Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,3557 (07.27 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,3513 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101,97. In der Folge notiert EUR/JPY bei 138,25. EUR/CHF oszilliert bei 1,2178.
Die Signale, die die Märkte erhalten, sind divergent. Wie lässt sich dieses Rätsel lösen?
Die Weltbank übt sich in einer sportliche negativen Anpassung der globalen Wachstumsprognose. Der Internationale Währungsfond zeigt sich skeptisch ob der weiteren Konjunkturlage in den Schwellenländern.
Gleichzeitg zeigen die Frühindikatoren Chinas unerwartet nach oben. Die Bank of England sieht keine Konjunkturschwäche im zweiten Halbjahr und erwägt vorzeitige Zinserhöhungen. Die Bank of Japan spricht von einer verbesserten Lage der Weltwirtschaft und das von uns sehr geschätzte Institut für Weltwirtschaft in Kiel thematisiert Hochkonjunktur in Deutschland. Mehr noch ist die Wachstumsschwäche in den USA (Quantität gut, Qualität schwach) überwunden.
Wenn die Wirtschaft in den USA, dem UK und Deutschland als auch der Eurozone stärker zulegt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Rohstoffländer, die Werkbank der Welt China als auch die Dienstleistungsbank der Welt Indien davon nicht profitieren sollten, äußerst gering.
Wir sind bezüglich der Anwendung des gesunden Menschenverstands nicht unerheblich irritiert, was sowhl die Weltbank als auch den IWF bei den aktuellen Einschätzungen umtreibt.
Wir haben in den letzten Monaten immer wieder darauf verwiesen, dass durch die politischen Risiken in den Jahren 2012/13 Untersättigungseffekte im globalen Lager- und vor allen Dingen im Investitionsgüterzyklus gegeben sind, die abzuarbeiten sind und den natürlichen Wachstumspfad per 2014/15 verstärken (Analogie zu 2008/09 versus 2010/11).
Wir freuen uns sehr, dass das IfW jetzt unsere konservative Wachstumsprognose aus 11/2013 für Deutschland per 2014 bei 2% teilt (optimistische bis zu 2,5%).
Des Rätsels Lösung:
Wir sehen vor diesem dargestellten Hintergrund unter der Maßgabe rationaler internationaler Politik weiter positives Überraschungspotential seitens der globalen Konjunkturlage.
Dank der Strukturreformen der europäischen Reformländer werden sich insbesondere von der Eurozone weitere unerwartete positive Entwicklungen ergeben. Die Konjunktursorgen bezüglich der Schwellenländer werden im zweiten Halbjahr kein tragendes Thema sein.
Portugals frühzeitiger Ausstieg aus dem Abschirmungsmechanismus ist ein weiterer Beleg dafür, dass europäische Solidarität sich lohnt.
Auch diese Position von uns wurde von Seiten mancher Ökonomen nicht geteilt. Der massive Gewinn in Höhe von weit mehr als 80 Mrd. Euro auf die Position der Staatsanleihen, die durch die EZB bis 2011 erworben wurden, ist die Ernte der Solidarität, die zu 27% in Deutschland ankommt. Welche Kosten wären wohl entstanden, wenn man „anderen Kräften“ gefolgt wäre?
Aus Gründen der Höflichkeit und Diplomatie verweigern wir hier einen Kommentar zu den Äußerungen des britischen Premiers Cameron.
Die Industrieproduktion der Eurozone schoss unerwartet per April nach oben.
Es kam zu einem unerwarteten Anstieg im Monatsvergleich um +0,8%. Die Prognose lag bei +0,4%. Die leichte Revision des Vormonatswerts von -0,3% auf -0,4% ändert an dem Gesamtbild nichts. Das wurde insbesondere bezüglich des Jahresvergleichs deutlich. Per April lag die Zunahme bei +1,6% gegenüber einer Prognose bei +0,9% und mehr noch wurde der Vormonat von -0,1% auf +0,2% angepasst.
Die US-Daten lieferten ein weitgehend positives Bild.
Die US-Arbeitslosenerstanträge verzeichneten in der Berichtswoche des 7. Juni einen Anstieg von zuvor 313.000 auf 317.000. Das Niveau, auf dem die Anträge oszillieren, ist historisch gesehen niedrig und nicht in Ansätzen prekär.
Die US-Einzelhandelsumsätze legten im Monatsvergleich um +0,3% (Prognose +0,6%) nach zuvor +0,5% (revidiert von +0,1%) zu. Aggregiert gab es damit einen positiven Überraschungswert von +0,1% im Zweimonatszeitraum.
Im Jahresvergleich legten die Umsätze um 4,3% nach zuvor 4,6% (ohne Preisbereinigung) zu.
US-Lagerbestände nahmen per April um 0,62% zu (Prognose 0,4%). Der Absatz verzeichnete einen Anstieg um 0,7%. Das Verhältnis zwischen Lager zu Absatz stellte sich auf 1,29 Monatsumsätze (Vormonat revidiert von 1,30 auf 1,29).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.
Viel Erfolg!