Als das Dezember-Treffen von OPEC und OPEC+ in Wien seinen Lauf nimmt, könnte es zu diesen drei möglichen Ergebnisse kommen:
1. Tiefere Produktionseinschnitte
Noch vor seiner Ankunft in Wien schlug der irakische Ölminister vor, dass die OPEC eine Vertiefung der Produktionssenkungen um weitere 400.000 bpd erwägen sollte. Die Argumentation des Iraks: Angesichts der prognostizierten Nachfrageschwäche im ersten Halbjahr 2020 reicht die derzeitige Beschränkung um 1,2 Mio. bpd nicht mehr aus.
Da es jedoch einige wichtige OPEC-Mitglieder sich noch nicht einmal an ihre bestehenden Quoten halten - der Irak zählt zu diesen und ist für seine Überproduktion berüchtigt - dürfte es schwierig werden, Unterstützung für die Verschärfung der Kürzungen zu bekommen. Niemand rechnet ernsthaft damit, dass der Irak tiefere Beschränkungen einzuhalten gedenkt und obwohl dies unausgesprochen ist, war klar, dass Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate wahrscheinlich die Hauptlast der zusätzlichen Kürzungen schultern müssten.
Der irakische Ölminister schien das zuzugeben, als er sich später von seiner anfänglichen Unterstützung für tiefere Produktionssenkungen distanzierte, nachdem er die Ölminister Kuwaits und der VAE am Mittwoch in Wien getroffen hatte.
Tatsächlich ist es unwahrscheinlich, dass die Ölpreise durch dieses Gerede viel Unterstützung erhalten, da der größte Teil der Preiserhöhung am Mittwoch auf positive Meldungen von den Handelsgesprächen zwischen den USA und China zurückzuführen war. Es gibt jedoch weiterhin Analysten, die glauben, dass die OPEC tiefere Produktionskürzungen vornehmen muss, um das potenzielle Überangebot in der ersten Hälfte des Jahres 2020 in Schach zu halten.
2. Erhalt des Status Quo
Dies ist das wahrscheinlichste Szenario, da es innerhalb der OPEC und der OPEC+ bereits nahezu einen Konsens gibt, den Status quo beizubehalten. Tatsächlich weist die OPEC insgesamt eine Unterproduktion auf, da Saudi-Arabien seine Förderung über die Vereinbarungen hinaus abgesenkt hat und die USA die Ölindustrie im Iran und in Venezuela mit Sanktionen belegte und einige kleinere Produzenten natürliche Rückgänge zu verzeichnen hatten.
Unter der Annahme, dass eine Verlängerung der bestehenden Quoten das Ergebnis dieses Treffens ist, wird die heikelste Frage für die Minister der OPEC und der OPEC+ die sein, für wie lange - drei Monate, sechs Monate, neun Monate oder ein ganzes Jahr.
Auf der Sitzung im Juni letzten Jahres hatten die Ölstaaten den gleichen Vertrag für neun Monate verlängert anstatt der üblichen sechs. Der jüngste Vorschlag für eine Verlängerung um ein Jahr kam vom irakischen Ölminister und erhielt Unterstützung von Venezuela, das aufgrund der US-Sanktionen für seine Ölexporte technisch von dem Abkommen ausgenommen ist. Die OPEC könnte sich auf Verlängerung um ein Jahr einigen, mit einer Überprüfung der Ölmarktbedingungen zum Ende des ersten Halbjahres 2020 und einer Option zur Überarbeitung der Produktion, falls die Versorgung knapper wird.
Die OPEC+ ist jedoch ein wichtiger Faktor in dieser Angelegenheit und Russland hat seinen bevorzugten Zeitrahmen bislang nicht eingebracht. Es besteht kein Zweifel, dass die Sichtweise des russischen Ölministers Alexander Novak von Bedeutung sein wird und im Falle einer Meinungsverschiedenheit innerhalb der OPEC sogar die das Zünglein an der Waage sein könnte.
Eine Verlängerung um drei oder neun Monate mag mehr Sinn ergeben, da diese Optionen die Produktionsabkommen mit den halbjährlichen Gipfeln der OPEC wieder synchronisieren würden.
3. Schummeln beenden, Einhaltung verbessern
Saudi-Arabiens neuer Ölminister Abdulaziz bin Salman nimmt an seinem ersten OPEC-Treffen als Leiter des saudischen Ölministeriums teil. Obwohl er Reportern bei seiner Ankunft in Wien nichts Besonderes sagte, hat er signalisiert, dass Saudi-Arabien die Schummeleien durch andere Kartellmitglieder satthabe - ein normales Prozedere in der OPEC seit 1973, als die OPEC erstmals Einfluss auf den Ölmarkt hatte.
Bei der ersten Vereinbarung zur Produktionskürzung von OPEC und OPEC+ setzte die Gruppe den gemeinsamen ministerialen Überwachungsausschuss (Joint Ministerial Monitoring Committee, JMMC) ein, um die Produktionsraten der teilnehmenden Länder im Auge zu behalten. Verschiedene Länder, wie der Irak, Nigeria und Russland, wurden wegen Überproduktion öffentlich gemaßregelt. Die OPEC hat auch mehrere Quellen von Drittanbietern hinzugezogen, um die Produktion und Einhaltung des Abkommens durch die Mitgliedsstaaten zu überwachen. Diese Organisationen haben monatliche Berichte herausgegeben, in denen angegeben ist, welche Länder überproduziert oder unterproduziert haben oder welche Ziele genau erreicht wurden. Nichts davon scheint für die gewohnheitsmäßigen Betrüger einen Unterschied gemacht zu haben.
Jetzt aber hat das Wall Street Journal berichtet, dass Saudi-Arabien die beste Waffe einsetzt, die es braucht, um OPEC-Kollegen zur Einhaltung zu drängen: Es droht, den Markt mit Öl zu überschwemmen. Wie in der Kolumne der vergangenen Woche diskutiert, könnte Saudi-Arabien weitere 510.000 bpd auf den Markt bringen, ohne die eigene OPEC-Quote von 10,3 Millionen bpd zu überschreiten. Ein deutlicher Anstieg um eine derartige Menge Öl könnte die Preise in den Keller schicken. Dies würde natürlich anderen Herstellern mehr schaden als Saudi-Arabien, da Aramco Öl zu deutlich geringeren Kosten produziert als jedes andere Unternehmen.
Während einige glauben, dass Saudi-Arabien diese Chance nicht nutzen wird, weil das Königreich die Ölpreise hoch halten möchte, um den bevorstehenden Börsengang von Aramco (SE:ARAM) zu unterstützen, gibt eine Börsennotierung von Aramco den Saudis allerdings Anreize, mehr Öl zu fördern, um den Umsatz zu erhöhen. Daher sollte der Markt die Drohung Saudi-Arabiens ernst nehmen, die Ölhähne aufzudrehen. Aramco ist nicht nur in der Lage, viel mehr zu produzieren es derzeit tut, es wäre auch keine schlechte Strategie für das Unternehmen. Ein mögliches Szenario, das sich aus diesem OPEC-Treffen ergeben könnte, ist eine kürzere Verlängerung, die von Saudi-Arabien befürwortet wird, verbunden mit der Drohung, dass das Königreich die den Markt mit Öl fluten wird, sollten die Schummeleien nicht aufhören.
Fazit
Das erste Szenario erscheint derzeit immer unwahrscheinlicher, daher sollten sich Marktbeobachter auf einen Konsens vorbereiten, die gegenwärtigen Produktionskürzungen für einen gewissen Zeitraum zu verlängern, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Drohung Saudi-Arabiens, seine Produktion zu steigern, eine reale Möglichkeit darstellt, die die Preise in den Keller schicken würde.