$200 Millionen muss der nordamerikanische Konzern Honeywell (NASDAQ:HON) an Strafe zahlen. Der Grund: Korruption und Bestechung. Dabei soll das Konglomerat international systemisch bei der Bestechung von wichtigen Entscheidungsträgern vorgegangen sein, um sich Großprojekte zu sichern. Damit reiht sich das US-Unternehmen in eine Serie jüngster Korruptionsaffären. Vorgestern erst wurde der bislang amtierende Industrie- und Technologie-Minister Chinas fristlos seines Amtes enthoben, weil ihm in einem monatelangen Verfahren schlussendlich Korruption nachgewiesen wurde. Der größte Skandal aber geschah bereits vor zwei Wochen: Zehn hochrangige Beamte, darunter auch der Sohn eines ehemaligen Präsidenten, wurden zu über 10 Jahren Haft verurteilt, da auch hier Korruption nachgewiesen wurde – und das in Höhe von über $2 Milliarden.
Damit häufen sich die Korruptionsfälle weiter. Auch wenn neben den allgemeinwirtschaftlichen Entwicklungen wenig Platz auf der Bühne der Medien ist, so ist Korruption ein wichtiges Thema, was scheinbar nie effektiv bekämpft werden konnte. Allein die Summen, die hier an Strafen verhängt werden, stellen eine große ökonomische Ineffizienz dar. Wenn man bedenkt, dass es sich aber um systemische Ausnutzung der Beziehungen handelt, ist der Schaden nochmal deutlich größer. Im Fall von Honeywell reden wir von zwei sehr gravierenden Ereignissen. Zwischen 2010 und 2014 wurden hohe Vertreter des staatlichen Ölkonzerns Petrobras (BVMF:PETR3) geschmiert, um lukrative Projekte an Land zu ziehen. In 2011 soll Honeywell auch über eine belgische Tochter algerische Politiker bestochen haben – auch die Beratungsfirma Unaoil, nachweislich über 17 Jahre in internationalen Korruptionsfällen involviert, war an diesem Deal beteiligt.
Auch Anfang November berichteten wir schon von einem weiteren prominenten Fall. In diesem Artikel schrieben wir über die etwas größere Geldstrafe von GBP 276.40 Millionen, die dem anglo-schweizer Minen- und Rohstoffkonglomerat Glencore (LON:GLEN) auferlegt wurde. Auch hier war man mit über Jahre mit großen Geldern in schmutzigen Geschäften verwickelt. In unserem Wochenrückblick vom 02.12.2022 schrieben wir auch über den Schweizer Tech-Konzern ABB (SIX:ABBN), welcher ebenfalls wegen Bestechung mit einer Geldstrafe $4 Millionen zur Kasse gebeten wurde. All diese Strafen wurden in den letzten zwei Monaten verhängt und wenn man dies einmal auf das gesamte Jahr hochrechnet und noch all die laufenden Verfahren und unentdeckten Fälle dazuzählt, so kommt ja fast schon ein ganzes Bruttoinlandsprodukt zusammen.
Was also machen? Wenn Sie jetzt an ESG denken, dann sind Sie auf dem richtigen Dampfer. Viele Marktakteure denken immer nun an grüne Nachhaltigkeit, wenn sie diese drei Buchstaben lesen. Vergessen wird hier oftmals das „G“. Für Governance steht es und bedeutet in diesem Kontext so viel wie „gewissenhafte Unternehmensführung“. Diese muss in Zukunft stärker gefordert, gefördert und beobachtet werden. In Sektoren mit massivem Wettbewerb wird die Moral schnell über die Schulter geworfen und jede Lücke genutzt. Die potenziellen Strafen kalkulieren ja viele Unternehmen schon im Vorfeld in ihre Korruptionsstrategie ein. Hier müssen Gesetzgeber härter durchgreifen und besser zusammenarbeiten. Die Reduktion von Korruption bedeutet mehr Steuereinnahmen, gesünderes Unternehmenswachstum, soziale Gerechtigkeit und auch nachhaltiges Wirtschaften.
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