Die Kurse von Tencent Holdings (OTC:TCEHY) und JD.com (NASDAQ:JD), zwei der führenden Internetfirmen China, sind ins Stolpern geraten. Sicher, jedes Unternehmen sieht sich mit seinen eigenen einzigartigen Herausforderungen konfrontiert, aber ausgehend vom schrumpfenden Wert an der Börse, scheint es so, als könnte das Ergebnis ähnlich aussehen.
Beide Aktien haben in diesem Jahr schwere Kurseinbrüche erlitten, mit keinem Anzeichen auf Besserung am Horizont. Auch wenn der jüngste Einbruch am chinesischen Aktienmarkt breit angelegt war und dem weltweiten Trend folgt, sehen sich diese beiden Giganten einzigartigen Herausforderungen gegenüber, die ihre jeweiligen Geschäftsperspektiven verdüstern könnten.
Im Folgenden werden wir einen tieferen Blick darauf werfen, was die einzelnen Unternehmen plagt, um zu sehen, ob ihre jüngsten Ergebnisberichte auch einige Lichtblicke liefern.
Tencent: Gaming-Geschäft in Gefahr
Dieser Gigant der sozialen Medien aus Shenzhen kämpft mit Schwierigkeiten sein Wachstumsmomentum beizubehalten, zu einer Zeit, in der sein Hauptumsatzbringer unter Druck steht.
Seit diesem Frühling, als chinesische Regulierer die Videospielindustrie in die Mangel nahmen, wegen Sorgen über Spielsucht, haben die Investoren begonnen die Nachhaltigkeit des rasanten Wachstums des 'chinesischen Facebook' zu hinterfragen. Allerdings, sein letzter Ergebnisbericht wies immer noch heftige Gewinne aus, wobei Werbeerlöse und Anlagegewinne geholfen haben.
Unglücklicherweise reichte das nicht aus, um den Einbruch der Aktie aufzuhalten, da die Gewinne vor allem aus Investitionen kamen, die nicht den Rückgang des kritischen Geschäfts mit Online-Spielen verschleiern konnten, der für das nächste Quartal vorausgesagt wird. Tencent sagte am 15. November, dass es in den drei Monaten zum 30. September ein Nettoergebnis von 23,3 Mrd Yuan (3,35 Mrd USD) erwirtschaftet hat, womit es die Erwartungen der Analysten übertraf. Der Umsatz stieg um 24% auf 80,6 Mrd Yuan, was auf Linie der Erwartungen lag.
Zu dem Gewinn im fraglichen Zeitraum trugen die 8,8 Mrd Yuan (1,27 Mrd USD) vom Börsengang von Meituan Dianping (HK:3690), einer Lebensmittel- und Lieferdienstfirma, hinter der Tencent steht. Das war das Doppelte dessen, was Tencent im dritten Quartal des letzten Jahres als Kapitalgewinn verbucht hatte.
Diese eindrucksvollen Zahlen lösen allerdings nicht das Problem mit seiner Spielabteilung, dem sich Tencent gegenübersieht. Das Unternehmen ist auf neue Spiele angewiesen, um neue Nutzer zu seinem WeChat-Messagingdienst zu bringen und sie dort zu halten, da es über ihn Spielezusätze und Werbung an seine mehr als eine Milliarde zählende Kundschaft verkauft.
Während seines Q3-Ergebnisbericht erwähnte das Unternehmen in seinen vorbereiteten Ausführungen nicht das Einfrieren der Genehmigungen neuer Spiele durch die Regierung. Als Antwort auf eine Analystenfrage sagte Tencents Präsident Martin Lau allerding: “Wir warten auf die Regierung, wieder mit der Genehmigung neuer Spiele zu beginnen”. Nicht eben eine aktive Strategie.
JD.com: Risiko um Schlüsselperson bleibt
Jenseits der generellen Schwäche, die die Technologiegiganten aus China in diesem Jahr heimsucht, gibt es viele Probleme spezifisch für JD, die dem Unternehmen geschadet und das Vertrauen der Investoren in den zweitgrößten Online-Händler Chinas nach Alibaba (NYSE:BABA) zerstört haben.
Der jüngste Ergebnisreport des Unternehmens, der am 19. November herauskam, schaffte es nicht die negative Einstellung der Investoren zu JD auszuräumen. Das Umsatzwachstum hat sich verlangsamt und die Firm berichtete ihren ersten Rückgang der aktiven Kundenzahl seit sie an die Börse ging.
Die Anzahl der Kunden, die Produkte oder Dienste von JD in den letzten 12 Monaten kauften, eine Kennzahl, die als “jährlich aktive Kunden” bezeichnet wird, fiel zwischen Juni und September um 8,6 Mio auf 305,2 Mio—der erste Rückgang dieser Messzahl, seit JDs Aktien in 2014 in New York gelistet wurden.
Für das kommende Quartal sind die Nachrichten ebenfalls nicht gut. JD sagt Verkäufe von 130 Mrd bis 135 Mrd Yuan voraus und liegt damit im Mittel 1,4% unter den 134,3 Mrd Yuan, die Analysten erwarten.
Jenseits der finanziellen Schwäche sind die Investoren von JD.com auch besorgt über laufende Ermittlungen gegen den CEO Richard Liu, der im September in Minneapolis wegen Vergewaltigungsvorwürfen festgenommen worden war. Auch wenn Liu später wieder auf freien Fuß kam und schnell nach China zurückkehrte, steht das endgültige Urteil noch aus. CNN berichtete gestern, dass Liu nach der Ergebnisvorstellung angekündigt hatte, seine Rolle im Unternehmen werde sich verändern. "Ich werde mich mehr auf neue Geschäfte konzentrieren," sagte Liu.
Allerdings behält Liu eine umfassende Kontrolle über JD.com durch seine gewaltige Stimmmehrheit. Eine zweigleisige Aktienstruktur, durch die sein 15,5% Anteil 79,5% der Stimmrechte sichert, ist eine hervorstehende Anomalie. Das bedeutet, unbeachtlich des Anscheins einer geänderten Rolle im Unternehmen wird er weiterhin eine gewichtige Präsenz im Unternehmen haben. Sosehr, dass die anderen Aufsichtsratsmitglieder nicht ohne seine Zustimmung eine Sitzung abhalten können.
Fazit
Beide chinesischen Technologiegiganten enttäuschten mit ihre Q3-Ergebnissen und dem Ausblick, sodass die Aktien beider weiterhin dahindümpeln und an zwei Fronten unter Druck stehen dürften: die spezifischen Probleme der einzelnen Unternehmen sowie das sich verschlechternde Makroumfeld.
Die Investoren fahren besser sich zum jetzigen Zeitpunkt fernzuhalten, zumindest bis es etwas mehr Klarheit bei der Regulierung von Spielen in China und dem Verfahren gegen JD.coms CEO gibt. Neben diesen firmenspezifischen Risiken ist es auch unwahrscheinlich, dass sich die Kurse erholen solange die Vereinigten Staaten und China in ihren Handelskrieg verwickelt bleiben.