Ich hatte gestern unter den US-Konjunkturdaten geschrieben, dass die Zahl der US-Neubauverkäufe im Oktober um 25,4 Prozent auf einen saisonbereinigten Jahreswert von 444.000 Häusern angestiegen ist. Das hört sich doch ganz erfreulich an. Wenn man sich jedoch den Chart dazu anschaut, relativiert sich der positive Ersteindruck wieder:
Wir können zwar eine klare Bodenbildung nach dem Immobiliencrash in den USA erkennen. Dennoch liegt der Verkauf neuer Häuser noch weit unter dem Niveau aus dem Jahr 2000. So ist auch dieser Anstieg lediglich ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Normalisierung, mehr nicht.
Die Verkäufe bereits bestehender Häuser haben hingegen das Niveau vom Jahr 2000 wieder erreicht. Allerdings waren diese zuvor auch nicht ganz so dramatisch eingebrochen. Vom Boom-Niveau 2006 und 2007 sind sowohl die Bestandsimmobilien als auch die Neubauten weit entfernt. Immobilienmarkt bleibt weiterhin ein wichtiger Indikator
Nach wie vor gilt das, was ich hier bereits so viele Male geschildert habe: Die Entwicklung der US-Wirtschaft steht und fällt mit der Entwicklung des US-Immobilienmarktes. Und hier liegt logischerweise der Fokus bei den Konjunkturdaten gerade beim Verkauf von „neu geschaffenen Häusern“. Schließlich sind an Planung, Bau, Einrichtung und dem Verkauf eine Vielzahl von Unternehmen, Handwerkern, Banken und anderen Fachkräften beteiligt.
Vor diesem Hintergrund bestätigt uns die Grafik, was wir sowieso schon wissen: Die US-Wirtschaft notiert noch weit unter dem Niveau von vor einigen Jahren.
Doch das kann man sowohl negativ, als auch positiv sehen. Einerseits steckt die USA noch tief in der Krise und ist damit sehr anfällig. Andererseits bedeutet es aber auch, dass die Aktienmärkte noch lange auf eine weitere Erholung der US-Wirtschaft traden können. Denken Sie immer daran: Rallys entstehen inmitten der tiefsten Wirtschaftskrisen, wenn die Anleger anfangen auf ein Ende der Krise wetten. Die Kurse steigen dann entlang einer Mauer der Krisen und Angst stabil weiter nach oben. Wenn die Krisen überwunden werden, gewinnen sie an Dynamik und sterben, wenn der wirtschaftliche Boom seinen Zenit erreicht.
Und das stimmt mit dem Gesamteindruck, den ich hier seit Wochen im Steffens Daily zu vermitteln versuche, überein: Im Moment ist eine Konsolidierung überfällig und wahrscheinlich stecken wir schon mittendrin. Aber auf längere Sicht besteht generell noch ein sehr großes Potential, dass der Markt weiter steigen wird. Sofern wir nun eine längere Konsolidierung sehen, könnte er sogar höchst explosiv steigen.
Gegenbewegung, wo bist du?
Gestern habe ich hier geschrieben, dass wir auf die Gegenbewegung achten – schauen wir uns dazu den kurzfristigen DAX an:
Wir können erkennen, dass der DAX (hier im 5-Min-Chart) nach einem kleinen Sell-Off auf die 9.070er Marke zwar zu einer Gegenbewegung ansetzte, diese aber bisher überhaupt keine Stärke zeigt. Das kann man insbesondere an den Fibonacci-Linien erkennen. Eine normale Gegenbewegung in einem Abwärtstrend (!) hätte zumindest bis an das 38,20er Linie reichen sollen. Aber selbst das gelang dem DAX bisher nicht. Ein zweiter Anlauf scheiterte sogar noch früher, weswegen wir jetzt in dieser kleinen Konsolidierung nach dem Einbruch eine Abwärtstrendlinie einzeichnen können.
Das sind alles weitere Hinweise von Schwäche. Theoretisch könnte der DAX aber dennoch bereits eine Art „Bodenformation“ ausbilden – die Wahrscheinlichkeit dafür liegt im Bereich von unter 30 %.
Und damit gilt nun Folgendes: Wenn die Tiefs (siehe rote Linien) nach unten gebrochen werden, dürfte erneut Abwärtsdynamik aufkommen. Steigt der DAX hingegen weiter, müssen wir abwarten, ob dann Anzeichen von Stärke erkennbar werden. Ein erstes positives Zeichen wäre ein Überwinden der 50-Prozent-Marke bei 9.247 Punkten. Bis dahin bleibt das kurzfristige (!) Bild weiterhin bearish.
Viele Grüße
Ihr Jochen Steffens