Dass sich der Goldpreis trotz steigender Bondrenditen, nachlassenden Erwartungen an Leitzinssenkungen und der Aufwertung des USD seitwärts bewegt, ist ein Indiz für die Stärke des Edelmetalls.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) sieht den Goldpreis zum Ende des Jahres nicht mehr bei 3.000 USD. Stattdessen erwarten die Analysten jetzt ein Kursniveau von 2.910 USD. Zwei Gründe sind dafür den Erläuterungen in einem Kommentar zufolge maßgeblich: Die langsamer als erwartet verlaufende geldpolitische Lockerung in den USA und die im Dezember deutlich gesunkenen Zuflüsse in ETFs.
Goldman Sachs erwartet Goldpreis erst 2026 bei 3.000 USD
Was können Anleger mit dem Kommentar der Analysten anfangen? Die Antwort: Der Kommentar sagt nicht viel aus. Zum einen wurde das Kursziel von 3.000 USD nur geringfügig herabgesetzt. Zum anderen erwartet auch Goldman Sachs weiterhin den Durchbruch durch die 3.000 USD-Marke – allerdings erst Mitte 2026 statt Ende 2025.
Die Analysten dürften auf die Kombination von Seitwärtsbewegung und veränderter Zinsaussichten reagiert und ihre Prognose moderat angepasst haben. Es gibt weiterhin gute Gründe für eine auch in diesem Jahr starke Entwicklung des Goldpreises.
Der wichtigste Grund: Die Entwicklung der letzten rund zwei Monate signalisiert keine Schwäche im Sinne eines auslaufenden Aufwärtstrends, sondern das Gegenteil: Relative Stärke.
Während der Seitwärtsbewegung des Goldpreises in den letzten drei Monaten sind zwei Entwicklungen eingetreten, die eigentlich für fallende Goldpreise sprechen. Erstens: Ein deutlicher Anstieg der US-Renditen. Bei zehn Jahren Laufzeit stieg die Rendite seit den Präsidentschaftswahlen von weniger als 4,3 % auf aktuell mehr als 4,7 %.
Gold hält sich in schwierigem Umfeld stabil
Zweitens: Die Aufwertung des USD. Gold wird am Weltmarkt in USD gehandelt. Je stärker der USD, desto teurer ist Gold für Anleger aus dem Nicht-USD-Raum. Anfang November lag der (handelsgewichtete) USD-Index bei 98,36 Punkten. Aktuell notiert der Index bei 103,22 Punkten: Ein ungewöhnlich starker Anstieg um fast 5 %. Seit Ende September 95,31 Punkte am 27.09.) beträgt der Anstieg sogar rund 8,3 %.
Wie relevant die Bewertung des Greenback sein kann, verdeutlicht ein Blick zurück ins Jahr 2022. Von Anfang März bis Anfang September 2022 legte der USD-Index von 91.17 Punkten auf 103,95 Punkte zu – ein Anstieg um 14 % und damit eine deutlich ausgeprägtere Bewegung als aktuell.
Der Goldpreis fiel in diesem Zeitraum von 1.920 USD auf 1.630 USD. Diese Korrektur schloss sich dabei nicht – wie die aktuelle Seitwärtsphase – an einen Aufwärtstrend, sondern an eine bereits seit Juli 2020 laufende Seitwärtsbewegung an. In diesem Licht erscheint die jüngste Konsolidierung regelrecht zurückhaltend.
Langfristig höhere Zinserwartungen haben Goldpreis nicht von Rallye abgehalten
Auch Änderungen bei den Erwartungen an den langfristig neutralen Zinssatz – also der Zinssatz, der einer Volkswirtschaft Vollbeschäftigung erlaubt, ohne Inflation zu erzeugen – haben der Nachfrage nach Gold bislang nicht geschadet, obwohl dies eigentlich zu erwarten wäre.
Die mittlere Schätzung der Fed-Vertreter für den neutralen Zinssatz sank von 4,25% im Jahr 2012 auf 2,5% im Jahr 2019. Seit dem vergangenen Jahr steigt dieser Zinssatz wieder an: Im Dezember lag der Wert bei 3,0 %. Auch dies ist ein Argument für die relative Stärke des Goldpreises.
An den langfristigen Perspektiven für das gelbe Edelmetall hat sich ohnehin wenig geändert. Privatanleger kaufen Gold als Schutz gegen Inflation und Krisen – und werden durch die hohe weltweite Staatsverschuldung auch in den kommenden Jahren auf diese Idee kommen.
Und es gibt noch eine Entwicklung, die für eine weitere Verteuerung des Goldes spricht: Die Käufe der Zentralbanken. "Mit Blick auf die Zukunft prognostizieren wir bis Mitte 2026 durchschnittlich 38 Tonnen monatliche Käufe", heißt es im Kommentar von Goldman Sachs.