Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Edelmetalle hatten in den vergangenen Monaten eine fulminante Rally verzeichnet. Gold und Silber kletterten im Gleichschritt nach Norden und ließen die Tiefstkurse weit hinter sich. Aktuell bekommt die Aufwärtsbewegung jedoch einen kleinen Dämpfer. Nach der gestrigen Veröffentlichung des Fed-Protokolls und den damit einhergehenden Sorgen bezüglich einer US-Zinsanhebung im Juni verzeichnen die Edelmetalle sinkende Notierungen.
Rückblick: Gold mit starker Erholung
Nach der ausgedehnten Talfahrt der Edelmetalle von 2011 bis 2015 markierten Gold und Silber im Dezember 2015 ihre Verlaufstiefs. Der Januar brachte jedoch die Wende: Mit einer dynamischen Erholungsbewegung meldeten sich die Rohstoffe eindrucksvoll zurück.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Goldes seit November 2015 dargestellt (in US-Dollar je Feinunze):
Die erste Kaufwelle führte Gold ausgehend von rund 1.050 Dollar bis auf 1.250 Dollar empor (Februar). Aber auch im März und April zeigte sich das glänzende Metall fester. Bis Ende April ging es auf 1.300 Dollar nach oben. Erst im laufenden Monat setzte eine Konsolidierung ein.
Fed öffnet Tür für nächste US-Zinserhöhung
Die Gründe für die Erholungsbewegung des Goldes sind vielfältig: Fehlende Reformen in zahlreichen Problemländern, steigende Schuldenstände der Staaten und die wachsende Unsicherheit bezüglich des globalen Finanzsystems lassen Anleger in die Krisenwährung Gold flüchten. Natürlich hat besonders auch die US-Zinspolitik Einfluss auf die Edelmetalle. Die Verschiebung weiterer Zinsanhebungen in den USA beflügelte das Gold in den vergangenen Monaten.
Doch genau hier liegt auch der Grund für den jüngsten Rücksetzer des Edelmetalls. Mit der gestrigen Veröffentlichung des Fed-Protokolls ließ die US-Notenbank durchblicken, dass im Juni eine weitere Zinsanhebung durchaus möglich wäre (auch wenn zunächst weitere Daten vom US-Arbeitsmarkt abgewartet werden sollen). Die Märkte rechneten bislang nicht mit einem baldigen Zinsschritt. Vor dem Hintergrund der möglichen Straffung der Geldpolitik gerieten die Edelmetalle unter Verkaufsdruck.
Zuvor hatten die amerikanischen Notenbanker den Leitzins drei Mal in Folge unverändert gelassen, nachdem Ende 2015 erstmals seit einer halben Ewigkeit ein minimaler Zinsschritt nach oben gewagt wurde. Seit der internationalen Finanzkrise liegen die Zinssätze nahe Null.
Charttechnik: Aufwärtstrend intakt
Trotz des jüngsten Rücksetzers notiert das Edelmetall natürlich weiterhin in einer übergeordneten Aufwärtsbewegung. Der positive Trend ist weiterhin intakt. Die maßgebliche Chartlinie verläuft aktuell bei rund 1.200 Dollar.
Eine starke Unterstützungszone befindet sich bei Gold im Bereich von 1.200 / 1.210 Dollar. Spätestens dort dürfte sich das Edelmetall stabilisieren und möglicherweise wieder nach Norden drehen.
Korrektur zum Nachkauf nutzen?
Vor diesem Hintergrund kann die aktuelle Konsolidierungsphase sehr gelassen gesehen werden. Rücksetzer waren nach der massiven Aufwärtsbewegung des Edelmetalls ohnehin dringend notwendig. Der überkaufte Zustand wird nach technischen Kriterien momentan abgebaut.
Unterinvestierte Anleger können weitere Kursabgaben für sich nutzen und im Bereich von 1.200 Dollar Positionen aufbauen. Mittel- bis langfristig gesehen sind bei Gold weiter steigende Kurse wahrscheinlich. Erst ein Bruch des Aufwärtstrends würde das grundsätzlich positive Szenario eintrüben.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski