Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2070 (06:11 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2066 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103,75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125,22. EUR-CHF oszilliert bei 1,0765.
An den westlichen Finanzmärkten zeigte sich in den letzten 24 Handelsstunden eine Liquiditätspräferenz. So korrigierten Aktienmärkte. Edelmetalle wurde abverkauft. Bitcoin stand partiell unter erheblichem Druck. Der USD war gefragt.
Im Gegensatz zu den westlichen Märkten heben sich die chinesischen Aktienmärkte zu Wochenbeginn wohltuend positiv ab (aktuell Hang Seng Index +0,76%, CSI 300 +1,11%, Shanghai Composite Index +0,84%).
Hinsichtlich der heute veröffentlichten Daten ist die positive Abkoppelung der chinesischen Märkte nicht verwunderlich. Das BIP Chinas legte im Gesamtjahr 2020 im Jahresvergleich um 2,3% zu. Damit ist China die einzige große Wirtschaftsnation, die per 2020 mit Wachstum reüssieren kann. Für weitere Details verweisen wir auf den nachfolgenden Datenpotpourri.
Einen Katalysator für die westliche Liquiditätspräferenz liefert die Debatte um das Thema Verschärfung des Lockdowns, das uns in den kommenden Wochen weiter beschäftigen wird. Österreich hat verschärft. Auch Deutschland wird in der einen oder anderen Form eine Schippe drauflegen.
Die Verschärfungen des Lockdowns werden Europa stärker als die USA in Mitleidenschaft ziehen, da dort in der Bevölkerung die Akzeptanz bezüglich der Einschränkungen im Privat- und Wirtschaftsleben ungleich unausgeprägter ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich konstatieren, dass das 1. Quartal 2021 in den westlichen Ländern von diesen Lockdowns beschädigt sein wird. Im Hinblick auf die absehbaren Folgen einer stärkeren Verfügbarkeit von Impfstoffen im weiteren Jahresverlauf ist die Perspektive ab 2. Quartal 2021 als positiv zu klassifizieren. Die voraussichtliche Entspannung in der Corona-Lage impliziert neben den verfügten Konjunkturpaketen (zuletzt USA) und Aufholeffekten aus dem Jahr 2020 in der Tat eine profunde Erholung der globalen Ökonomie im Jahresverlauf.
Yellen will keinen schwachen USD
Die zukünftige US-Finanzministerin Janet Yellen betonte gemäß Wall Street Journal, dass sie keine USD-Abwertung anstrebe, um den USA Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Sie votiere dafür, dass der Wert des USD von den Märkten bestimmt werden sollte.
Damit redete sie faktisch den USD stark. Zu stark wird sie ihn nicht reden wollen. Er muss aus Eigeninteresse der USA stark genug sein, um den Anspruch auf den Leitwährungsstatus nicht zu gefährden. Der Verlust dieses Leitwährungsstatus wäre für die Finanzierungsfähigkeit der USA und damit für die Wirtschaft und die Gesamtgesellschaft mit erheblichen Risiken behaftet. Dessen ist man sich in Washington voll bewusst. Nur unter diesem Aspekt ist die Einlassung Yellens interpretierbar.
CDU: Gedanken zur Wahl Laschets
Die Wahl des Vorsitzenden der CDU hat eine tragende Bedeutung hinsichtlich der politischen Rolle der CDU für Deutschland und auch für Europa. Am Samstag setzte sich Armin Laschet gegen Friedrich Merz durch.
Die CDU-Basis bewegt sich mit dieser Entscheidung aus meiner Sichtweise grundsätzlich weiter auf dem von Kanzlerin Merkel eingeschlagenem Kurs. Situative Politikgestaltung und stärker verwaltende, denn gestaltende Ausrichtung steht damit voraussichtlich auf der Agenda.
Wir bewegen uns in Zeiten größter Umbrüche seit Beginn der 50er Jahre. Da bedarf es stark gestaltender und mutiger politischer Kräfte, um eigene Interessen zu verteidigen und auszubauen (z.B. außenpolitische Emanzipation), um Strukturen zu schaffen (u.a. Europa, Verteidigung, Bildung, aktive Industriepolitik), die den Ansprüchen der Zukunft gerecht werden.
Das erfordert proaktive Politik, die der französische Präsident Macron (z.B. Europa) lebt. Politik, die maßgeblich nur reagiert, die in den kleinen politischen Themen laut ist, aber in den großen Themen leise, wird nicht helfen. Wir wünschen Herrn Laschet viel Erfolg.
Deutschland wünschen wir eine angemessene Infrastruktur und massive Bildungsoffensive. Wir wünschen Deutschland ein konkurrenzfähiges Steuersystem und konkurrenzfähige Energiepreise im internationalen Vergleich (nicht gegeben), um Beschäftigung und Zukunft des Standorts zu gewährleisten. Wir wünschen Kontinentaleuropa mehr Einigkeit und Eigenständigkeit im Sinne von Souveränität.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Solide Daten
Die Handelsbilanz der Eurozone wies per November einen Überschuss in Höhe von 25,1 nach zuvor 25,2 Mrd. EUR (revidiert von 25,9 Mrd. EUR) in der saisonal bereinigten Fassung aus. Die Devisenreserven stellten sich in der Eurozone per Dezember auf 878,92 nach zuvor 859,43 Mrd. EUR.
China: Chinas BIP wuchs 2020 um 2,3%
Das BIP legte per 4. Quartal um 2,6% nach zuvor 2,7% im Quartalsvergleich zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 6,5% (Prognose 6,1%) nach zuvor 4,9%. Im Gesamtjahr 2020 stellte sich eine Zunahme des BIP um 2,3% nach zuvor 0,7% ein. Die Industrieproduktion legte per Dezember im Jahresvergleich um 7,3% (Prognose 6,9%) nach zuvor 7,0% zu. Im Gesamtjahr 2020 ergab sich ein Anstieg um 2,8% nach zuvor 2,3%.
Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Berichtsmonat Dezember im Jahresvergleich um 4,6% (Prognose 5,5%) nach zuvor 5,0% zu. Im Gesamtjahr 2020 kam es zu einem Rückgang um 4,78% nach zuvor -5,75%. Die urbane Investitionstätigkeit legte im Gesamtjahr 2020 im Jahresvergleich um 2,9% (Prognose 3,2%) nach zuvor 2,6% zu. Die Arbeitslosenrate verharrte per Berichtsmonat Dezember unverändert bei 5,2%.
USA: Schwacher Konsum, starke Produktion
Der New York Fed Manufacturing Index sank per Januar von zuvor 4,90 auf 3,50 Punkte (Prognose 6,00). Die Erzeugerpreise legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,1% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,8% (Prognose 0,8%) nach zuvor 0,8%.
Die Einzelhandelsumsätze sanken im Monatsvergleich unerwartet per Dezember um 0,7% (Prognose 0,0%) nach zuvor -1,4% (revidiert von -1,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,90% nach zuvor 3,68% (revidiert von 4,10%). Die Industrieproduktion legte per Dezember im Monatsvergleich um 1,6% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,5% (revidiert von 0,4%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 3,60% nach zuvor -5,41% (revidiert von -5,50%).
Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 74,5% (Prognose 73,6%) nach zuvor 73,4% (revidiert von 73,3%). Lagerbestände stiegen per November im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,8% (revidiert von 0,7%). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan sank laut vorläufiger Berechnung per Januar von zuvor 80,7 auf 79,2 Punkte (Prognose 80,0).
Japan: Überwiegend negative Daten
Der Reuters Tankan Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Januar auf -1 nach zuvor -9 Punkten. Der Index für den Dienstleistungssektor sank von -4 auf -11 Zähler. Die Industrieproduktion fiel per November im Monatsvergleich um 0,5% nach zuvor 0,0% (Jahresvergleich -3,1% nach zuvor -2,6%). Die Kapazitätsauslastung ging im Monatsvergleich um 2,9% nach zuvor +6,0% zurück.
Russland: Erfrischend aktiv
Die Handelsbilanz reüssierte per November mit einem Überschuss in Höhe von 7,08 nach zuvor 6,44 Mrd. USD.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2020 - 1.2050 negiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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