Nach den schwachen Daten zum US-BIP im ersten Quartal 2015 (wir berichteten) gab es weitere Hinweise darauf, dass der starke Dollar der US-Wirtschaft zunehmend Probleme bereitet. So lagen die Exporte deutlich hinter den Importen.
Starker US-Dollar belastet US-Wirtschaft
Die US-Importe übertrafen die Exporte im März im Wert um 51,4 Milliarden Dollar, wie das Handelsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Das war ein Anstieg um 43,1 % zum Vormonat und damit der stärkste seit 1996. Dadurch wurde das höchste US-Handelsdefizit seit 2008 erzielt. Bankvolkswirte hatten ein viel geringeres Defizit von 41,7 Milliarden Dollar erwartet. Ausschlaggebend für das schwache Ergebnis war zum einen ein verhaltener Anstieg bei den Ausfuhren, die im Monatsvergleich um lediglich 0,9 % zulegten, auf der anderen Seite stiegen die Einfuhren deutlich um 7,7 %.
Janet Yellen warnt vor hohen Börsenkursen
Interessant war auch, dass die US-amerikanische Notenbankchefin Janet Yellen vor negativen Folgen der weltweit hohen Börsenkurse gewarnt hat. Die Kurse seien gegenwärtig „allgemein ziemlich hoch“, was zu „potentiellen Gefahren“ führen könnte, sagte Yellen am Mittwoch bei einer Diskussionsveranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Sie sähe zwar keine Anzeichen für eine Finanzblase, doch verwies sie auch auf mögliche Nachteile durch die anhaltende Niedrigzinspolitik (für die sie selbst mit verantwortlich ist).
Neue Hinweise auf die erste Leitzinserhöhung?
War dies nun ein Hinweis auf eine erste Leitzinserhöhung? Wollte Yellen die Märkte auf eine frühe Zinserhöhung hinweisen (im Juni) und gleichzeitig vor möglichen Abwärtsrisiken warnen, die dadurch entstehen können? Doch andererseits sprechen die Daten zum US-BIP und zum Handelsbilanzdefizit klar gegen eine frühe Anhebung der Zinsen. Denn sie würde den US-Dollar weiter stärken und damit die US-Wirtschaft weiter belasten. Der Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung in den USA bleibt ein Mysterium, aber man sollte auf jede Variante vorbereitet sein!
Griechische Hängepartie dämpft Prognosen
Zumal auch aus Griechenland keine guten Nachrichten kamen. Zwar gibt es im Gerangel um eine Lösung der Schuldenkrise immer wieder Wortmeldungen, jedoch ohne folgende Taten und konkrete Ergebnisse. Wohl auch deshalb, weil es einfach keine Fortschritte gibt, hat die EU-Kommission nun eine korrigierte Wachstumsprognose zur griechischen Wirtschaft veröffentlicht. Statt der bislang 2,5 % erwartet die Kommission für 2015 lediglich ein Wachstum von 0,5 %. Die Prognose für 2016 wurde von 3,6 auf 2,9 % verringert.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat derweil Kreisen zufolge die Notkredite für griechische Banken Griechenland stärker als zuletzt aufgestockt. Die EZB habe die sogenannten Ela-Kredite (“Emergency Liquidity Assistance“) auf 78,9 Milliarden Euro erhöht, berichtete Bloomberg am Mittwoch.
Ohne diese Liquiditätsspritzen wäre Griechenland wohl längst am Ende. Und das laufende Pokerspiel verschlimmert die Lage stetig, wie man es an den Wachstumsprognosen ablesen kann. Je länger das Pokerspiel nun andauert, desto länger wird Griechenland unter Sparzwang stehen.
Spätestens im Herbst sollten auch die US-Indizes stark korrigieren
Es besteht weiterhin ein riesiges Korrekturpotential! Und mit Blick auf die Analyse des saisonalen Musters spricht sogar vieles dafür, dass die Korrektur an den Aktienmärkten noch längst nicht beendet ist. Selbst wenn sich die Kurse nun bis in die Sommermonate hinein erholen können – dafür spricht, dass die US-Indizes noch keine Anzeichen einer begonnenen Korrektur lieferten und am Freitag sogar wieder stark anstiegen – könnte es ab Herbst noch einmal richtig abwärts gehen.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 10.05.2015)