Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1225 (08.06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1204 im amerikanischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.97. In der Folge notiert EUR/JPY bei 115.58. EUR/CHF oszilliert bei 1.0965.
Die Spekulationen der letzten Tage um einen Zinsschritt in den USA haben Traktion gewonnen, obwohl die letzten Redner der Notenbank vor der Nachrichtensperre im Vorlauf zur nächsten Sitzung versuchten, wieder die Erwartungen einzudämpfen.
Dies hatte zur Folge, dass sich die Wertpapiermärkte uneinheitlich bewegten. Während Anleihekurse moderat nachgaben, konnten Aktien nur Verluste ausweisen. Durch den Fall unter 10.400 Punkte ist auch die Börsenampel vorerst auf „gelb“ gesprungen was eine abwartende Haltung mit sich bringt. In den nächsten Tagen besteht weiteres Rückschlagspotenzial für die Risikoanlagen.
Auch die Meldung der Internationalen Energiebehörde IEA sorgte für Aufregung. Nach der Meldung zu urteilen, hat sich das politische Umfeld in den vergangenen Wochen deutlich geändert. Statt einem sinkenden Angebot geht die Agentur noch mindestens für 2017 von einem stabilen Überangebot im Erdölsektor aus. Die Rohstoffnotierungen reagierten mit Kursverlusten, eine Trendumkehr ist allerdings nicht wahrscheinlich. Einem stetig steigenden Ressourcenverbrauch stehen abnehmende Investitionen in die größten Fördergebiete gegenüber, während kleine Förderstellen aufgrund ihrer hohen Förderkosten immer mehr vom Markt verschwinden. Ölnotierungen sollten perspektivisch mit der globalen wirtschaftlichen Erholung im Einklang laufen und so ist kurz- und mittelfristig von weiter moderat steigenden Preisen auszugehen.
Dass die angesprochene wirtschaftliche Erholung nicht überall wie gewünscht verläuft zeigt Japan. Auch groß angelegte neue Politikansätze wie „Abenocmis“ sind quasi trotz massiven Aufwands verpufft. Nun soll es eine neue Runde Minuszinsen geben? Wie lange leben Patienten eigentlich trotz massiver Übermedikation?
In der EZB regt sich dagegen etwas öffentlicher Widerstand gegen weitere Zinssenkungsrunden. EZB-Direktorin Lautenschläger sagte sinngemäß, dass sie weitere Zinssenkungen über das aktuelle Maß hinaus kritisch sieht. Man solle erst die Wirkungen aus dem Wertpapier Kaufprogramm abwarten. Damit liegt sie „in line“ mit den Aussagen der letzten Ratssitzung, wo die EZB keine Änderungen entgegen der öffentlichen Erwartungen verkündet hatte. Es ist ökonomisch allerdings auch kein Geheimnis, dass die negativen Effekte aus einem weiteren Absenken der Zinsen keinen Impuls auf die Volkswirtschaften hätten…wir freuen uns aber, dass in der öffentlichen Wahrnehmung inzwischen wieder von einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung gesprochen wird, die potenziell etwas Druck von der Geldpolitik nimmt.
Diese positive Entwicklung zeigt u.a. die Beschäftigungsveränderung in der Euro-Zone. Im Vergleich zu dem Vorjahresquartal lag der Zuwachs bei 1,4 Prozent. So hoch wie aktuell war das Beschäftigungsniveau seit Ausbruch der Krise 2008 nicht. Dies entspricht einer Anzahl von über 153 Mio. Personen, die einem Job nachgingen.
Die Stimmungslage in Deutschlands Finanzsektor war schon einmal besser…der ZEW-Sentiment Index verharrte bei 0,5 Punkten und damit auf demselben niedrigen Niveau wie im Vormonat, wenn auch der Brexitschock wieder relativiert wird.
Der ZEW-Lageindex sank von 57,6 Zählern auf 55,1 Punkte und dokumentiert eine immer noch solide Einschätzung.
Die US-Daten machen für eine baldige Zinserhöhung wenig Mut. Wenn es zu einem Zinsschritt kommen sollte, dann aus politischen Erwägungen, aber nicht aus wirtschaftlicher Notwendigkeit!
Das wöchentlich veröffentlichte Redbook (aus dem Sektor Einzelhandel) zeigt eine fortgesetzte Schwächeentwicklung. Im Berichtsmonat liegt die Wachstumsrate nur noch bei 0,4% nach zuvor 0,8 Prozent im Jahresvergleich.
Das US-Federal Budget (Teilmenge des öffentlichen Gesamthaushalts) fiel gewohnt defizitär aus. Als Randnotiz ist dabei aufzunehmen, dass der Augustwert mit -107,1 Mrd. US-Dollar leicht unter dem Vormonat mit 112,8 Mrd. US-Dollar lag. In diesem Jahr wird das Defizit erneut höher ausfallen als im letzten Fiskaljahr. Die Ausgabenseite ist wieder deutlich angestiegen, alleine die Rüstungsausgaben lagen mehr als 20% über dem Vorjahreswert.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 – 1.0970 dreht den Bias.
Viel Erfolg!
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