Vetterleswirtschaft? Offenbar nicht bei der Deutschen Bahn. Der bundeseigene Mobilitätskonzern hat seinen neuen ICE L vorgestellt. Dieser kommt aber nicht vom deutschen „Hauslieferant“ Siemens (ETR:SIEGn) Mobility, sondern vom spanischen Konkurrenten Talga. DB-Fernverkehr-Vorstand begründet die Entscheidung, die neuen Hochgeschwindigkeitszüge aus Madrid zu beziehen, damit, dass es einzig Talga gelungen sei, den Anforderungen des Unternehmens gerecht zu werden. Im Hause Siemens sorgt dies natürlich für zerknirschte Gesichter – und das nicht nur aufgrund der Tatsache, dass man den Auftrag, hinsichtlich dessen Bearbeitung man sich durchaus gute Chancen ausgemalt hatte, nun nicht bekommen hat. Vielmehr geht es hier um die sprichwörtlichen Weichen für die Zukunft. So möchte die Deutsche Bahn den Siemens Mobility-Rivalen Talgo offenbar als neuen Langzeitzulieferer im Bereich des Fernverkehrs aufbauen. Talgo-Chef Fernández de Araoz ließ in Berlin verlauten, dass man den Wünschen des wohl herausforderndsten Kunden „im globalen Eisbahnmarkt“ gerecht geworden sei und man zukünftig den Status „einer Benchmark im dynamischen europäischen Markt“ anstrebe.
Bis zu 100 ICEs von Talgo
Im Zuge des Talgo-Deals ordert die Deutsche Bahn erstmalig in ihrer Firmengeschichte Hochgeschwindigkeitszüge aus Spanien. Insgesamt wurden die Fertigung und Auslieferung von 23 Zügen inklusive Loks für den internationalen Fernverkehr in Auftrag gegeben. Im Vertrag ist zudem die Option vermerkt, dass die Deutsche Bahn bei Bedarf noch weitere 77 Züge nachkaufen kann, für die 23 direkt bestellten Züge überweist Siemens mehr als €500 Millionen nach Madrid. Der neue ICE L – das L steht hierbei für low floor – ist der erste ICE überhaupt, in den Passagiere direkt vom Bahnsteig weg ohne Stufen einsteigen könnten. Zudem sollen die neuen Modelle breiter sein als die bisherigen Mitglieder der ICE-Familie, was auch in den Wagons der 2. Klasse Unternehmensangaben zufolge für mehr Reisekomfort führen soll.
Zurück zu Siemens Mobility respektive zum Wertpapier der Mutter Siemens, welches wir im Rahmen unseres DAX40-Aktienpakets in regelmäßigen Abständen analysieren. Die Aktie verzeichnete seit Jahresbeginn in der Spitze einen Verlust von knapp 40%, konnte sich aber zwischenzeitlich schon wieder etwas erholen. Wir gehen jedoch primär davon aus, dass die korrektive Messe hier noch nicht gelesen ist und der Kurs entsprechend imminent nochmals deutlich über 10% nachgeben sollte.
In diesem Zuge würde die Siemens-Aktie auch unter das bisherige Korrekturtief abverkaufen, im Chart markiert in Form der Unterstützungslinie bei €93.68. Ist die türkisfarbene Welle 2 dann endlich beendet, sehen wir den Kurs über die genannte Marke zurückkehren, was wiederum ausreichend Aufwärtsmomentum generieren sollte, um auch den Widerstand bei €126.46 nachhaltig zu überflügeln. Alternativ besteht aber weiter die Möglichkeit, dass der Kurs den Boden der Korrektur bereits am 5. Juli ausgebaut hat und nun direkt über den genannten Widerstand hinweg ausbricht.
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