Das E-Commerce-Powerhouse Amazon.com (NASDAQ:{AMZN) hat seine loyalen Aktionäre nur selten enttäuscht. Am 21. Mai erreichte die Aktie ein Rekordhoch von 2.525 Dollar und profitierte dabei von der Verschiebung von Offline- zu Online-Shopping während der COVID-19-Pandemie.
In den vergangenen fünf Jahren hat die Aktie tatsächlich eine Rendite von etwa 500% erzielt und damit den Vergleichsindex S&P 500 deutlich outperformt.
Mit einem Schlusskurs von 2.460,60 Dollar zum gestrigen Handelsschluss haben Amazons Aktien in diesem Jahr rund 35% zugelegt. Während der Aufwärtstrend ungebremst anhält, fragen sich die Anleger, ob dieser Einzelhandelsgigant in den nächsten fünf Jahren immer neue Höchststände erreichen kann? Und, was vielleicht noch wichtiger ist: Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um einen Anteil an Amazon zu erwerben?
Die Antwort darauf hängt mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens zusammen und mit der Frage, ob der breite Wirtschaftsgraben bei Amazon durch den Wettbewerb bedroht ist.
Dominanz im E-Commerce-Geschäft
Amazon ist dank seines Geschäftsmodells perfekt positioniert, um seine Dominanz im E-Commerce noch weiter zu steigern, und das in einer Zeit, in der immer mehr Menschen online einkaufen. Zu Amazons größten Stärken zählen die kostenpflichtigen Mitgliedschaften, die zu den umfangreichsten auf der ganzen Welt gehören.
Gegen eine Jahresgebühr bietet Prime kostenlose, beschleunigte Lieferung für eine Vielzahl von Artikeln. Die Mitglieder profitieren auch von Videostreaming, Fernsehsendungen und Musik sowie von Angeboten, die nur für Mitglieder zugänglich sind. Mit der Zeit hat das Programm auch Kunden angelockt, die Amazon einst vielleicht nur für Bücher und Filme genutzt haben. Heute zählt Prime mehr als 150 Millionen zahlende Mitglieder.
Obwohl Amazons Online-Marktplatz den größten Teil des Umsatzes des in Seattle ansässigen Unternehmens erwirtschaftet, ist es nicht das profitabelste Segment. Amazon ist auch der weltweit größte Cloud-Anbieter, bei dem die Amazon Web Services den größten Anteil des Gewinns erwirtschaften.
AWS ist ein margenstarkes Geschäft, das es Amazon ermöglicht, seine Markplatz-Strategien mit liquiden Mitteln zu finanzieren, einschließlich aggressiver Werbeaktionen und billiger Hardware-Geräte.
Amazon-Chef Jeff Bezos vergrößert den enormen Wettbewerbsvorteil des Unternehmens im E-Commerce und eröffnet zudem mehrere neue Wachstumsbereiche, die über das margenschwache Geschäft des Online-Handels mit Waren hinausgehen. Das digitale Werbegeschäft von Amazon, ein weiteres margenstarkes Wagnis, wächst dreistellig.
Dank dieser äußerst profitablen Einheiten ist Amazon imstande gewesen, eine Vielzahl von Branchen zu revolutionieren, und kann dies noch lange Zeit tun.
Das Unternehmen verfügt auch über eine Hardware-Einheit, die eine wachsende Zahl smarter Lautsprecher und Video-Streaming-Gadgets produziert. Amazon Studies produziert originelle Fernsehsendungen und Filme und stellt Netflix (NASDAQ:NFLX) und HBO (NYSE:T) in Frage.
Auch im Bereich des stationären Einzelhandels hat Amazon Fortschritte gemacht. Im Jahr 2017 erwarb das Unternehmen den Lebensmittelhersteller Whole Foods Market und baut aktuell eine Flotte kassenloser Convenience-Stores auf.
Die Analysten von Barclays (LON:BARC) sagten in einer kürzlich herausgegebenen Notiz, Amazon sei immer noch eine der besten Wetten für Investoren, obwohl das Unternehmen im Jahr 2020 bereits eine robuste Performance gezeigt habe. "Die Aktien wirken immer etwas überlaufen, aber im aktuellen Umfeld besitzen wir AMZN lieber als alles andere", hieß es in der Notiz.
Risiken für das Wachstum
Keine Investition ist ohne Risiken, und das gilt auch für Amazon. Trotz seiner grandiosen Bilanz bei der Erschließung neuer Märkte, um dann in jedem dieser Märkte zu einem wichtigen Akteur zu werden, trifft Amazon heute auf traditionelle Einzelhändler, die sich rasch zur Wehr setzen, ihre E-Commerce-Fähigkeiten erweitern und gleichzeitig ihre enorme physische Präsenz zu ihrem Vorteil nutzen.
Sowohl Walmart (NYSE:WMT) als auch Target (NYSE:TGT) verzeichnen mit 30 bis 40% ein starkes E-Commerce-Wachstum. Ihre Geschäfte werden zu Kompetenzzentren, die Zustellungen am gleichen Tag und Abholungen frei Bordsteinkante ermöglichen.
Im Bereich des Cloud-Computing sieht sich Amazon einem harten Wettbewerb durch Microsoft (NASDAQ:{MSFT} ) ausgesetzt, dessen Azure-Cloud-Geschäft rasant wächst. Zwischen dem vierten Quartal 2018 und 2019 stieg der Marktanteil von Azure laut Canalys von 14,9% auf 17,6%. Im gleichen Zeitraum ging der Anteil von AWS von 33,4% auf 32,4% zurück.
In den letzten Quartalen stiegen die Umsätze von Azure jährlich um 62%; die Umsätze von AWS erhöhten sich um 34%. Amazon verlor auch den begehrten JEDI-Cloud-Vertrag des Pentagon, der an Microsoft ging. Er hat einen Wert von bis zu 10 Milliarden Dollar über die nächsten 10 Jahre.
Wenngleich diese Risiken nicht unbedeutend sind, ist es dennoch schwer, einen Analysten zu finden, der eine Verkaufsempfehlung für die Aktie ausspricht. Von den 47 Analysten, die die Aktie beobachten, haben 43 ein "Buy"-Rating für Amazon, während die übrigen das Papier auf "Hold" belassen, mit einem durchschnittlichen Kursziel von 2.675,96 Dollar in den nächsten 12 Monaten.
Fazit
Niemand kann sagen, wo die Amazon-Aktien in den nächsten fünf Jahren stehen werden. Dennoch ist es offensichtlich, dass es nicht einfach sein dürfte, die Führungsposition von Amazon in vielen der Bereiche, in denen das Unternehmen tätig ist, ernsthaft anzugreifen. Das deutet darauf hin, dass die Aktie für langfristig orientierte Buy-and-Hold-Anleger eine der sichersten Wetten im Technologiesektor ist, wahrscheinlich mit einem beträchtlichen Aufwärtspotenzial.