8%.
Eurozone:
Das BIP der Eurozone legte laut vorläufigen Berechnungen per 2. Quartal um 0,3% im Quartalsvergleich nach zuvor 0,7%. Im Jahresvergleich stellte sich das Wachstum auf 1,6% nach zuvor 1,7%.
Damit bewegt sich das BIP der Eurozone am definierten Potentialwachstumspfad. Mehr noch sind das Wachstum und die Wirtschaftslage maßgeblich basierend auf wiederkehrenden Einkommen, ganz im Gegensatz zu dem Modell USA (maßgeblich kreditbasiertes Wachstum)!
Griechenlands BIP setzte mit einem Wachstumsclip um 0,3% unerwartet positive Akzente (Prognose 0,1%). Die Erfahrung lehrt jedoch Vorsicht bei der Extrapolierbarkeit!
Die Nachrichten aus Japan, den USA und dem UK bleiben wenig erbaulich:
Unerwartet stagnierte das BIP Japans im Quartalsvergleich im 2. Quartal. Die Prognose lag bei +0,2%. Auf annualisierter Basis kam es zu einem Anstieg um 0,2% (Prognose 0,7%) nach zuvor +2,0%). Hintergründe der enttäuschenden Performance lagen in schwächerer Investitionstätigkeit und einer unbefriedigenden Außennachfrage.
Der Chefvolkswirt der Bank of England Haldane betonte, dass die Zentralbank mit der Zins- und Geldpolitik nicht die Folgen des Brexit abfangen könne. Die Maßnahmen der Notenbank könnten nur kurzfristig die Folgen der mit dem Brexit verbundenen Unsicherheiten nehmen.
Aus den USA erreichten uns überwiegend enttäuschende Konjunkturdaten.
Die Einzelhandelsumsätze stagnierten unerwartet im Monatsvergleich per Berichtsmonat Juli. Die Prognose lag bei +0,4%. Aus gegebenem Anlass bieten wir folgenden Chart von Zerohedge ohne Kommentar an (Jahresvergleiche).
Die Erzeugerpreise sanken im Monatsvergleich unerwartet um 0,4%. Die Prognose lag bei +0,1%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,2% nach zuvor +0,3%.
Lagerbestände legten per Juni um 0,2% zu. Die Prognose war bei +0,1% angesiedelt.
Der Index des vorläufigen Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan per Berichtsmonat August nahm von 90,0 auf 90,4 Punkte zu und verfehlte damit die bei 91,5 Zählern angesiedelte Konsensus Prognose deutlich.
Bezüglich der privaten US-Einkommen erlauben wir uns auf die Revision der US-Daten zu verweisen, die darlegt, dass das Einkommenswachstum seit Anfang 2015 geringer als ausgewiesen ausfiel:
Um das US-Bild zu arrondieren erlauben wir uns, die Entwicklung der Steuereinnahmen in den USA aufzurufen.
Das Steueraufkommen ist eines der verlässlichsten Barometer für wirtschaftliche Aktivität. Das sehen wir ja auch an der Haushaltslage in Deutschland.
In den USA ergibt sich im Jahresvergleich eine recht Besorgnis erregende Tendenz:
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 – 1.0970 dreht den Bias.
Viel Erfolg!
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