So schnell kann es manchmal an der Börse gehen - innerhalb nur eines Handelstages durchschoss der DAX den jüngst mehrfach getesteten Widerstandsbereich, der sich aus einer Reihe von Zwischenhochs von rund 13.450 bis rund 13.460 Punkten ergab. Auch die seit dem Februar gerissene Kurslücke wurde bei 13.550,50 Punkten geschlossen. Zur Oberseite stünde nun nur noch das Rekordhoch von 13.795,24 Punkten zur Disposition. Die Einkaufsmanagerindizes für die größten Volkswirtschaften der Eurozone und vor allem für Deutschland konnten jüngst überzeugen - die deutschen Werte wirkten sehr stark. Ausgerechnet das leidige Brexit-Thema und die bis dato immer noch nicht abgeschlossenen Verhandlungen zwischen Brüssel und London trugen in den letzten Monaten zusätzlich zu einer erhöhten Nachfrage aus Großbritannien bei, denn die Briten packten zur Vorsicht sukzessive ihre Lager voll, bevor es im Falle eines „harten Brexit“ nicht nur zu Lieferschwierigkeiten und Zollabfertigungsproblemen, sondern vor allem zu enorm höheren Zöllen kommen könnte. Dieser Vorzieheffekt würde also obendrein für starke deutsche Leistungsdaten im Verarbeitenden Gewerbe in den letzten Wochen sprechen.
Viele Dienstleister könnten die Krise nicht überleben - Industrie zeigt sich aber sehr robust
Die Corona-Krise hat viele Verlierer, vor allem kleinere Unternehmen, Solo-Selbständige und auch Dienstleister und weitere Berufsgruppen, die sich nicht so schnell auf die neue Arbeitswelt und neuen Corona-Beschränkungen einstellen und umstellen konnten oder aufgrund ihrer jeweiligen Ausrichtung ihres Dienstleistungsangebots gar keine Chance haben auch im Rahmen der Corona-Beschränkungen oder des jüngsten „Lockdowns“ überhaupt nur ansatzweise ihr Geschäft zu betreiben. Ausgerechnet viele Großkonzerne und darunter besonders die Industrie konnten sich bis dato in den letzten Monaten von der Talsohle des Frühjahrs 2020 deutlich lösen. Die Einkaufsmanagerindizes von IHS Markit für den Monat Dezember geben eindrucksvoll Auskunft darüber, wie es um die jeweiligen Sektoren der deutschen Wirtschaft bestellt ist und welcher Bereich eindeutig mehr unter der Krise und den Corona-Beschränkungen leidet. So konnte sich der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich mit 47,7 Punkten zwar nicht über die Expansionsschwelle von 50,0 Punkten hieven, doch immerhin waren 47,7 Punkte im Dezember besser, als 46,0 im Vormonat November. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe (Industrie) im Dezember hingegen wurde mit 58,6 Punkten nochmals höher veröffentlicht - im November lag der Wert bei 57,8 Punkten. Besonders beeindruckend dabei ist der Fakt, dass es sich mit 58,6 Punkten den Angaben von IHS Markit zufolge um ein 34-Monatshoch handelt. Das sollte man sich nochmals auf der Zunge zergehen lassen, denn dies sind die besten Werte seit fast drei Jahren und dies in den derzeitigen Pandemiezeiten. Während also die „Lockdown“-Beschränkungen vom November in erster Linie den Dienstleistungssektor in seiner Breite härter trafen, sind anhand der Einkaufsmanagerdaten aus der Industrie nicht unbedingt negative Auswirkung ersichtlich. Der Auftragseingang der Industrie stieg zudem im Dezember nochmals stärker als schon im November an. Zu einem erheblichen Anteil hat Deutschlands Industrie dies der chinesischen Nachfrage zu verdanken - IHS Markit sprach in diesem Zusammenhang von einer neuen Rekordrate bei den deutschen Auftragsbeständen. (Man muss aber auch auf den Zeitraum der Datenerhebung achten, denn die Einkaufsmanager wurden zwischen dem 04. Dezember und dem 15. Dezember befragt und somit vor den noch drastischeren Maßnahmen, die zum 16. Dezember in Kraft traten).
Der DAX preist bereits zum Jahresende die prognostizierte Wende für 2021 ein
Wirtschaftsinstitute und Researchhäuser senken derzeit wieder ihre BIP-Prognosen für 2020, da die „Lockdown“-Maßnahmen seit November und explizit die verschärften „Lockdown“-Beschränkungen ab Mitte Dezember die deutsche Wirtschaft Punkte kosten dürfte. An der Börse wird jedoch die Zukunft gehandelt und dies oft mit einem Vorlauf von drei bis etwa sechs Monaten. Blickt man auf die Prognosen für 2021, so könnte an der jüngsten Rallye also mehr als nur Luft dahinter sein. Während das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) die BIP-Prognose für 2020 von einem Minus von 4,7 Prozent auf nunmehr ein Minus von 5,4 Prozent nach unten revidiert hat, schraubte man die Prognose für 2021 von einem Plus von 4,5 Prozent auf 4,9 Prozent nach oben und auch für 2020 hob man die BIP-Schätzung von 2,3 Prozent auf 2,8 Prozent an. Demnach könnten tatsächlich wieder bessere Zeiten auf Deutschlands Wirtschaft zukommen und dies wird nun bereits im alten Jahr schrittweise vorweggenommen und zum Beispiel im DAX „eingepreist“. Der IWF sieht für Deutschland in 2021 ein Wachstum von 4,2 Prozent, dies sieht auch das Münchener ifo-Institut mit einer BIP-Schätzung von 4,2 Prozent für 2021 exakt so. Die OECD billigt Deutschland in 2021 „nur“ 2,8 Prozent Plus, aber in 2022 3,3 Prozent Wachstum zu. Ähnliche Zahlen finden sich quer durch alle Bank-Researchs und Researchs von Wirtschaftsforschungsinstituten.
Wie sieht es charttechnisch für den deutschen Leitindex aus?
Richten wir hier unseren Blick auf das langfristige DAX-Bild. Der Xetra-DAX erreichte am 17. Februar 2020 einen Rekordwert von 13.795,24 Punkten. Danach fiel er im Zuge der Corona-Krise massiv zurück und bildete am 16. März 2020 ein Tief bei 8.255,65 Punkten aus. Der Xetra-DAX fiel somit in rund einem Monat exakt 5.539,59 Punkte. Der Index benötigte bis dato rund neun Monate, um wieder ansatzweise diesen Indexstand erreichen zu können und die Crashbewegung letztlich zu neutralisieren (das Tageshoch des DAX lag zum Zeitpunkt dieser Analyse bei 13.725,84 Punkten nur noch wenig vom Rekordhoch entfernt). Wer nun Kursziele zur Ober- und Unterseite ableiten möchte, der könnte sich unter anderem einer Fibonacci-Analyse bedienen. Hier wird am Rekordhoch des 17. Februar 2020 von 13.795,24 Punkten (100,00 Prozent) angelegt und das Fibo-Retracement-Tool bis auf das Tief vom 16. März 2020 bei 8.255,65 Punkten gezogen. Demnach wären Unterstützungszonen und damit auch Kursziele für die Bären bei 12.609,77 Punkten, 11.679,12 Punkten und 11.025,45 Punkten zu ermitteln. Die Widerstände und Kursziele für die Bullen könnten bei den Projektionen zur Oberseite von 15.302,01 Punkten bis hin zur Projektion von 161,8 Prozent bei 17.218,71 Punkten reichen. Letztere beiden Marken wären jedoch vorerst nicht als besonders realistisch einzustufen. Aufgrund des jüngeren Kursverlaufs vom letzten Zwischenhoch des 03. September bei 13.460,46 Punkten bis zum Zwischentief des 30. Oktober 2020 bei 11.450,08 Punkten wären jedoch noch Widerstände bei 14.007,28 und 14.292,76 Punkten als zusätzliche Kursziel der Bullen in Betracht zu ziehen.
Window-Dressing-Effekte zum Quartalsende dürften den DAX wohl kaum bewegen
Den Begriff „Window-Dressing“ kann man wohl im Schnelldurchgang als erlaubte Bilanzkosmetik bezeichnen. „Window Dressing“ ist eine Strategie, die hauptsächlich von Fonds- und weiteren Portfoliomanagern nahe des jeweiligen Quartals-, Halbjahres- und Jahresendes genutzt wird, um die Performance ihrer Fonds und Portfolios nach außen hin „aufzuhübschen“. Nach dieser Aktion präsentiert man die Quartals-, Halbjahres- und Jahresberichte den Investoren, Kunden und etwaig ja auch Neuinteressenten. Man betrachtet sich aus der Sicht der Investmentmanager alle Aktien, die man im Portfolio hat, achtet auf die Performance der einzelnen Sektoren und kehrt die Aktien oder gar den gesamten Sektor mit einer schlechten Performance aus dem Portfolio. Umgekehrt kauft man oft sogar Aktien und Sektoren, die gut gelaufen sind hinzu, um insgesamt bei den Fondsanlegern den Eindruck zu erwecken es drauf zu haben und auf die Performer gesetzt zu haben. Es ist ein wenig wie das Aschenputtel-Prinzip, denn die Guten bleiben im Töpfchen (im Fonds/Portfolio), die Schlechten ins Kröpfchen bzw. werden rausgeworfen oder besser abverkauft. Den Gesamtmarkt oder in diesem Fall den DAX wird die „Window-Dressing“-Strategie zum Jahresende hin nicht sonderlich beeinflussen, doch wer hier Einzelwerte pickt, der kann zumindest beobachten, das Quartals-Underperformer in den beiden letzten Wochen des Jahres nicht unbedingt glänzen und Kursraketen hingegen weiterhin Performance aufweisen. Der DAX-Neuling Delivery Hero (DE:DHER) wäre hier ein Beispiel. Das gesamte Jahr war die Performance überragend, zum Jahresende hin wurde der Wert nach einer kurzen Korrekturbewegung beherzt wieder nach oben gekauft.
Weihnachtsrallye oder Jahresendrallye, enorme Aufholjagd auch dank Hexensabbat
Was immer in den nächsten Tagen dazu gesagt und geschrieben wird oder schon geschrieben wurde mag ja richtig sein, doch der DAX zum Beispiel hat auf Jahressicht betrachtet noch nicht unbedingt einen Pokal verdient. Seit Jahresanfang liegt das Plus mit dem Stand des Xetra-Schlusskurses vom Mittwoch, den 16. Dezember 2020 gerade einmal bei 3,34 Prozent. Der Performance-Turbo im Depot war für Anleger und Trader oft nur zu holen, indem diese inmitten der Krise im Frühjahr 2020 beherzt und mutig zugriffen. Vergleicht man die Leistung des DAX mit den führenden US-Indizes Dow Jones, NASDAQ100 und S&P500, so wirkt der deutsche Leitindex indes noch etwas blass. Der Dow Jones konnte bis dato in 2020 um 5,66 Prozent zulegen, der NASDAQ100 gar um gewaltige 45,06 Prozent und der marktbreite S&P500 mit immerhin 14,56 Prozent. In jedem Fall wurde der DAX von den US-Indizes zumindest um beinahe das doppelte oder eben vielfache „outperformed“. Im Vergleich zum NASDAQ100 wirkte in 2020 so mancher Index allerdings wie eine Krücke.
DAX-Potenzial auch nach bereits gutem Lauf dennoch vorhanden
Das Corona-Jahr 2020 ist in vielen Fällen ein Ausnahmejahr. Es gab viele Konjunkturpakete, Stimulus-Maßnahmen, Fiskalpakete in vielen Industriestaaten in Asien, Europa und den USA und auch die Zentralbanken schoben die Märkte weiter an. Kann sich dies beliebig so fortsetzten? Wohl kaum, doch man sollte dem DAX schon zugestehen, dass er im Vergleich zu seinen wichtigsten internationalen Counterparts noch weiteres Aufholpotenzial hat und dies bewies er ja gerade insbesondere in der Vorweihnachtswoche. Die US-Indizes haben in den letzten Monaten ein Rekordhoch nach dem nächsten erreicht, es wäre demnach durchaus drin, dass der DAX zumindest noch sein Rekordhoch knackt und technisch nach oben überschießt. In diesem Fall könnte tatsächlich die Marke von 14.000 Punkten noch gekratzt werden. Viel fehlt dazu ja ohnehin nicht. Davon abgesehen ist es ja auch durchaus möglich, dass der DAX wie im alten Jahr den guten Lauf noch bis in den Februar mitnimmt. Das würde sich auch mit der „Prä-Corona-Zeit“ vom Dezember 2019 bis zum Februar 2020 größtenteils decken.
Effekte des Hexensabbat beachten – auch der große Verfallstag sog den DAX gen Norden
Ein weiterer Turbo-Effekt in den letzten Wochen des Jahres und ganz besonders in der Vorweihnachtswoche ist der „Hexensabbat“. Dieser Begriff umschreibt den großen Verfallstag an der Terminbörse „Eurex“, auch als drei- bzw. sogar eher als vierfacher Verfallstag zu bezeichnen. An diesem vierfachen Verfallstag „verfallen“ die Optionen und Futures unter anderem auf den DAX, sowie die Optionen und Futures auf Einzelaktien (auch SSFs bzw. Single Stock Futures genannt). Insgesamt gibt es zwölf Verfallstage an der Eurex, jeweils am dritten Freitag eines Monats. Die großen Verfallstage am dritten Freitag eines Monats gibt es jeweils einmal im Quartal, nämlich im März, Juni, September und eben wie jetzt im Dezember. Rund um diese Terminmarktereignisse ziehen die Marktvolumina und auch die Volatilität auffällig an. Investoren und ganz besonders Trader können diese Marktphasen auch dazu nutzen, günstig und vor allem oft neu in Positionen einzusteigen oder vice versa auszusteigen.
Fazit
Die Impfstoffnews der letzten Wochen, insbesondere der Erfolg von „BioNTech/Pfizer“ mit der Notfallzulassung in den USA, aber auch in weiteren Ländern, trugen zu einer Rallye an den globalen Aktienmärkten bei. Nun stellte sich in den letzten Tagen sogar heraus, dass die Impfstoffversorgung und die Durchimpfung der jeweiligen Bevölkerungen in den Industriestaaten möglicherweise noch schneller ablaufen könnte, als man dies zuvor annahm. Demnach könnten also in den nächsten Wochen vermehrt BIP-Prognosen für das Jahr 2021 zu revidieren sein. Gut möglich, dass auch das globale BIP-Wachstum im Jahr 2021 die Marke von 5 Prozent doch noch überschreiten könnte. Die Experten von Oxford Economics beispielsweise revidierten bereits ihre Prognose nach oben und sehen ein weltweites BIP-Wachstum von 5,2 Prozent im Vergleich zu den vorher ausgewiesenen 4,9 Prozent.
Eine Weihnachtsrallye ist derzeit im vollen Gang, denn unübersehbar ging es besonders in der Woche vor Weihnachten mächtig und schnell aufwärts. Die jetzige Weihnachtsrallye knüpfte nach einer Seitwärtsphase demnach direkt an die Impfstoffrallye an. Eine Weihnachtsrallye, die in einer Jahresendrallye mündet, könnte zwar noch nicht vollends als „passé“ zu deklarieren sein, doch diese Rallye könnte sich bereits auch aufgrund des Hexensabbats an der Terminbörse Eurex in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befinden. Zwar hat der DAX noch Potenzial – auch technisch bedingt – nicht nur das Rekordhoch, sondern auch die Marke von 14.000 Punkten zu kratzen, es könnte aber nach dem guten Lauf dennoch nicht schaden auch einmal Gewinne mitzunehmen oder gar bestehende Positionen abzusichern. Dies kann im Übrigen auch mit CFDs vollzogen werden, indem man beispielsweise Shortpositionen auf den DAX oder eben auch auf Einzeltitel eingeht, die man auch im Langfristdepot hält, aber aus vielfältigen Gründen nicht veräußern will.
Bei Admiral Markets können neben CFDs auf die gängigsten Indizes wie den „DAX“ beispielsweise auch CFDs auf die Einzelaktien des „DAX“ von A wie Adidas (DE:ADSGN) bis V wie Vonovia (DE:VNAn) oder vieler weiterer Indizes sowohl auf der Long-Seite, als auch auf der Short-Seite gehandelt werden. Ob „Dow Jones“, „NASDAQ100“ oder auch „S&P500“, ob „EuroStoxx50“ oder auch „FTSE100“, Anleger und Trader können aus Dutzenden Indizes wählen und zudem in den weiteren Assetklassen, wie „Anleihen“, „Devisen“ und „Rohstoffe“, sowie „Kryptowährungen fündig werden.
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